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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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farbenfrohe Fahnenschmuck allenthalben.«
    »Wo kommt dieser köstliche Duft her?« fragte Dhrun. »Er erinnert mich daran, wie hungrig ich bin.«
    »Ungefähr zwanzig Schritt windwärts steht ein Mann mit einem weißen Hut, der Würstchen brät. Auch mir läuft bei diesem Duft das Wasser im Munde zusammen, aber wir haben nur noch sieben Dukaten und ein paar Heller, mit denen wir uns über Wasser halten müssen, bis es uns gelingt, uns irgendwie ein wenig Geld zu verdienen.«
    »Macht der Würstchenverkäufer ein gutes Geschäft?«
    »Nicht sonderlich.«
    »Dann laß uns versuchen, ob wir ihm das Geschäft nicht ein bißchen beleben können.«
    »Schön und gut, aber wie?«
    »Hiermit.« Dhrun holte seine Flöte hervor.
    »Eine sehr gute Idee.« Glyneth führte Dhrun dicht an den Würstchenstand. »Spiel jetzt«, flüsterte sie. »Schöne Weisen, lustige Weisen, hungrige Weisen!«
    Dhrun begann zu spielen, erst langsam und bedächtig, dann immer schneller, bis schließlich seine Finger sich von ganz allein zu bewegen schienen und förmlich über die Grifflöcher flogen, dem Instrument lustig trillernde Weisen entlockend. Passanten blieben stehen, um zu lauschen. Sie scharten sich um den Stand des Würstchenverkäufers, und viele kauften Würstchen, so daß der Mann Mühe hatte, mit dem Braten nachzukommen.
    Nach einer angemessenen Weile trat Glyneth zu dem Würstchenmann. »Herr, könnten auch wir bitte ein Würstchen bekommen? Wir sind sehr hungrig. Wenn wir aufgegessen haben, spielen wir sogleich weiter.«
    »Das ist ein guter Handel von meinem Standpunkt aus.« Der Würstchenmann reichte ihnen einen großen Teller mit Brot und gebratenen Würsten, und als sie sich sattgegessen hatten, spielte Dhrun weiter: Giguen und Hupfauf, lustige Ringelreihen und Seemannstänze, daß es den Zuhörern nur so in den Füßen juckte, während ihnen gleichzeitig der Duft der gebratenen Würste in die Nase stieg. Innerhalb einer Stunde hatte der Würstchenmann alle seine Würste verkauft, woraufhin Glyneth und Dhrun sich unauffällig von dem Stand entfernten.
    Im Schatten eines in der Nähe stehenden Wagens stand ein hochgewachsener junger Mann mit kräftigen breiten Schultern, langen Beinen, einer langen Nase und klaren grauen Augen. Sein strähniges, sandfarbenes Haar hing ihm bis auf die Schultern, doch trug er weder Bart noch Schnäuzer. Als Glyneth und Dhrun an ihm vorbeikamen, trat er vor und sprach sie an.
    »Mir hat dein Spiel gefallen«, sagte er zu Dhrun. »Wo hast du diese Kunst gelernt?«
    »'s ist ein Geschenk der Elfen von Thripsey Shee, Herr. Sie gaben mir die Flöte, einen Geldbeutel, einen Talisman gegen Angst und sieben Jahre Pech. Den Beutel und das Amulett haben wir verloren, aber ich habe noch die Flöte und das Pech, das an mir hängt wie ein übler Geruch.«
    »Thripsey Shee ist weit, in Lyonesse. Wie seid ihr hierhergekommen?«
    »Wir sind durch den großen Wald gewandert«, erklärte Glyneth. »Dabei stieß Dhrun zufällig auf ein paar Waldnymphen; sie badeten und waren ganz nackt. Da sandten sie Zauberbienen in seine Augen, und nun kann er nicht mehr sehen, bis es uns gelingt, die Bienen zu vertreiben.«
    »Und wie wollt ihr das anstellen?«
    »Man riet uns, Rhodion, den König der Elfen, zu suchen und ihm den Hut abzunehmen, was ihn zwingt, nach unserem Geheiß zu handeln.«
    »Ein vernünftiger Rat, gewiß. Aber dazu müßt ihr König Rhodion erst einmal finden, was gar nicht einfach ist.«
    »Es heißt, er zeige sich oft auf Jahrmärkten: ein freundlicher Herr mit einem grünen Hut auf«, sagte Glyneth. »Damit kann man doch schon etwas anfangen.«
    »Ja, gewiß ... Seht doch! Da geht gerade einer vorbei! Und da kommt noch einer!«
    Glyneth sagte unsicher: »Ich glaube nicht, daß einer von beiden König Rhodion ist; gewiß nicht der Betrunkene, auch wenn er der Fröhlichere von den beiden ist. Nun, aber es gibt auch noch einen anderen Weg, nämlich einen Erzmagier um Beistand zu bitten.«
    »Auch dieser Rat ist leichter zu geben als zu befolgen. Die Magier unternehmen nämlich große Anstrengungen, ihre Abgeschiedenheit zu bewahren. Sonst sähen sie sich nämlich rasch von einer endlosen Schlange Hilfesuchender bedrängt.« Als er ihre traurigen Gesichter sah, fuhr er fort: »Aber vielleicht gibt es doch einen Weg, diese Schwierigkeiten zu umschiffen. Wenn ich mich vorstellen darf, ich bin Doktor Fidelius. Ich ziehe mit diesem Wagen, der von zwei Wunderpferden gezogen wird, durch Dahaut. Das Schild an

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