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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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entlang der Straße waren verlassen. Nur die Alten waren geblieben. Die Jungen und Kräftigen waren geflüchtet, um der Zwangsarbeit zu entgehen.
    An einem trüben Morgen – der Wind trug die salzige Gischt vom Meer hundert Schritt weit landeinwärts – marschierte die Kolonne unter einem alten Leuchtturm vorbei, der einst gebaut worden war, umdie Stämme vor danaischen Überfällen zu warnen, und gelangte so in das Vorland, welches de facto Ska-Territorium war. Die Dörfer hier waren vollkommen menschenleer: Alle früheren Bewohner waren entweder getötet, versklavt oder vertrieben worden. In Vax teilte sich die Kolonne in mehrere Gruppen. Ein paar schifften sich nach Skaghane ein, andere marschierten auf der Küstenstraße weiter zu den Granitbrüchen, wo gewisse widerspenstige Skalinge den Rest ihrer Tage damit verbringen würden, Granit zu brechen. Ein weiteres Kontingent, zu dem auch Taussig und seine Brigade gehörten, bog landeinwärts nach Burg Sank ab, dem Sitz von Herzog 23 Luhalcx, die als Sammelstelle für Skaling-Konvois auf dem Marsch nach Poëlitetz diente.
     

22
    Auf Burg Sank wurde Taussigs Gruppe in die Sägemühle abkommandiert. Dort hob und senkte ein mächtiges Wasserrad über ein kompliziertes eisernes Gestänge ein vertikal laufendes, neun Fuß langes Sägeblatt aus geschmiedetem Stahl, das sein Gewicht in Gold wert war. Das Sägeblatt schnitt Bretter und sägte Stämme zu Vierkantbalken mit einer Schnelligkeit und Akkuratesse, die Aillas bemerkenswert fand. Skalinge mit langer Erfahrung überwachten den Mechanismus, schärften liebevoll die Sägezähne und arbeiteten offenbar ohne Druck oder Aufsicht. Taussigs Brigade wurde für die Arbeit im Trockenschuppen eingeteilt, wo Bretter gestapelt und umgeschichtet werden mußten.
    Mit den Wochen zog sich Aillas allmählich immer mehr Taussigs Ungnade zu. Aillas' anspruchsvolle Art und seine Arbeitsunlust waren Taussig ein Dorn im Auge, und er reagierte darauf jedesmal heftiger, als unbedingt nötig. Gegen Yane hegte er ebenfalls eine Abneigung, weil er sein Arbeitspensum ohne sichtbare Anstrengung schaffte, weshalb Taussig ihn der Drückebergerei verdächtigte, obwohl er ihm niemals etwas nachweisen konnte.
    Zuerst versuchte Taussig, Aillas mit Zureden zu überzeugen. »Schau einmal! Ich habe dich schon die ganze Zeit im Auge, und du kannst mich nicht täuschen! Warum zierst du dich so, als wärest du ein ehemaliger Edler? Auf diese Art wirst du dich nie bessern. Weißt du, was mit Bummlern und Nichtsnutzen geschieht? Sie werden ins Bleibergwerk geschickt, und wenn sie hinter ihrem Pensum zurückbleiben, werden sie in die Schwertschmiede geschickt und härten mit ihrem Blut den Stahl. Ich rate dir, etwas mehr Eifer an den Tag zu legen.«
    So höflich er konnte, erwiderte Aillas: »Die Ska haben mich gegen meinen Willen verschleppt. Sie haben mein Leben zerbrochen und mir großes Leid zugefügt. Warum sollte ich mich für sie mehr als nötig schinden?«
    »Dein Leben hat sich verändert, gewiß!« versetzte Taussig. »Mach das Beste daraus, wie wir anderenauch! Überlege einmal! Dreißig Jahre sind nicht eine so lange Zeit! Danach wirst du entweder als freier Mann entlassen, mit zehn Goldmünzen, oder du bekommst einen Bauernhof mit einer Hütte, einer Frau und Vieh, und deine Kinder sind von der Zwangsarbeit frei. Ist das nicht großzügig?«
    »Für die besten Jahre meines Lebens?« Mit einem höhnischen Lächeln wandte Aillas sich ab. Taussig rief ihn wütend zurück. »Du magst vielleicht die Zukunft verschmähen! Aber ich nicht! Wenn meine Brigade nicht genügend Leistung bringt, bin ich es, der dafür geradestehen muß! Und ich will mir wegen dir keine Nachteile einhandeln!« Taussig hoppelte mit zorngerötetem Gesicht davon.
    Zwei Tage später führte Taussig Aillas und Yane zum Hof auf der Rückseite von Burg Sank. Er sprach kein Wort, aber der Schwung seiner Ellenbogen, das gewichtige, ruckartige Auf und Ab seines Kopfes verhießen Bedeutsames.
    An der Stelle, wo das Tor sich zum Hof öffnete, schwang er herum und ließ endlich seiner Wut freien Lauf. »Sie wollten zwei Hausknechte, und da habe ich mich mit vollem Herzen für euch zwei eingesetzt! Jetzt bin ich euch endlich los, und Imboden, der Haushofmeister, ist euer neuer Herr! Erprobt nur eure Aufsässigkeit an ihm, und ihr werdet sehen, was euch das einbringt!«
    Aillas studierte einen Augenblick das wutrote Gesicht, das sich ihm da entgegenreckte, dann wandte er sich mit einem

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