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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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war die Prinzessin Suldrun und hatte es nicht nötig, sich vor Lakaien zu verstecken, dennoch blieb sie in ihrem Versteck. Neuigkeiten verbreiteten sich rasch durch die Korridore Haidions. Wenn die Lakaien sie entdeckten, dann würde es bald Dame Maugelin wissen, gleich darauf Dame Boudetta, und wer weiß, ob dann nicht auch die Königin oder gar der König davon erfahren würden?
    Die Lakaien waren mit ihren Vorbereitungen fertig und verließen den Saal. Die Türen ließen sie offen.
    Suldrun wagte sich wieder hinter dem Banner hervor. Neben dem Thron blieb sie stehen und lauschte, den Kopf leicht zur Seite geneigt, das feingeschnittene blasse Gesichtchen vor Aufregung gerötet. In einer plötzlichen Aufwallung von Kühnheit rannte sie zurück in den Saal. Doch da hörte sie neue Geräusche: das Klirren von Metall, das dumpfe Hallen schwerer Schritte. In panischem Schrecken fuhr sie herum und rannte zurück hinter den Thron. Als sie über die Schulter spähte, sah sie König Casmir in vollem königlichem Staat herannahen. Er kam, den Kopf hoch erhoben, das Kinn mit dem kurzen blonden Bart stolz nach vorn gereckt, ins Ehrenhaus marschiert. Die Flammen der Wandleuchter spiegelten sich in seiner Krone, einem schlichten goldenen Reif mit silbernen Lorbeerblättern. Er trug einen langen, schwarzen Umhang, der ihm fast bis zu den Absätzen ging, ein schwarzbraunes Wams, schwarze Hosen und schwarze Stiefel. Er trug weder Waffe noch Schmuck. Sein Gesicht war wie immer kalt und unbeweglich. Er erschien Suldrun wie die Verkörperung von ehrfurchteinflößender Pracht. Sie duckte sich auf die Hände und Knie und kroch unter dem Banner hindurch in die Hinterkammer. Erst nach einer Weile wagte sie aufzustehen und durch den Spalt zu spähen.
    König Casmir war die leichte Bewegung des Banners entgangen. Er stand mit dem Rücken zu Suldrun vor dem Tisch, die Hände auf der Lehne des vor ihm stehenden Stuhls.
    Jetzt trat eine Gruppe Herolde, acht an der Zahl, in Zweierreihen in den Saal, jeder von ihnen eine Standarte mit dem Lebensbaum, dem Emblem Lyonesses, vor sich tragend. Sie nahmen an der Rückwand des Saales in langer Reihe Aufstellung. Dann schritten die drei Granden herein, die am frühen Nachmittag eingetroffen waren.
    König Casmir wartete, bis die drei ihre Stühle erreicht hatten, dann setzte er sich. Seine Gäste taten es ihm gleich.
    Haushofmeister stellten neben jeden der vier Männer einen Kelch, welchen alsdann der Oberhaushofmeister mit dunkelrotem Wein aus einem alabasternen Krug füllte. Dann verbeugte er sich und verließ den Saal, und nach ihm die Haushofmeister und die Herolde. Die vier saßen allein am Tisch.
    König Casmir erhob seinen Kelch. »Ich trinke darauf, daß Freude unsere Herzen erfülle, unsere Wünsche erfüllt werden und unser gemeinsames Ziel von Erfolg gekrönt wird.«
    Die vier Männer tranken. König Casmir sprach: »Und nun zu unseren Geschäften. Wir sitzen hier in ungezwungenem und intimem Kreise – sprechen wir offen und ohne Hemmungen. So wird die Diskussion uns allen von Nutzen sein.«
    »Wir werden Euch beim Wort nehmen«, sprach Sir Milliflor. Ein dünnes Lächeln spielte um seinen Mund. »Doch zweifle ich daran, daß unsere Herzenswünsche wirklich in solch naher Übereinstimmung liegen, wie Ihr es wähnt.«
    »Laßt mich eine Position festlegen, der ein jeder von uns beipflichten muß«, erwiderte König Casmir. »Ich zitiere die Erinnerung an die alten Zeiten, als eine einzige Herrschaft einen festen und beständigen Frieden aufrechterhielt. Seither haben wir nur noch Hader, Brandschatzungen, Plünderungen, Krieg und Argwohn gekannt. Die beiden Ulflande sind giftigeÖden, in welchen nur die Ska, Räuber und wilde Bestien herumzustreifen wagen. Die Kelten werden nur kraft ständiger Wachsamkeit in Schach gehalten, wie
    Sir Imphal bestätigen wird.«
    »Ich bestätige es«, sagte Sir Imphal.
    »Dann will ich die Sache in schlichte Begriffe kleiden«, fuhr Casmir fort. »Dahaut und Lyonesse müssen zusammenarbeiten. Wenn wir unsere Kräfte unter einem Oberbefehl vereinigen, können wir die Ska aus den Ulflanden vertreiben und die Kelten bändigen. Als nächstes Dascinet, schließlich Troicinet – unddie Älteren Inseln sind wieder eins. Doch zuerst: die Vereinigung unserer beiden Länder.«
    Sir Milliflor ergriff das Wort. »Eure Darlegungen stehen außerhalb jeglicher Debatte. Allein wir sehen uns von einer Reihe von Fragen gehemmt: Wer übernimmt die Vorherrschaft? Wer führt

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