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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Burg beleuchteten Fackeln einen Paradeplatz, der jetzt verwaist lag. Weitere, in Parallelreihen angeordnete Fackeln markierten die Brustwehren einer Mauer quer über die schmale Sohle des Tals. Wie der Para-deplatz war auch sie bar von Verteidigern.
    Eine Meile weiter westlich, auf dem Grat, deutete eine weitere Ansammlung von Lagerfeuern auf ein zweites Lager hin – vermutlich ebenfalls Ska.
    Die Szenerie war von einer geisterhaften Pracht, die Aillas mit einem Schauer der Ehrfurcht erfüllte. Er schaute noch eine Weile, dann riß er sich von dem Anblick los und stieg im Mondschein hinab zu seinem eigenen Nachtlager.
    Die Nacht war ungewöhnlich kalt für die Jahreszeit. Aillas lag auf seinem Bett aus Zweigen und zitterte trotz Mantel und Satteldecke vor Kälte. Irgendwann schlief er ein, doch nicht fest, und er wachte mehrmals während der Nacht auf und lag wach und schaute, wie der Mond über den Himmel zog. Einmal, als der Mond sich bereits hart nach Westen neigte, hörte er in der Ferne einen Schrei in Alttonlage: eine Mischung aus Heulen und Stöhnen, so unheimlich, daß sich ihm die Nackenhaare sträubten. Er kauerte sich tief in sein Bett. Minuten verstrichen; der Schrei wiederholte sich nicht. Schließlich sank er in einen dumpfen, betäubungsähnlichen Schlaf, aus dem er erst erwachte, als die ersten Sonnenstrahlen auf sein Gesicht fielen.
    Er raffte sich träge auf, wusch sich das Gesicht im Bach und überlegte, wie er am besten weitergehen sollte. Der Pfad zum Gipfel mochte sehr wohl unten auf den Trompada münden. Eine günstige Route, vorausgesetzt, sie führte ihn nicht in allzu große Nähe der Ska. Er entschloß sich, zunächst noch einmal zum Gipfel hinaufzugehen, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Er steckte einen Kanten Brot und ein Stück Käse als Wegzehr ein und stieg zum Gipfel. Die Berge hinter und unter ihm fielen in hökkerigen Ausläufern, Schluchten und Falten bis fast zum Rande des Waldes hin ab. Soweit er beurteilen konnte, verlief der Pfad bis hinunter zum Trompada, eignete sich also gut für seine Zwecke.
    An diesem klaren, sonnigen Morgen duftete die Luft süß nach Gebirgskräutern: Heidekraut, Gaspeldorn, Rosmarin und Zeder. Aillas überquerte den Gipfel, um zu sehen, wie es um die Belagerung von Tintzin Fyral stand. Es war, so ging ihm durch den Sinn, eine Episode von weitreichender Bedeutung. Hatten die Ska erst Poëlitetz und Tintzin Fyral in ihrer Gewalt, dann kontrollierten sie faktisch die Ulflande.
    Als er sich dem Rand näherte, duckte er sich auf Hände und Knie, um zu vermeiden, daß sich seine Silhouette gegen den Himmel abhob. Dicht vor dem Rand legte er sich auf den Bauch und kroch vorsichtig vorwärts, bis er den Kopf schließlich über den Abgrund schieben und ungehindert über die Schlucht spähen konnte. Fast genau unter ihm erhob sich Tintzin Fyral auf ihrer Felsspitze: nah zwar, doch nicht so nah, wie es am Abend zuvor den Anschein gehabt hatte, als er glaubte, er könne die Distanz mit einem Steinwurf überwinden. Nun war jedoch deutlich zu sehen, daß die Burg fast außer Bogenschußweite lag. Der höchste Turm gipfelte in einer zinnenbewehrten Terrasse. Ein Sattel oder Kamm verband die Burg mit den angrenzenden Bergeshöhen. Gleich hinter diesem Kamm befand sich die nächstliegende strategisch günstige Stelle, von unten verstärkt durch einen Schutzwall aus Steinblöcken. Sie lag direkt über der Burg, klar innerhalb Bogenschußweite. Bemerkenswert der törichte Hochmut von Faude Carfilhiot, dachte Aillas, eine solch günstige Angriffsplattform unbewehrt zu lassen. Auf der Plattform wimmelte es jetzt von Ska-Kriegern. Sie trugen stählerne Helmeund langärmelige schwarze Überröcke. Die grimmige, behende Zielstrebigkeit, mit der sie sich bewegten, erinnerte an ein Heer schwarzer Mörderameisen. Wenn König Casmir die Hoffnung gehegt hatte, eine Allianz mit den Ska zu schmieden oder wenigstens ein Stillhalteabkommen, so mußte seine Hoffnung spätestens jetzt als zerbrochen betrachtet werden, denn durch den Angriff auf Tintzin Fyral hatten die Ska sich unmißverständlich zu seinen Feinden erklärt.
    Sowohl die Burg als auch das Evandertal schienen an diesem strahlenden Morgen in Lethargie zu verharren. Kein Bauer, der sein Feld bestellte oder die Straße entlangging, keine Spur von Carfilhiots Truppen. Unter gewaltigen Anstrengungen hatten die Ska vier schwere Katapulte über das Moor, den Berg hinan und auf den Kamm, der Tintzin Fyral

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