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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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ich beobachte dich genau! Ich kenne deine Sorte! Bummler haben bei mir keine Chance!« Soweit Aillas feststellen konnte, leistete Taussigs Brigade genauso viel wie die anderen, und so stieß Taussigs Gebrüll bei ihm auf Gleichgültigkeit. Die Ereignisse des Vormittags hatten in ihm ein Gefühl der Taubheit zurückgelassen. Erst jetzt begann ihm langsam die ganze Tragweite bewußt zu werden.
    Zum Mittag erhielten die Skalinge Brot und Suppe. Aillas saß beim Essen in einem Zustand stumpfer Teilnahmslosigkeit auf seiner linken Hinterbacke. Zur Vormittagsschicht war er mit Yane zusammengespannt worden, einem schweigsamen Nord-Ulfländer von vielleicht vierzig Jahren. Yane war von kleiner Statur, sehnig und langarmig. Er hatte dunkles, struppiges Haar und ein ausgemergeltes, ledernes Gesicht. Yane beobachtete Aillas ein paar Minuten, dann sagte er mürrisch: »Iß, Bursche, damit du bei Kräften bleibst. Brüten bringt nichts Gutes.«
    »Ich habe wichtige Angelegenheiten, die ich nicht vernachlässigen darf.«
    »Vergiß sie. Heute hat dein neues Leben angefangen.« Aillas schüttelte den Kopf. »Nicht für mich.«
    Yane stieß ein Grunzen aus. »Wenn du zu flüchten versuchst, wird jeder in deiner Brigade ausgepeitscht und degradiert, Taussig eingeschlossen. Und so bewacht jeder den anderen.«
    »Und keiner versucht je zu fliehen?«
    »Selten.«
    »Und was ist mit dir? Hast du niemals versucht zu fliehen?«
    »Von hier zu entkommen ist schwieriger, als du vielleicht denkst. Das ist ein Thema, das niemand anschneidet.«
    »Und es wird auch niemand je freigelassen?«
    »Nach seiner Dienstzeit wird man in den Ruhestand entlassen. Was man dann macht, kümmert sie nicht.«
    »Wie lange dauert eine solche ›Dienstzeit‹?«
    »Dreißig Jahre.«
    Aillas stöhnte. »Wer ist hier der Anführer der Ska?«
    »Das ist Herzog Mertaz. Er steht dort vorn ... wohin gehst du?«
    »Ich muß mit ihm sprechen.« Aillas erhob sich mit schmerzverzerrtem Gesicht und ging zu dem hochgewachsenen Ska, der mit düsterer Miene auf Tintzin Fyral hinunterstarrte. Aillas blieb vor ihm stehen. »Ihr seid Herzog Mertaz, Herr?«
    »Der bin ich.« Der Ska musterte Aillas aus graugrünen Augen.
    Aillas sprach mit maßvoller Stimme: »Herr, heute morgen nahmen Eure Soldaten mich gefangen und legten mir diesen eisernen Kragen um den Hals.«
    »Soso.«
    »In meinem eigenen Lande bin ich ein Edelmann. Ich sehe keinen Grund, warum ich so behandelt werden sollte. Unsere Länder liegen nicht im Krieg miteinander.«
    »Die Ska liegen mit der ganzen Welt im Krieg. Wir erwarten keine Milde von unseren Feinden und lassen selbst keine Milde walten.«
    »Dann ersuche ich Euch, daß Ihr Euch an die Regeln des Kriegswesens haltet und mir gestattet, mich freizukaufen.«
    »Unser Volk ist nicht sehr reich an Menschen. Was wir benötigen, sind Arbeitskräfte, nicht Gold. Dir wurde heute ein Datum eingebrannt. Dreißig Jahre mußt du dienen, dann wirst du mit einem großzügigen Altersruhegeld freigelassen. Wenn du zu fliehen versuchst, wirst du verstümmelt oder getötet. Wir rechnen mit solchen Versuchen und sind daher sehr wachsam. Unsere Gesetze sind einfach und lassen keinen Raum für Zweideutigkeiten. Befolge sie. Und nun gehe zurück an deine Arbeit.«
    Aillas kehrte zu Yane zurück, der ihn die ganze Zeit über beobachtet hatte. »Nun?«
    »Er sagte mir, daß ich dreißig Jahre arbeiten muß.«
    Yane kicherte leise und stand auf. »Taussig ruft uns.«
    Über die Höhenzüge kamen ganze Konvois von Ochsenkarren, die mit Stämmen beladen waren. Skaling-Brigaden schleppten das Holz auf den Grat. Zoll für Zoll schob sich der hölzerne Tunnel über den Sattel Tintzin Fyral entgegen.
    Bald näherte sich der Tunnel den Burgmauern.Carfilhiots Soldaten warfen mit Öl gefüllte Blasen von den Zinnen herunter und schossen Brandpfeile hinterher. Orangefarbene Flammen loderten empor.Gleichzeitig sickerten Tropfen des brennenden Öls durch die Ritzen in den Tunnel und zwangen die darin Arbeitenden zum Rückzug.
    Daraufhin wurden speziell angefertigte Blenden aus Kupferblech von einer dazu ausgebildeten Brigade nach vorn geschafft und über die Stämme gelegt, so daß sie wie ein Schutzdach wirkten. Das brennende Öl perlte von ihnen ab und verbrannte neben dem Tunnel auf der Erde, ohne irgendwelchen Schaden anzurichten.
    Zoll um Zoll schob sich der Tunnel gegen die Burgmauern vor. Die Verteidiger legten eine fast aufreizende, unheilverkündende Gelassenheit an den Tag.
    Der

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