Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
gebaut zum gegenseitigen Schutz und zur schlichten Geselligkeit. Aillas zahlte dem Patriarchen eines der Häuser ein Goldstück. Die Gegenleistung bestand aus einem gewaltigen Abendessen für die ganze Gruppe. Es gab Schweinebraten, über Rebschnitzeln gegrillt, dazu Saubohnen und Zwiebeln, Haferbrot und Wein. Die Pferde bekamen Heu und wurden in einer Scheune eingestallt. Der Patriarch setzte sich eine Weile zu der Gruppe, um aufzupassen, daß alle kräftig zulangten. Schließlich lockerte er seine Schweigsamkeit und fragte Aillas: »Was für ein Volk seid ihr?« Aillas deutete auf die einzelnen Mitglieder seiner Gruppe: »Ein Gote. Ein Kelte. Der dort ist ein Ulf. Jener« – er zeigte auf Cargus – »ist ein Galicier, und jener ein lyonessischer Edelmann. Ich selbst bin Troicer. Wir sind ein bunt zusammengewürfelter Haufen, gegen unseren Willen zusammengebracht von den Ska.«
    »Ich habe von den Ska gehört«, sagte der alte Mann. »Sie werden niemals wagen, ihren Fuß in diese Gegend zu setzen. Wir sind nicht viele, aber wir werden wütend, wenn man uns reizt.«
    »Wir wünschen euch ein langes Leben«, sagte Aillas, »und viele fröhliche Festmähler wie jenes, das ihr uns heute abend vorgesetzt habt.«
    »Ach, das war bloß ein hastig bereiteter Imbiß für unerwartete Gäste. Das nächste Mal, wenn ihr kommt, gebt uns zeitig Bescheid.«
    »Ich wüßte nicht, was wir lieber täten«, erwiderte Aillas. »Aber es liegt noch ein langer, harter Marsch vor uns, und noch sind wir nicht daheim. Was erwartet uns auf dem Weg nach Süden?«
    »Die Geschichten, die wir hören, sind widersprüchlich. Manche berichten von Geistern, andere von Ogern. Einige sind von Räubern belästigt worden, andere führen Klage über Kobolde, die wie Ritter auf gepanzerten Reihern einhersprengen. Es ist schwer, Wahres von schieren Hirngespinsten zu trennen. Ich kann euch nur höchste Vorsicht empfehlen.«
     
    Der Weg verengte sich zu einem breiteren Pfad, der sich nach Süden in die dunstverhangene Ferne wand. Zur Linken war der Wald von Tantrevalles zu sehen, während zur Rechten die Steilhänge des Teach tac Teach aufragten. Die Bauernhöfe verschwanden schließlich ganz, und nur noch hier und da zeugten ein paar Hütten und eine verfallene Fluchtburg von spärlicher Besiedlung. In einer der alten Hütten schlugen die sieben ihr Nachtlager auf.
    Der große Wald lag hier ganz nah. In Abständen vernahm Aillas seltsame Laute aus dem Wald, die ihm eine Gänsehaut über den Rücken laufen ließen. Scharis lauschte gebannt, und Aillas fragte ihn, was er vernehme.
    »Kannst du es nicht hören?« fragte Scharis mit leuchtenden Augen. »Es ist Musik. Dergleichen Klänge habe ich noch nie vernommen.«
    Aillas lauschte eine Weile angestrengt. »Ich höre nichts.«
    »Sie kommt und geht. Jetzt hat sie aufgehört.«
    »Bist du sicher, daß es nicht der Wind ist?«
    »Welcher Wind? Die Nacht ist still.«
    »Wenn es Musik ist, dann solltest du ihr nicht lauschen. In dieser Gegend ist die Magie immer nahe, zum Verderben der gewöhnlichen Sterblichen.«
    Mit einer Spur Unwillen in der Stimme fragte Scharis: »Wieso sollte ich nicht dem lauschen, was ich hören möchte? Wenn es mir doch Dinge sagt, die ich wissen möchte?«
    »Das übersteigt mein Begriffsvermögen«, erwiderte Aillas. Er erhob sich. »Ich lege mich schlafen. Wir haben einen langen Ritt vor uns.«
    Aillas teilte Wachen für die Nacht ein, wobei ihm die Sterne als Markierungspunkte für die jeweilige Ablösung dienten. Bode übernahm die erste Wache allein; auf ihn folgten Garstang und Faurfisk, dann kamen Yane und Cargus, und für die letzte Wache waren Aillas und Scharis vorgesehen. Die Männer machten es sich so bequem wie möglich. Scharis legte sich fast widerstrebend hin, schlief dann aber schnell ein, und Aillas tat es ihm dankbar gleich.
    Als Arkturus seinen abgesprochenen Punkt erreichte, wurden Aillas und Scharis geweckt und begaben sich auf ihren Wachtposten. Aillas bemerkte, daß Scharis seine Aufmerksamkeit nicht länger auf Geräusche aus der Nacht richtete. Leise fragte er: »Was ist mit der Musik? Hörst du sie noch?«
    »Nein. Sie ist verstummt, noch ehe ich einschlief.«
    »Ich wünschte, ich hätte sie auch hören können.«
    »Das wäre dir vielleicht übel bekommen.«
    »Wieso?«
    »Du könntest davon so werden wie ich, zu deinem Leidwesen.« Aillas lachte, wenngleich ein wenig gequält. »Du bist einer der Schlechtesten nicht. Was sollte mir so Schreckliches

Weitere Kostenlose Bücher