Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse
hinter sich die Stützbalken wieder an Ort und Stelle, so daß kein Hinweis mehr auf ihre Funktion zu entdecken war. Nach dem Ausstieg an die Oberfläche stopften sie das Schlupfloch mit Farnkraut zu, legten Erde darauf und bedeckten diese mit Grassoden. »Sollen sie glauben, es sei Magie im Spiel«, sagte Aillas. »Umso besser für uns!«
Die einstigen Skalinge rannten geduckt durch die zunehmende Dunkelheit nach Osten über die Ebene der Schatten, immer tiefer in das Königreich Dahaut hinein. Poëlitetz, die mächtige Ska-Festung, ragte als drohender schwarzer Schatten hinter ihnen gegen den Himmel auf. Die Gruppe machte halt und warf einen letzten Blick zurück. »Ska«, rief Aillas, »du fremdes, düsteres Volk aus der Vergangenheit! Das nächste Mal, wenn wir uns gegenüberstehen, werde ich ein Schwert tragen! Ihr schuldet mir teuer für die Schmerzen, die ihr mir zugefügt, und die Fron, die ihr mir abgepreßt habt!«
Nach einer Stunde des Laufens, Trabens und Gehens erreichte die Gruppe den Gloden-Fluß, dessen Oberlauf den Tamsour in sich aufnahm.
Der Mond, fast voll, ging über dem Fluß auf und warf einen glitzernden Streifen über das Wasser. Neben den im Mondschein silbern schimmernden Schleiern einer riesigen Trauerweide ließ sich die Gruppe nieder, um zu rasten und über die Lage zu beraten. »Wir sind fünfzehn«, sprach Aillas. »Eine große Gruppe. Einige von euch wollen nach Hause, andere haben vielleicht kein Zuhause, zu dem sie gehen könnten. Diesen biete ich an, sich mir auf dem Weg anzuschließen, den ich gehe muß. Ich bin auf der Suche. Diese wird mich zuerst nach Süden zum Tac Tor führen. Wohin danach, vermag ich noch nicht zu sagen. Vielleicht nach Dahaut, wo ich meinen Sohn zu finden hoffe. Alsdann werden wir nach Troicinet gehen, wo ich über Reichtum, Titel und Besitz gebiete. Diejenigen unter euch, die mir als Kameraden folgen, um mich auf meiner Suche zu unterstützen und, so hoffe ich, heil mit mir nach Troicinet zurückkehren, werden reich belohnt werden, das schwöre ich! Ich werde ihnen fruchtbares Land schenken, und sie werden den Titel eines Ritters tragen. Doch ich warne euch! Der Weg ist voller Gefahren! Zuerst zum Tac Tor nahe bei Tintzin Fyral, dann
– wer weiß, wohin? So wählet denn. Geht eures eigenen Weges, oder kommt mit mir, denn hier werden sich unsere Wege trennen. Ich werde den Fluß überqueren und mit denen, die mir folgen, gen Süden ziehen. Die übrigen täten gut daran, nach Osten über die Ebene in die besiedelten Teile Dahauts zu ziehen. Wer will mit mir kommen?«
»Ich komme mit«, erklärte Cargus. »Ich habe niemanden, zu dem ich gehen könnte.«
»Und ich auch«, sagte Yane.
»Wir haben uns zusammengetan in dunklen Tagen«, sagte einer, der Qualls genannt wurde. »Warum dann jetzt auseinandergehen? Besonders, wo ich Land und Ritterwürde erheische.«
Schließlich schlossen sich vier weitere Aillas an. Sie überquerten den Gloden an einer Brücke und folgten einem Weg, der nach Süden abbog. Die anderen, größtenteils Daut, entschieden sich, ihrer eigenen Wege zu gehen, und zogen weiter nach Osten, dem Ufer des Gloden folgend.
Die vier, die sich neben Yane, Qualls und Cargus Aillas angeschlossen hatten, waren Garstang, Qualls, Bode, Scharis und Faurfisk – eine ungleiche Gruppe: Yane und Cargus waren klein, Qualls und Bode groß. Garstang, der wenig von sich erzählte, legte die Manieren eines feinen Herrn an den Tag, während Faurfisk, massig, und blauäugig, erklärte, er sei der Bastard eines gotischen Seeräubers und einer keltischen Fischerin. Scharis, der nicht so alt wie Aillas war, zeichnete sich durch ein hübsches Gesicht und eine angenehme Art aus. Faurfisk hingegen war so häßlich, wie Pocken, Brandmale und Narben einen Menschen nur machen konnten. Er war einst von einem kleinen Baron in Süd-Ulfland gefoltert worden. Sein Haar war schlohweiß, und der Zorn wich nur selten aus seinen Zügen. Qualls, ein entlaufener irischer Mönch, war unverantwortlich jovial und behauptete, er wäre ein ebenso guter Hurenbock wie jeder beliebige Schinderbischof von Irland.
Obwohl die Gruppe sich schon tief in dautischem Territorium befand, drückte die Nähe von Poëlitetz auf die Stimmung, und sie setzten ihren Marsch trotz der nächtlichen Stunde fort.
Während sie so dahingingen, sprach Garstang zuAillas: »Es ist nötig, daß wir eine Übereinkunft treffen. Ich bin ein Ritter aus Lyonesse, von Twanbow, im Herzogtum Ellesmere. Da du
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