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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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uns für ebenso gering, wie wir die Fische.«
    Aillas verabschiedete sich von Graithe. Auf dem Rückweg zum Dorf Glymwode bog er auf einen Seitenpfad und näherte sich einem halb vermoderten Baumstumpf. Dann wickelte er Persilian aus und stellte ihn aufrecht gegen den Stumpf. Einen Augenblick lang sah er sich in dem Spiegel: hübsch und anmutig sah er aus, trotz der harten Linien um Mund, Kinn und Wange. Seine Augen leuchteten hell und klar wie blaue Lichter. Doch dann veränderte Persilian aus purer Boshaftigkeit das Spiegelbild, und Aillas schaute plötzlich in das Gesicht eines Igels.
    Er sprach: »Persilian, ich brauche deine Hilfe.«
    »Möchtest du eine Frage stellen?«
    »Ja.«
    »Das ist dann deine dritte.«
    »Ich weiß. Deshalb will ich dir zuvor den Sinn meiner Frage erläutern, damit du mir nicht wieder mit einer oberflächlichen Ausflucht antwortest. Ich suche meinen Sohn Dhrun, der von den Elfen von Thripsey Shee entführt wurde. Meine Frage wird lauten: ›Wie kann ich meinen Sohn lebendig und wohlbehalten in meine Obhut bringen?‹ Ich will von dir genau wissen, wie ich meinen Sohn ausfindig machen und im vollen Besitz seiner Gesundheit, Jugend und Geisteskraft befreien kann, ohne mich und ihn der Gefahr einer Bestrafung durch die Elfen auszusetzen. Ich will meinen Sohn jetzt ausfindig machen und befreien, und nicht erst in Wochen, Monaten oder Jahren. Und ich will nicht auf irgendeine unvorhergesehene Weise betrogen oder zum Narren gehalten werden. Deshalb, Persilian ...«
    »Ist dir vielleicht schon einmal aufgefallen«, unterbrach ihn Persilian, »daß dein Verhalten höchst anmaßend ist? Daß du meine Unterstützung forderst, als wäre es eine Pflicht, die ich dir schulde, während du – wie alle andern zuvor – es eifersüchtig ablehnst, mich zu befreien, indem du mir eine vierte Frage stellst? Wundert es dich da, daß ich deine Probleme mit Gleichgültigkeit betrachte? Hast du auch nur einen Moment an mich gedacht, an meine Wünsche und Sehnsüchte? Nein, du beutest mich und meine Gabe aus gleich einem Pferd, das du benützest, um eine Last wegzuschleppen. Du schiltst und tyrannisierst mich, als hättest du durch irgendeine Heldentat das Recht erwirkt, über mich zu gebieten; dabei hast du mich in Wirklichkeit König Casmir auf hinterhältigste Weise entwendet. Willst du mich immer noch tyrannisieren?«
    Nach einem Moment der Verwirrung sprach Aillas kleinlaut: »Deine Klagen sind weitestgehend berechtigt. Dennoch – meinen Sohn zu finden ist in diesem Moment mein wichtigstes Anliegen, dem ich alles andere unterordnen muß.
    Deshalb, Persilian, muß ich auf meiner Forderung bestehen. Gib mir eine ausführliche und erschöpfende Antwort auf die Frage: Wie kann ich meinen Sohn sicher in meine Obhut bringen?«
    Persilian erwiderte mit düsterer Stimme: »Frag Murgen.«
    Wütend sprang Aillas von dem Baumstumpf zurück. Nur mit großer Mühe vermochte er seine Stimme zu beherrschen: »Das ist keine angemessene Antwort.«
    »Sie ist gut genug«, versetzte Persilian ungerührt. »Unsere Interessen treiben uns in verschiedene Richtungen. Solltest du freilich den Wunsch haben, eine weitere Frage zu stellen – bitte, es steht dir frei.«
    Aillas nahm den Spiegel und drehte ihn so herum, daß seine Vorderseite auf die Wiese gerichtet war. Mit ausgestrecktem Arm rief er: »Schau! In dem Feld dort hinten ist ein alter Brunnen. Für dich mag die Zeit keine große Bedeutung haben, aber wenn ich dich in den Brunnen werfe, wirst du im Schlamm versinken. Irgendwann wird der Brunnen einstürzen, und du wirst in ihm begraben liegen, vielleicht für immer, und das ist eine Zeitspanne, die gewiß auch für dich eine Bedeutung hat.«
    »Das ist ein Thema, von dem du nichts verstehst«, antwortete Persilian, noch immer mit einem hochmütigen Klang in der Stimme. »Ich darf dich daran erinnern, daß Kürze die Essenz der Weisheit ist. Aber da dich meine Antwort nicht zu befriedigen scheint, will ich dir großzügig entgegenkommen und dir ausführliche Anweisungen geben. Von den Elfen wirst du nichts bekommen, wenn du es ihnen nicht mit einem Geschenk vergiltst. Du hast nichts, was du ihnen anbieten könntest. Murgen ist ein Meistermagier. Er wohnt auf Swer Smod unter dem Berg Gaboon im Teach tac Teach. Auf dem Weg dorthin lauern Gefahren. An Binkings Schlucht mußt du unter einem Felsblock hindurch, der, nur auf eine Nadel gestützt, in heiklem Gleichgewicht schwebt. Gelingt es dir nicht, den Wächter, einen

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