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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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immer besorgniserregender, und seine Klagen wurden immer lauter und gereizter. »Wie weit müssen wir denn noch gehen? Jeden Schritt, den wir machen, müssen wir auch wieder zurückgehen. Schon jetzt singen meine Knie ein trauriges Duett.«
    »Sie werden nie wieder singen! Die Heilung wird absolut und endgültig sein.«
    »Das freut mich zu hören. Doch kann ich noch immer kein Zeichen von Eurer Apotheke entdecken.«
    »Sie liegt gleich dort drüben, hinter dem Erlenwäldchen.«
    »Hmf. Ein seltsamer Ort für eine Apotheke.«
    »Genau der rechte für unsere Zwecke.«
    »Aber es führt dort nicht einmal ein Pfad hin!«
    »Um so besser. Auf diese Weise sind wir unserer Ungestörtheit und Diskretion sicher. Hierher, wenn ich bitten darf, hinter die Bäume. Gebt acht, daß Ihr nicht in die Kuhfladen tretet.«
    »Aber hier ist ja gar nichts!«
    »Doch – Ihr und ich, wir sind hier, und ich bin Shimrod, der Magier. Ihr habt mein Haus Trilda ausgeraubt und meinen Freund Grofinet über einer Flamme geröstet. Ich habe lange nach Euch und Eurem Komplizen gesucht.«
    »Unsinn! Nichts dergleichen habe ich getan! Kein Wort davon ist wahr ... Was habt Ihr vor? Haltet sofort ein! Haltet ein, sage ich!«
    Und wenig später: »Habt Erbarmen! Bitte, hört auf! Ich handelte auf Befehl!«
    »Auf wessen Befehl?«
    »Das darf ich nicht sagen ... Nein, nein! Nicht noch einmal! Ich werde es Euch sagen ...«
    »Wer gab dir den Befehl?«
    »Carfilhiot von Tintzin Fyral!«
    »Weshalb?«
    »Er wollte Euer magisches Gerät.«
    »Das hört sich weit hergeholt an.«
    »Aber es ist die Wahrheit! Er wurde dazu ermutigt von dem Zauberer Tamurello, der ihm nichts geben wollte.«
    »Sprich weiter! Ich will alles wissen!«
    »Mehr weiß ich nicht ... Aah, Ihr Ungeheuer! Haltet ein, ich werde es Euch sagen!«
    »Also! Hurtig! Heraus mit der Sprache! Los, rede, Kerl, denk nicht lange nach! Hör auf zu keuchen! Rede!«
    »Carfilhiot ist in Avallon, im ›Schwarzen Ochsen‹ ... Was habt Ihr denn nun vor? Ich habe Euch doch alles erzählt!«
    »Bevor du stirbst, mußt du noch ein bißchen rösten, so wie Grofinet.«
    »Aber ich habe Euch doch alles gesagt! Habt Erbarmen!«
    »Ja, vielleicht hast du recht. Ich habe keine rechte Ader fürs Foltern. So stirb denn nun. Dies ist meine Kur für wehe Knie.«
     
    Carfilhiot fand Dr. Fidelius' Wagen geschlossen, aber die beiden zweiköpfigen Pferde waren angespannt, als stünde der Aufbruch kurz bevor.
    Carfilhiot ging zu der Tür auf der Rückseite des Wagens und preßte das Ohr gegen die hölzerne Wand. Soweit er feststellen konnte, herrschte drinnen Stille. Aus dem Hintergrund drangen die Geräusche des Marktes.
    Er ging um den Wagen herum und fand den Jungen und das Mädchen vor einem kleinen Feuer sitzend. Sie grillten Spieße mit Speckstücken und Zwiebelhälften.
    Das Mädchen hob den Blick, als Carfilhiot sich näherte. Der Junge hielt seine Aufmerksamkeit weiter dem Feuer zugewandt. Carfilhiot war verwundert ob dieser offenkundigen Gleichgültigkeit des Jungen. Ein Schwall goldbrauner Locken rahmte des Knaben Gesicht; seine Züge waren fein, gleichwohl fest und klar. Ein Gesicht von bemerkenswerter Würde und Vornehmheit, dachte Carfilhiot. Er mochte neun oder zehn Jahre alt sein. Das Mädchen war zwei bis drei Jahre älter, im jungen Lenz seines Lebens, so strahlend und süß wie eine Osterblume. Es blickte auf, und ihre Blicke trafen sich. Das Mädchen verstummte, sein Körper verharrte einen Moment in gespannter Reglosigkeit. Dann sprach es mit höflicher Stimme: »Herr, Dr. Fidelius ist im Augenblick nicht hier.«
    Carfilhiot näherte sich langsam den beiden. Das Mädchen stand auf. Jetzt wandte auch der Knabe sich um und blickte in Carfilhiots Richtung.
    »Wann kommt er wieder?« fragte Carfilhiot leise.
    »Ich glaube, sehr bald«, sagte das Mädchen.
    »Weißt du, wohin er gegangen ist?«
    »Nein, Herr. Er hatte eine dringende Angelegenheit zu erledigen und trug uns auf, alles zum Aufbruch vorbereitet zu haben, sobald er wieder da sei.«
    »Nun also! Alles ist in guter Ordnung«, sagte Carfilhiot. »Springt auf den Wagen, und dann fahren wir direkt zu Dr. Fidelius.«
    Zum erstenmal erhob der Junge seine Stimme. Trotz seiner klaren Züge hatte Carfilhiot ihn für schwermütig gehalten, vielleicht sogar ein wenig einfältig. Um so verblüffter war er über die Autorität, die in der Stimme des Knaben schwang. »Wir können nicht ohne Dr. Fidelius von hier fort. Und wir bereiten uns gerade unser

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