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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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die Heere? Wer regiert das Reich?«
    »Dies sind geradeheraus gestellte Fragen«, antwortete König Casmir. »Lassen wir sie unbeantwortet, bis wir zu einer prinzipiellen Übereinkunft gefunden haben; dann wollen wir die Möglichkeiten prüfen.«
    Sir Milliflor sagte: »In den grundlegenden Fragen stimmen wir bereits überein. Laßt uns nun die wirklichen Streitpunkte klären. König Audry sitzt auf dem alten Thron Evandig. Wollt Ihr ihm den Vorrang zugestehen?«
    »Das kann ich nicht. Wir können jedoch selbzweit regieren, als gleichberechtigte Herrscher. Weder König Audry noch Prinz Dorcas sind harte Soldaten. Ich werde die Heere führen. König Audry soll auf dem Felde der Diplomatie wirken.«
    Sir Lenard stieß ein grimmiges Lachen hervor. »Und bei der ersten Meinungsverschiedenheit schlagen die Heere den Diplomaten eins aufs Haupt.«
    Auch König Casmir lachte. »Dieser Fall braucht nicht einzutreten. Soll König Audry als oberster Herrscher bis zu seinem Tode regieren. Danach werde ich bis zu meinem Tode regieren. Mein Nachfolger soll Prinz Dorcas sein. In dem Falle, daß er keine Söhne zeugt, soll Prinz Cassander der nächste in der Reihe sein.«
    »Ein interessantes Konzept«, sagte Sir Milliflor trocken. »König Audry ist alt, und Ihr seid vergleichsweise jung. Muß ich Euch daran erinnern? Prinz Dorcas müßte vielleicht dreißig Jahre auf seine Krone warten.«
    »Möglich«, brummte König Casmir.
    »König Audry hat uns instruiert«, fuhr Sir Milliflor fort. »Seine Befürchtungen ähneln den Euren, aber er ist vor Eurem Ehrgeiz auf der Hut. Er deutete an, Ihr hättet gerne, daß Dahaut die Ska bindet, wodurch Ihr freie Hand gegen Troicinet hättet.«
    König Casmir saß einen Moment schweigend da, dann regte er sich und sprach. »Wird Audry einem gemeinsamen Unternehmen gegen die Ska zustimmen?«
    »Das wird er in der Tat, doch unter der Bedingung, daß die Heere unter seinen Oberbefehl gestellt werden.«
    »Hat er keine alternativen Vorschläge?«
    »Er weist darauf hin, daß Prinzessin Suldrun bald im heiratsfähigen Alter sein wird. Er schlägt die Möglichkeit einer Trauung zwischen Prinzessin Suldrun und Prinz Whemus von Dahaut vor.«
    König Casmir lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Whemus ist sein dritter Sohn, nicht wahr?«
    »So ist es, Majestät.« 9
    König Casmir lächelte und faßte sich an seinen kurzen blonden Bart. »Laßt uns lieber seine erste Tochter, die Prinzessin Cloire, mit meinem Neffen Sir Nonus Roman vermählen.«
    »Wir werden Euren Vorschlag pflichtgetreu am Hofe zu Avallon vortragen.«
    König Casmir trank aus seinem Kelch. Die Abgesandten tranken höflich mit. König Casmir schaute ihnen nacheinander ins Gesicht. »Seid ihr also lediglich Überbringer? Oder seid ihr zu verhandeln befugt?«
    Sir Milliflor antwortete: »Wir sind befugt, innerhalb des uns vorgegebenen Rahmens zu verhandeln. Würdet Ihr so gut sein, Euren Vorschlag neu zu formulieren, auf schlichteste Weise, ohne Euphemismus?«
    König Casmir griff den Kelch mit beiden Händen, hob ihn bis auf Kinnhöhe und blickte mit seinen blaßblauen Augen über den Rand auf die drei Abgesandten. »Ich schlage vor, daß die vereinten Heere von Dahaut und Lyonesse unter meinem Oberbefehl die Ska angreifen und zurück über den Atlantik treiben. Alsdann unterwerfen wir die Kelten. Des weiteren schlage ich vor, daß wir unsere Königreiche nicht nur durch Zusammenarbeit, sondern auch durch Heirat vereinigen. Entweder stirbt Audry zuerst oder ich.Der Überlebende soll das vereinigte Reich regieren, und es soll nach alter Sitte ›Königreich der Älteren Inseln‹ genannt werden. Meine Tochter, Prinzessin Suldrun, soll den Prinzen Dorcas heiraten. Mein Sohn Prinz Cassander, soll – standesgemäß heiraten. Soweit mein Vorschlag.«
    »Der Vorschlag hat vieles gemein mit unserer Position«, antwortete Sir Lenard. »König Audry besteht indes darauf, daß militärische Operationen auf dem Boden Dahauts unter seinem Oberbefehl stehen. Zweitens ...«
    Die Verhandlungen zogen sich eine weitere Stunde hin, offenbarten aber nur die beiderseitige Unnachgiebigkeit. Da niemand etwas anderes erwartet hatte, endete das Gespräch in höflicher Atmosphäre. Die Gesandten verließen das Ehrenhaus, um sich vor dem Abendbankett auszuruhen, während König Casmir brütend allein am Tisch zurückblieb. Aus der Hinterkammer beobachtete Suldrun voller Spannung die Szenerie. Ihre Spannung schlug in panische Angst um, als König Casmir

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