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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Augen und Nase offen. Auch ich werde aufpassen, und es wäre doch gelacht, wenn es uns nicht gelingen würde, König Rhodions Hut zu erhaschen!«
    Glyneth umarmte Dhrun und gab ihm einen Kuß auf die Wange. »Hast du gehört? Du mußt so schön spielen, wie du eben kannst, dann wird König Rhodion früher oder später auftauchen. Und dann ist's aus und vorbei mit den sieben Jahren Pech.«
    »Ich müßte schon großes Glück haben, wenn er zufällig des Weges käme. Also werde ich wohl noch sieben Jahre warten müssen. Und bis dahin bin ich alt und krumm.«
    »Dhrun, du redest wirklich Unsinn! Gute Musik ist immer das beste Mittel gegen Pech, vergiß das niemals!«
    »Ich kann dieser Ansicht nur beipflichten!« sagte Doktor Fidelius. »Und nun kommt mit mir, ihr zwei. Wir müssen noch ein paar Dinge an euch verändern.«
    Doktor Fidelius nahm die beiden Kinder mit zu einem Kaufmann, der mit feinen Schuhen und Kleidern handelte. Beim Anblick von Dhrun und Glyneth schlug er die Hände über dem Kopf zusammen. »In die Hinterkammer mit euch!«
    Knechte füllten Zuber mit warmen Wasser und legten süß duftende Seife aus Byzanz dazu. Dhrun und Glyneth zogen sich aus und schrubbten sich den Schmutz von der langen Wanderung vom Leib. Die Knechte brachten ihnen Handtücher und Leinenleibchen, und dann bekamen sie schöne neue Kleider: blaue Hosen, ein weißes Hemd und ein muskatbrauner Rock für Dhrun; ein Kleid aus hellgrünem Batist für Glyneth, dazu ein dunkelgrünes Band für ihr Haar. Weitere Kleider wurden in eine Schachtel gepackt und von einem Burschen zum Wagen gebracht.
    Doktor Fidelius musterte die zwei mit zufriedener Miene. »Wo sind die zwei zerlumpten Straßenkinder geblieben? Statt dessen haben wir jetzt einen stattlichen Prinzen und eine schöne Prinzessin!«
    Glyneth lachte. »Mein Vater war nur ein kleiner Junker in dem Städtchen Throckshaw in Ulfland, aber Dhruns Vater ist wahrhaftig ein Prinz, und seine Mutter ist eine Prinzessin.«
    Doktor Fidelius' Interesse war erweckt. »Wer hat dir das gesagt?« fragte er Dhrun.
    »Die Elfen.«
    Doktor Fidelius sprach langsam und mit Bedacht: »Wenn das wahr ist, und das könnte es sehr wohl sein, dann bist du eine sehr wichtige Person. Denn dann könnte deine Mutter Suldrun gewesen sein, Prinzessin von Lyonesse. Ich muß dir leider sagen, daß sie tot ist.«
    »Und mein Vater?«
    »Über ihn weiß ich nichts. Er ist eine ziemlich geheimnisumwitterte Gestalt.«
     

20
    Früh am Morgen, die Sonne hing noch tief hinter den Bäumen, und das Gras war noch naß vom Tau, führte Graithe, der Holzfäller, Aillas zur Madling-Wiese. Er deutete auf einen flachen Hügel, auf dem eine kleine, verkrüppelte Eiche stand. »Das ist Thripsey Shee. Für die Augen eines gewöhnlichen Sterblichen mag er sehr klein und nichtssagend erscheinen, aber vor langer Zeit, als ich noch jung und waghalsig war, stahl ich mich einmal in einer Mittsommernacht, wenn die Elfen sich keine Mühe machen, sich zu verbergen, hierher. Und wo Ihr jetzt einen grasbewachsenen Hügel und einen alten Baum seht, da sah ich Zelte aus Seide und Millionen Elfenlichter und Türme, einer höher als der andere. Die Elfen ließen Musikanten zur Pavane aufspielen, und der Tanz begann. Ich hatte das Gefühl, ich müßte zu ihnen rennen und mittanzen, aber ich wußte, wenn ich auch nur einen Tanzschritt auf Elfenboden machen würde, müßte ich ohne Unterlaß für den Rest meines Lebens weitertanzen, und so hielt ich mir die Ohren zu und wankte davon wie einer, der aller seiner Sinne beraubt ist.«
    Aillas schaute sich auf der Madling-Wiese um. Er hörte Vogelgezwitscher – oder war es Lachen? Er machte drei Schritte vorwärts, zur Mitte der Wiese hin, und rief: »Elfen, ich bitte euch, hört mich an! Ich bin Aillas, und der Knabe Dhrun ist mein Sohn! Möchte nicht bitte einer herauskommen und mit mir sprechen?«
    Stille senkte sich über die Madling-Wiese. Nur der erneute Ruf eines Vogels war zu hören. In der Nähe des Hügels war Bewegung. Die Lupinen und der Rittersporn wippten und wogten, obwohl die Morgenluft ruhig war.
    Graithe zupfte ihn am Ärmel. »Kommt. Gehen wir lieber fort von hier. Sie führen einen bösen Streich im Schilde. Wenn sie den Wunsch hätten, mit Euch zu sprechen, hätten sie das sofort gemacht. Jetzt planensie Übles. Kommt, bevor Ihr Opfer eines ihrer Streiche werdet.«
    Die zwei machten sich auf den Rückweg durch den Wald. Graithe sagte: »Sie sind schon ein seltsames Volk. Sie erachten

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