Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lyon - A.M.O.R. 01

Lyon - A.M.O.R. 01

Titel: Lyon - A.M.O.R. 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Madea
Vom Netzwerk:
klang eindeutig nach unermesslichen Schmerzen. Sie spürte die Qual und meinte, Lyon vor sich zu sehen, wie er sich vor Pein wand. Rasch kletterte sie über die Reste des Mauerwerks, sprang auf unebene, feuchte Steinstufen und tastete sich ihrem Gehör folgend voran. Sie hätte sich gern den Ärmel vor die Nase gehalten, wenn der nicht auch bereits nach Fäulnis und Moder gestunken hätte. Ihr Knöchel pochte wieder stärker, das kalte Wasser hatte betäubend gewirkt. Ihre Fußsohlen schienen auf Nägel zu treten, die Socken halfen nicht viel gegen den Schutt auf dem Boden.
    Portal, Flure, Küche, Abstellräume ließ sie hinter sich, aber nicht, ohne nach einem Ausgang zu spähen. Sie war nicht sicher, ob sie nicht Reißaus genommen hätte, wäre plötzlich eine Ausgangstür vor ihr erschienen. Sie stockte. Ein Brummen, wie von einem Hubschrauber, kam auf sie zu. Reflexartig ging Adina in die Hocke, das Geräusch sauste über sie hinweg. Sie sah hinterher und biss sich auf die Lippe. Das konnte nicht … herrje, eine Fliege verursachte doch nicht solch einen Lärm. Nicht drüber nachdenken, weiter. Sie holte tief Luft und folgte dem Raum bis ans Ende – klar, der Keller.
    Spärlich beleuchtete, nur mit einem Kreuz ausgestattete Zimmer, kannte sie glücklicherweise aus dem Kloster. Eine wuchtige Tür lehnte nur an. Adina schob sie weiter auf und fasste in Klebriges. Sie roch mit verzogenem Mund daran. Blut. Verdammt! Vorsichtig tastete sie sich endlose Treppenstufen hinunter und blieb an einer Abzweigung stehen. Ein Scheideweg. Sie horchte wieder. Nichts. Verflixt, wenn er starb, weil sie den falschen Weg wählte … Auf einmal sah sie in vollkommener Finsternis vor ihrem inneren Auge einen rötlichen Nebel aus dem rechten der drei Gänge schweben. Er floss dahin wie ein rubinrotes Seidentuch im seichten Wind. Und jetzt atmete sie es auch – Sandelholz und Moschus mit einem Hauch frischer Cranberry. Extravagant, herb, ursprünglich und arrogant. Lyon.
    Das war eindeutig gruselig, aber darüber konnte sie sich später den Kopf zerbrechen. Der Duft führte sie durch Tunnel und Stufen hinab. Der Steinboden wich modriger Erde und die niedrige Höhlendecke schimmerte feucht, ein unstetes Platschen verriet durchsickerndes Wasser. Es schien wärmer zu sein.
    Adina schlang die Arme um den Körper und lauschte. Das erotische Aroma verstärkte sich, übertünchte aber den Geruch nach Muttererde und Blut nicht, der schwer in der düsteren Grotte hing. Lyons Gegenwart ließ sie erschaudern. Dann hörte sie es. Ein Herz schlug hart und kräftig in einer Brust.
     

     
    Lyon lag in dem heiligen Erdreich seiner Ahnen begraben. Seit Jahrtausenden heilten sich Vampire und einige artverwandte Spezies, indem sie sich in die Hand der allgewaltigen Mutter Erde legten und sich reines Blut zuführten. Er war so lange nicht mehr über einen längeren Zeitraum wach gewesen, hatte sich unzureichend genährt, dass ihn der Kampf ohne seinen Schutzschild fast das Leben gekostet hätte. Zudem hatten ihn der ewige Schlaf und der Alkohol geschwächt, die Verwandlungen verlangten ihm ungewohnt viel Kraft ab.
    Er zermarterte sich das Gehirn, wie er den Magyc im Wald in die Flucht geschlagen hatte. Mit einem Hieb? Mit Magie? Er konnte sich nicht erinnern, als wäre er bereits bewusstlos gewesen, was natürlich unmöglich war. Außerdem fragte er sich, ob er den Magycenjunkie getötet hatte, als Adina sich die Stufen zu den Katakomben hinabtastete. Verflixt, wie war sie aus dem Turm gekommen? Als er nach dem Kampf aus seiner Benommenheit erwachte und Adina ihn immer noch nicht freiwillig begleiten wollte, zog er ernstlich in Erwägung, sie ihrem Schicksal zu überlassen. Aber da sie ihn geistesgegenwärtig vor dem Verbrennen, dem entsetzlichsten Tod, den er sich vorzustellen vermochte, bewahrt hatte, sah er sich förmlich gezwungen, sie mitzunehmen. Nun ja, zumindest könnte er ihr dies als Begründung präsentieren, falls sie fragte. Sie brauchte ja nicht unbedingt zu erfahren, wie sehr er sie begehrte.
    Niemand hatte den Tod seiner Familie miterlebt – außer ihm. Gerade in solchen schwachen Momenten spürte er die großflächigen Brandwunden auf der Haut wieder, obwohl sie seit Jahrhunderten verheilt waren. Unweigerlich blitzten die Bilder vor seinen Augen auf, wenn er an seine Eltern, seine Geschwister dachte. Es brachte ihn beinahe um. Einzig vehementes Verdrängen half.
    Aber Adina allein im Wald zurücklassen … es hatte sich angefühlt,

Weitere Kostenlose Bücher