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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Honig. Er trinkt weißen und roten Wein. Auf den Fluren seines Hauses liegen Teppiche, und seinen Körper umhüllt feine Seide. Er hat zwanzig Halsabschneider in prachtvolle Uniformen gesteckt und nennt sie seine ›Paladine‹. Sie setzen alle seine Erlasse durch und oft auch ihre eigenen.«
    »Es gibt guten Grund zu glauben, daß Lord Halies reich ist«, sagte Aillas.
    »Ich bin entrüstet über Lord Halies«, fiel Sir Garstang ein. »Wohlstand und edle Herkunft sind hervorragende Umstände, nach denen wohl ein jeder trachtet. Doch sollte der reiche Edelmann diese seine Würde mit Anstand genießen und niemals Schande über sein Haus bringen, wie Lord Halies es getan hat. Meiner Meinung nach müßte er gezüchtigt, zu einer Geldstrafe verurteilt, gedemütigt und acht oder zehn seiner feinen Pferde beraubt werden.«
    »Das ist exakt auch meine Ansicht«, pflichtete Aillas ihm bei. »Lord Halies gebietet nur über zwanzig Soldaten?«
    »Ja. Und über Schildhauptmann Hunolt, den Scharfrichter.«
    »Und morgen früh werden alle nach Vervold kommen, um der Zeremonie beizuwohnen, und Fair Aprillion wird verwaist liegen?«
    Elric gab ein fast hysterisches, glucksendes Lachen von sich. »Und da wollt Ihr also, während mein Vater im Kessel kocht, das Haus ausrauben?«
    Aillas fragte: »Wie kann er kochen, wenn der Kessel ein Leck hat?«
    »Der Kessel ist dicht. Mein Vater hat ihn selbst geflickt.«
    »Wo ein Loch war, kann leicht ein neues entstehen. Bringt Hammer und Meißel, wir schlagen ein paar Löcher hinein.«
    Elric brachte zögernd die gewünschten Werkzeuge. »Das wird eine Verzögerung bewirken, aber was dann?«
    »Zumindest wird Euer Vater nicht so bald kochen.«
    Die Gruppe verließ die Schmiede und ging zum Platz zurück. Wie vorher waren alle Häuser dunkel, bis auf das gelb flackernde Kerzenlicht in den Fenstern der Taverne, aus der fröhlicher Gesang drang.
    Im Mondlicht näherte sich die Gruppe dem Kessel. Aillas gab Elric einen Wink. »Schlagt!«
    Elric setzte seinen Meißel gegen die Kesselwand und schlug hart mit seinem Hammer darauf. Es klang
    dumpf, wie ein gedämpfter Gongschlag.
    »Noch einmal!«
    Erneut schlug Elric. Der Meißel durchbohrte das Eisen, und der Kessel hatte ein Loch.
    Elric schlug drei weitere Löcher und ein viertes zur Sicherheit. Nach getaner Tat trat er zurück und betrachtete sein Werk in düsterer Erregung.
    »Auch wenn sie mich nun ebenso kochen, niemals bereue ich, was ich heute nacht getan!«
    »Ihr werdet nicht gekocht werden und Euer Vater auch nicht. Wo liegt Fair Aprillion?«
    »Der Weg führt dort entlang, zwischen den Bäumen durch.« Die Tür der Taverne ging auf. Aus dem Rechteck aus gelbem Kerzenschein kamen vier Männer hinaus auf den Platz getorkelt. Mit trunkheiseren Stimmen brüllten sie derbe Scherze.
    »Das sind Halies' Soldaten?« fragte Aillas.
    »Ganz recht, und jeder ein Rohling durch und durch.«
    »Dann hurtig, hinter die Bäume dort. Machen wir kurzen Prozeß mit ihnen – und schon sind es statt zwanzig nur mehr sechzehn!«
    Elric machte eine unsichere Geste des Protestes. »Wir haben keine Waffen!«
    »Was? Seid ihr Vervolder allesamt Hasenfüße? Wir sind neun und sie vier!«
    Darauf wußte Elric nichts zu erwidern.
    »Kommt, rasch jetzt!« drängte Aillas. »Da wir nun einmal Diebe und Mörder sind, laßt uns unsere Rolle auch ausfüllen!« Die Gruppe rannte quer über den Platz und versteckte sich in den Büschen am Wegesrand. Durch die zwei großen Ulmen links und rechts des Weges sickerte das Mondlicht und warf ein silbernes Filigran über den Weg.
    Die neun Männer suchten sich Stöcke und Steine, dann legten sie sich auf die Lauer. Die Stille der Nacht wurde noch gesteigert durch die grölenden Stimmen, die vom Platz herüberschollen.
    Minuten vergingen, dann wurden die Stimmen lauter. Jetzt kamen die Paladine in Sicht. Rülpsend und grölend kamen sie herangetorkelt. Einer rief Zinctra Lelei, die Göttin der Nacht, an, sie solle das Firmament in festerem Griff halten, damit es sich nicht so drehe. Ein anderer verfluchte ihn für seine wackligen Knie und empfahl ihm, doch auf Händen und Knien weiterzukriechen. Der dritte kicherte fortwährend blöde über irgendeine lustige Geschichte, die nur ihm bekannt war oder möglicherweise auch überhaupt niemandem. Der vierte versuchte, seinen Schluckauf dem Takt seiner Schritte anzugleichen. Die vier kamen näher. Plötzlich trappelten flinke Schritte, dann das Geräusch von Hammer, der durch Knochen

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