Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse
guter Plan«, sagte Yane. »Und vielleicht haben wir sogar Glück und finden Unterkunft für die Nacht.«
»Der ›Schwarze Ochse‹ dort drüben sieht recht einladend aus«, befand Cargus. »Ein Krug Bier käme mir jetzt nicht ungelegen.«
»Zum ›Schwarzen Ochsen‹ denn, und wenn das Glück mit uns ist, finden wir vielleicht sogar Obdach für die Nacht.«
Auf ihre Frage nach einem Zimmer warf der Wirt in einer Gebärde der Verzweiflung die Arme in die Luft, doch einer der Träger, der zufällig vorbeikam, gab ihm einen leisen Rippenstoß. »Das Herzogszimmer ist doch frei, Herr. Er ist nicht gekommen.«
»Gut, das Herzogszimmer also! Warum nicht? Ich kann es mir nicht leisten, das beste Zimmer auf gut Glück freizuhalten.« Der Wirt rieb sich die Hände. »Wir nennen es ›Herzogszimmer‹, seit Herzog Snel von Sneldyke uns vor zwölf Jahren zum erstenmal mit seinem Besuch beehrte. Ich nehme Silber für die Miete. Während des Großen Marktes verlangen wir für das Herzogszimmer einen Sonderzuschlag.«
Aillas gab ihm einen Silberdukaten. »Bringt uns Bier. Wir setzen uns nach draußen unter den Baum.«
Die drei setzten sich an einen Tisch und erfrischten sich in der kühlen Brise des Spätnachmittags. Die Besucherströme waren zusammengeschmolzen zu einem dünnen Rinnsal später Gäste, die hofften, kurz vor Schluß des Marktes noch den einen oder anderen günstigen Handel machen zu können. Die Musik war verstummt; Händler packten ihre Waren ein; Akrobaten, Schlangenmenschen, Hanswurste, Pantomimen und Gaukler waren schon abgereist. Offiziell endete der Große Markt zwar erst am Morgen des folgenden Tages, aber die meisten Händler waren schon dabei, ihre Zelte abzubrechen. Pavillons und Buden wurden abgebaut, Karren und Wagen holperten vor der Allmende auf die Straße und rollten von dannen: nach Norden, Osten, Süden und Westen. Vor dem »Schwarzen Ochsen« fuhr der Wagen von Dr. Fidelius vorbei, gezogen von zwei schwarzen doppelköpfigen Pferden. Auf dem Bock saß ein schneidiger junger Herr von elegantem Äußeren.
Yane deutete mit einem Ausdruck des Erstaunens auf die Pferde. »Seht euch diese Wundertiere an! Sind es Monstren oder Zauberwesen?«
»Ich persönlich«, meinte Cargus, »würde etwas weniger Auffälliges vorziehen.«
Aillas sprang auf und schaute dem Wagen nach. Er wandte sich zu seinen Gefährten um. »Habt ihr den Fahrer gesehen?«
»Natürlich. Ein junger herausgeputzter Grande.«
»Oder irgendein junger Laffe, der als vornehmer Herr erscheinen möchte.«
Aillas setzte sich nachdenklich wieder hin. »Ich habe ihn irgendwo schon einmal gesehen – unter merkwürdigen Umständen.« Er setzte seinen Krug an die Lippen, bemerkte aber, daß er leer war. »Kellner! Noch einen Krug Bier! Jetzt trinken wir erst noch einen, dann folgen wir dem Nimmerfehl zumindest bis zum Stadtrand.«
Die drei saßen schweigend und beobachteten das Treiben auf der Allmende. Der Kellner brachte ihnen Bier. Im selben Moment kam ein großer Mann mit sandfarbenem Haar hastigen Schrittes die Straße herauf. Er machte einen erregten, fast verwirrten Eindruck. Er blieb stehen und sprach zu dem Kellner: »Ich bin Dr. Fidelius. Ist mein Wagen hier vorbeigefahren? Er wird von zwei doppelköpfigen Pferden gezogen!«
»Ich habe Euren Wagen nicht gesehen, Herr. Ich habe gerade für diese Herren Bier geholt.«
Aillas sprach. »Herr, Euer Wagen ist vor einer knappen Minute vorübergefahren.«
»Und habt Ihr den Fahrer gesehen?«
»Ich habe ihn mir sogar recht genau angesehen: ein Mann von ungefähr Eurem Alter, mit dunklem Haar, wohlgeschnittenen Zügen und bemerkenswert kekker, ja geckenhafter Erscheinung. Ich habe das Gefühl, daß ich ihn schon einmal gesehen habe, aber ich kann mich nicht erinnern, wo.«
Yane deutete mit dem Finger nach Süden. »Er fuhr in die Richtung, über den Icnield-Pfad.«
»Dann muß er am Cambermund warten.« Dr. Fidelius wandte sich wieder an Aillas. »Wenn ich Euch den Namen Faude Carfilhiot nennte, würde das Eurer Erinnerung konkrete Gestalt verleihen?«
»Und ob es das würde.« Aillas dachte zurück an eine Zeit der Plackerei, der Flucht und der Wanderschaft. »Ich sah ihn einst auf seiner Burg.«
»Ihr habt meine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Kellner, könnt Ihr mir ein Pferd beschaffen?«
»Ich kann zum Pferdehändler gehen, Herr. Je besser das Pferd, desto mehr Geld wird er verlangen.«
Shimrod warf eine Goldkrone auf den Tisch. »Bringt mir das beste, aber
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