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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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verschnürt und in den Kessel gesetzt. Das gleiche widerfuhr Hunolt. Alsdann wurde der Kessel brusthoch mit Wasser gefüllt und das Reisig angesteckt. Rings um den Kessel hüpften und tollten die Vervolder in trunkenem Freudentaumel. Dann faßten sie sich bei den Händen und tanzten einen Ringelreihen um den Kessel.
     
    Zwei Tage darauf verließen Aillas und seine Gruppe Vervold. Sie trugen feine Kleider, Stiefel aus weichem Leder und Harnische aus feinstem Kettenpanzer. Ihre Pferde waren das Beste, was die Ställe von Fair Aprillion zu bieten hatten, und ihre Satteltaschen waren mit Gold und Silber gefüllt.
    Sie waren nur mehr sieben an der Zahl. Bei einem Festmahl hatte Aillas den Dorfältesten geraten, einen aus seiner Gruppe zu ihrem neuen Herrn zu wählen. »Sonst wird ein anderer Herr aus der Nachbarschaft mit seinen Truppen kommen und sich zum Lord des Gebietes ausrufen.«
    »Der Gedanke hat uns schon Kummer bereitet«, sagte der Schmied. »Doch wir hier im Dorf stehen einander zu nahe; wir kennen eines jeden Geheimnisse, und keiner könnte sich ordentlichen Respekt verschaffen. Wir möchten lieber einen starken und redlichen Fremden für das Amt. Einen mit gutem Herzen und edlem Geist; einen, der Gerechtigkeit walten läßt, uns keine schwere Steuerlast auferlegt und seine Privilegien nicht mehr gebraucht als absolut notwendig. Kurz, wir bitten Euch selbst, Sir Aillas, daß Ihr der neue Herr über Fair Aprillion und seine Erbländereien werdet.«
    »Nicht ich«, sprach Aillas. »Ich habe dringende Angelegenheiten zu erledigen und bin schon in Verzug. Erkieset einen andren, euch zu dienen.«
    »Dann wäre Sir Garstang unsere Wahl!«
    »Gut gewählt«, sagte Aillas. »Er ist von edler Abkunft, tapfer und großherzig.«
    »Nicht ich«, sprach Sir Garstang. »Ich habe mein eigenes Erbland, und ich sehne mich danach, es wiederzusehen.«
    »Nun, und was ist mit euch andern?«
    »Nicht ich«, wehrte Bode ab. »Ich bin ein rastloser Mensch. Was ich suche, ist nur in der Ferne zu finden.«
    »Nicht ich«, rief Yane. »Ich bin für die Taverne geboren, nicht für den Palast. Ich würde Schande über euch bringen mit meiner Hurerei und Völlerei.«
    »Nicht ich«, schloß sich Cargus an. »Ihr wollt doch keinen Philosophen zu eurem Herrn haben.«
    »Und erst recht keinen gotischen Bastard«, rief Faurfisk.
    Da sprach Qualls gedankenschwer: »Es scheint, daß nunmehr ich der einzige bin, der für dieses Amt geeignet ist. Ich bin edel, wie alle Iren. Ich bin gerecht, nachsichtig, ehrlich. Dazu spiele ich Laute und singe, und so kann ich die Dorffeste mit Späßen und Possen beleben. Ich bin großmütig, aber nicht hochtrabend. Bei Hochzeiten und Hinrichtungen bin ich nüchtern und ehrfurchtsvoll. Für gewöhnlich bin ich unbeschwert, fröhlich und wohlgemut. Außerdem ...«
    »Genug, genug!« rief Aillas. »Du bist eindeutig der rechte Mann für das Amt. Lord Qualls, gebt uns die Erlaubnis, Eure Domäne zu verlassen!«
    »Herr, Eure Bitte sei Euch gewährt, und meine guten Wünsche begleiten Euch. Ich werde oft an Euch denken und sinnen, wie es Euch wohl ergangen sein mag, und mein wildes irisches Herz wird einen Stich bekommen, aber in kalten Winternächten, wenn der Regen gegen die Fenster prasselt, werde ich meine Füße ans Feuer halten, Rotwein trinken und mich glücklich schätzen, daß ich Lord Qualls von Fair Aprillion bin.«
     
    Die sieben ritten nach Süden über eine alte Straße, die nach Auskunft der Vervolder nach Südwesten schwenkte, um den Wald von Tantrevalles herum, und dann nach Süden bog, wo sie schließlich in den Trompada überging. Niemand aus Vervold hatte sich weit in diese Richtung gewagt – oder überhaupt in irgendeine Richtung –, so daß keiner vernünftige Informationen über mögliche Fährnisse zu liefern vermochte.
    Eine Weile schlängelte sich der Weg in unregelmäßigen Kurven und Windungen dahin; nach links, nach rechts, hügelauf, hügelab, dem Ufer eines trägen Flusses folgend, bis er schließlich abschwenkte und durch düsteres Waldgebiet führte. Bauern bestellten die Felder und hüteten Vieh. Zehn Meilen hinter Vervold änderte sich der Menschenschlag: dunkles Haar, dunkle Augen, kleinerer Wuchs, Wachsamkeit bis nahe an die Grenze der Feindseligkeit.
    Im Laufe des Tages wurde das Land rauher. Die Hügel wurden schroffer, die Felder steinig, Ackerbau seltener. Spät am Nachmittag erreichten sie einen Weiler, kaum mehr als eine Handvoll Bauernhäuser, dicht nebeneinander

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