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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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macht.«
    Rughalt lauschte gebannt. »Meine Knie könnten gut als Modell für seinen Vortrag dienen!« sagte er zu Carfilhiot.
    »Erstaunlich«, sagte Carfilhiot.
    Rughalt hob die Hand. »Hören wir ihm zu.«
    Dr. Fidelius fuhr fort. »Aber gegen dieses Gebrechen gibt es ein Mittel!« Er nahm einen kleinen Tontopf und hielt ihn hoch. »Ich habe hier eine Salbe ausÄgypten. Sie dringt direkt in das Glied ein, kräftigt es und lindert zugleich den Schmerz. Die Bänder gewinnen ihre alte Spannkraft zurück. Es kommen Leute auf Krücken in mein Laboratorium gekrochen und schreiten mit frischem Schritt und wie neu geboren wieder hinaus. Warum soll man sich mit diesem Gebrechen abfinden, wenn man so rasche Linderung finden kann? Gewiß, die Salbe ist mit ihrem Preis von einem Silberdukaten recht teuer, aber wenn man ihre Wirksamkeit bedenkt, ist sie geradezu billig. Die Salbe trägt, nebenbei bemerkt, meine persönliche Garantie.«
    Rughalt lauschte mit gebannter Aufmerksamkeit. »Ich muß diese Salbe unbedingt ausprobieren!«
    »Komm, gehen wir weiter«, sagte Carfilhiot kurz angebunden. »Der Mann ist ein Scharlatan. Verschwende deine Zeit und dein Geld nicht für solchen Unfug.«
    »Ich wüßte nichts, wofür ich es besser verschwenden sollte«, erwiderte Rughalt mit plötzlich erwachtem Schwung. »Wären meine Beine wieder flink, hätte ich sogar Geld gespart!«
    Carfilhiot musterte Dr. Fidelius nachdenklich. »Irgendwo habe ich diesen Mann schon einmal gesehen.«
    »Bah!« knurrte Rughalt. »Ihr braucht den Schmerz ja nicht auszuhalten, da könnt Ihr Euch leisten, skeptisch zu sein. Ich aber muß nach jedem Strohhalm greifen! Heda, Dr. Fidelius! Meine Kniescheiben passen genau auf Eure Beschreibung! Könnt Ihr mir Linderung verschaffen?«
    »Tretet vor, Herr!« forderte Dr. Fidelius ihn auf.
    »Selbst aus dieser Entfernung kann ich schon eine typische Beschwerde diagnostizieren. Sie ist bekannt als ›Dachdeckerknie‹ oder auch ›Räuberknie‹, da sie oftmals vom Kriechen auf Dächern herrührt. Bitte tretet näher, damit ich Euer Knie sorgfältig examinieren kann. Ich kann Euch ein rasches Ende Eurer Leiden fast garantieren. Seid Ihr Dachdecker, Herr?«
    »Nein«, antwortete Rughalt knapp.
    »Egal. Knie ist Knie. Wenn es nicht behandelt wird, verfärbt es sich schließlich gelb, treibt Knochensplitter aus und wird so zu einem Quell stetigen Verdrusses. Dem werden wir zuvorkommen. Tretet hier herüber, Herr, hinter den Wagen.«
    Rughalt folgte Dr. Fidelius auf die Rückseite des Wagens. Carfilhiot wandte sich ungeduldig ab und suchte weiter nach Triptomologius. Nicht lange, und er fand den Nekromanten, der gerade damit beschäftigt war, die Regale seiner Bude mit Waren von einem Hundekarren zu füllen.
    Die zwei begrüßten sich, und Triptomologius fragte Carfilhiot nach dem Grund seines Kommens. Carfilhiot antwortete verschwommen, murmelte etwas von Intrigen und Mysterien, auf die er jetzt nicht näher eingehen wolle und dürfe. »Tamurello wollte eine Botschaft für mich hinterlassen. Seid Ihr ihm in jüngster Zeit begegnet?«
    »Erst gestern. Die Botschaft erwähnte Eure Person jedoch nicht; er bleibt in Faroli.«
    »Dann werde ich so schnell wie möglich nach Faroli reisen. Ihr müßt mir ein gutes Pferd und zehn Goldkronen verschaffen. Tamurello wird dafür geradestehen.«
    Triptomologius fuhr erschrocken zurück. »Von so etwas war in seiner Botschaft nicht die Rede!«
    »Dann sendet ihm eine neue Botschaft, aber sputet Euch damit. Ich muß sofort aus Avallon abreisen – spätestens morgen.«
    Triptomologius zupfte sich an seinem langen grauen Kinn. »Mehr als drei Kronen kann ich nicht erübrigen. Damit müßt Ihr auskommen.«
    »Was? Soll ich mich von Brotkrusten ernähren und unter Hecken schlafen?«
    Nach langem, würdelosem Gefeilsche gab sich Carfilhiot schließlich mit fünf Goldkronen, einem angemessen ausgestatteten Pferd nebst gut mit Proviant von genau vereinbarter Art und Güte gefüllten Satteltaschen zufrieden.
    Carfilhiot ging zurück über die Allmende zum Wagen von Dr. Fidelius, aber die Seitentüren waren geschlossen, und niemand war zu sehen, weder Dr. Fidelius noch der Junge noch das Mädchen, noch Rughalt.
    Zurück im »Schwarzen Ochsen«, setzte Carfilhiot sich an einen Tisch vor dem Gasthof. Er streckte die Beine von sich, trank den gelben Wein aus Muskattrauben und sann über die Umstände seines Lebens nach. In jüngster Zeit hatte er einige Nackenschläge hinnehmen müssen. Bilder

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