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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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zustoßen?«
    Scharis starrte ins Feuer. Schließlich sprach er mit nachdenklich klingender Stimme: »In der Tat, ich bin ziemlich normal – fast zu normal. Mein Fehler ist, ich lasse mich leicht von meiner Phantasie davontragen. Wie du weißt, höre ich Musik, die anderen unhörbar bleibt. Manchmal, wenn ich über das Land schaue, sehe ich plötzliche Bewegung. Versuche ich dann, meinen Blick darauf zu konzentrieren, verschwindet sie an den äußersten Rand meines Gesichtsfeldes. Wärest du wie ich, würdest du in deiner Suche ständig aufgehalten und abgelenkt, bis du sie am Ende aufgeben würdest – womit deine Frage beantwortet wäre.«
    Aillas schürte das Feuer. »Auch ich habe manchmal Wahrnehmungen – Grillen, Einbildungen, wie immer man sie bezeichnen will – von der gleichen Art. Ich schenke ihnen nicht viel Beachtung. Sie sind nicht so eindringlich, als daß sie mir Sorge bereiten würden.«
    Scharis lachte humorlos. »Manchmal glaube ich, ich bin verrückt. Manchmal habe ich Angst. Es gibt Schönheiten, die zu groß sind, als daß man sie ertragen könnte, es sei denn, man ist unsterblich.« Er starrte ins Feuer und nickte plötzlich mit dem Kopf. »Ja, das ist die Botschaft der Musik.«
    Aillas sagte mit einem Gefühl von Unbehagen: »Scharis, mein lieber Freund, ich glaube, du hast Halluzinationen. Deine Einbildungskraft ist zu stark. So einfach ist das!«
    »Wie könnte ich mir etwas so Ungeheuerliches einbilden? Ich habe die Musik gehört – du nicht. Es gibt drei Möglichkeiten: Entweder spielt meine Phantasie mir Streiche, wie du es vermutest, oder mein Wahrnehmungsvermögen ist schärfer als deines, oder – und der Gedanke ist es, der mir angst macht – die Musik ist nur für mich allein bestimmt.«
    Aillas gab ein skeptisches Grunzen von sich. »Glaube mir, am besten wäre es, du verbanntest diese seltsamen Laute aus deinem Hirn. Wenn der Mensch dazu bestimmt wäre, in solche Mysterien einzudringen, oder wenn solche Mysterien tatsächlich existierten, wüßten wir gewiß mehr davon.«
    »Möglich.«
    »Sag mir Bescheid, wenn du wieder einmal solche Wahrnehmungen zu haben glaubst.«
    »Wenn du das wünschst.«
    Der Morgen dämmerte, erst grau, dann perlfarben, dann pfirsichfarben. Als die Sonne schließlich aufging, waren die sieben schon unterwegs durch eine angenehme, wenn auch verlassene Landschaft. Gegen Mittag kamen sie an einen Fluß, von dem Aillas meinte, es müsse der Siss auf seinem Wege zum Gloden sein, und für den Rest des Tages folgten sie dem Uferpfad nach Süden. Am späten Nachmittag ballten sich dunkle Wolken am Himmel zusammen. Ein feuchtkalter Wind erhob sich, der das Grollen fernen Donners herantrug.
    Kurz vor Sonnenuntergang kamen sie an eine steinerne Brücke aus fünf Bögen und gleich dahinter an einen Kreuzweg. Hier kreuzte die Ost-West-Straße, aus dem Wald von Tantrevalles kommend, den Trompada und führte weiter durch eine Gebirgsschlucht bis nach Oäldes in Süd-Ulfland. Just als der Regen herunterzuprasseln begann, gewahrten die sieben gleich hinter dem Kreuzweg einen Gasthof. Er trug den Namen »Zum Stern und Einhorn«. Sie führten ihre Pferde in den Stall und traten ein. Ein munteres Feuer brannte knisternd im Kamin. Hinter der Theke stand ein langer, dünner Mann mit einem Kahlkopf und einem langen, schwarzen Bart, der ihm tief über die Brust hing, einer langen Nase, die bis über den Bart reichte, und großen schwarzen Augen, über welche große, schwere Lider hingen. Neben dem Feuer hockten drei Männer wie Verschwörer über ihrem Bier, die Krempen ihrer schwarzen Hüte tief ins Gesicht gezogen. An einem anderen Tisch saß ein Mann mit einer dünnen, spitzen Nase und einem fein geschwungenen, kastanienbraunen Schnauzbart. Er trug schöne blaue und umbrafarbene Kleider.
    Aillas wandte sich an den Wirt. »Wir wünschen Unterkunft für die Nacht und das Beste, was Ihr an Abendessen zu bieten habt. Und wenn Ihr so freundlich sein wollt, schickt jemanden, der sich um unsere Pferde kümmert.«
    Der Wirt machte eine höfliche, jedoch kühle Verbeugung. »Wir werden unser Bestes tun, Eure Wünsche zu erfüllen.«
    Die sieben setzten sich vor das Feuer, und der Wirt brachte Wein. Die drei über dem Bier kauernden Männer musterten sie verstohlen und flüsterten miteinander. Der feine Herr in Blau und Umbra warf ihnen nur einen kurzen Blick zu und gab sich dann wieder seinen Gedanken hin. Die sieben streckten die Beine vor dem Feuer aus und tranken zügig ihren

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