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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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unannehmlicher als nötig zu machen. Müde kletterten sie vom Wagen.
    Carfilhiot gestand ihnen zehn Minuten Rast zu, dann hieß er sie wieder im Wagen Platz nehmen. Dhrun ging als erster, schweigend vor Wut. Glyneth setzte den Fuß auf die unterste Sprosse der Leiter, dann hielt sie inne und wandte sich zu Carfilhiot um, der mit dem Rücken zum Mond stand. »Warum habt Ihr uns entführt?«
    »Damit Shimrod, den ihr als Dr. Fidelius kennt, keine Magie wider mich anwendet.«
    Glyneth bemühte sich, ihre Stimme nicht zittern zu lassen. »Habt Ihr die Absicht, uns freizulassen?«
    »Nicht sofort. Geh in den Wagen.«
    »Wohin fahren wir?«
    »In den Wald und dann weiter nach Westen.«
    »Bitte laßt uns gehen!«
    Carfilhiot studierte sie im Schein des Mondes. Ein hübsches Ding, dachte Carfilhiot, frisch wie eine wilde Blume. Dann sagte er in lockerem Ton: »Wenn du dich artig benimmst, dann werden dir schöne Dinge widerfahren. Aber jetzt in den Wagen mit dir!«
    Glyneth kletterte in den Wagen, und Carfilhiot schloß die Tür. Gleich darauf setzte sich der Wagen wieder in Bewegung. Glyneth flüsterte Dhrun ins Ohr: »Dieser Mann macht mir Furcht. Ich bin sicher, daß er Shimrods Feind ist.«
    »Wenn ich sehen könnte, würde ich ihn mit einem Schwert erstechen«, murmelte Dhrun.
    Zögernd erwiderte Glyneth: »Ich weiß nicht, ob ich das könnte – außer, wenn er versuchen würde, uns etwas anzutun.«
    »Dann wäre es zu spät. Angenommen, du ständest dort bei der Tür. Wenn er sie öffnete, könntest du ihm mit dem Schwert den Hals durchbohren?«
    »Nein.«
    Dhrun saß schweigend da. Nach einer Weile nahm er seine Flöte und begann leise zu spielen: Triller und Läufe, um besser nachdenken zu können. Plötzlich hielt er inne und sagte: »Merkwürdig! Es ist doch dunkel hier drinnen, nicht wahr?«
    »Stockdunkel.«
    »Vielleicht habe ich noch nie im Dunkeln gespielt, oder vielleicht ist es mir auch nur nie aufgefallen. Aber sobald ich spiele, beginnen die goldenen Bienen wie wild herumzufliegen – als fühlten sie sich belästigt.«
    »Vielleicht störst du sie in ihrem Schlaf.«
    Dhrun setzte seine Flöte erneut an und spielte diesmal mit mehr Schwung. Zuerst blies er eine Gigue, dann einen Ringelreihen und schließlich einen flotten Hupfauf.
    Carfilhiot rief durch das Fenster nach hinten: »Hör mit diesem verdammten Gepfeife auf, ich bekomme Zahnweh davon!«
    »Erstaunlich!« sagte Dhrun. »Die Bienen fliegen wie rasend im Kreis und hin und her. Wie der da« – er deutete mit dem Daumen noch vorn – »haben sie keinen Geschmack an Musik.« Er setzte die Flöte erneut an die Lippen, aber Glyneth fiel ihm in den Arm. »Nicht, Dhrun! Er wird uns noch etwas antun!«
     
    Die ganze Nacht hindurch rannten die Pferde. Sie kannten keine Erschöpfung, waren aber dennoch erfüllt von Haß und Wut auf den Teufel, der sie so gnadenlos antrieb. Eine Stunde nach Morgengrauen gönnte Carfilhiot ihnen abermals eine zehnminütige Ruhepause. Weder Glyneth noch Dhrun wollten etwas essen. Carfilhiot fand Brot und getrockneten Fisch in dem Speiseschrank im hinteren Teil des Wagens. Er schlang hastig ein paar Bissen hinunter und trieb die Pferde sofort wieder zu schärfster Gangart an.
    Den ganzen Tag hindurch rumpelte der Wagen durch die freundliche Landschaft des südlichen Dahaut: ein flaches Land von schier endloser Weite unter einem großen, windigen Himmel.
    Spät am Tag überquerte der Wagen den Tam-Fluß über eine Brücke aus sieben Bögen und damit die Grenze nach Pomperol. Weder der einzige dautische Grenzwächter noch sein korpulenter pomperanischer Konterpart zollten Carfilhiot Beachtung. Zu sehr waren beide in ihre Schachpartie vertieft, die sie auf einem Tisch spielten, der genau auf der Grenzlinie in der Mitte der Brücke stand.
    Die Landschaft veränderte sich. Wälder und vereinzelt stehende Hügel, jeder von einer Burg gekrönt, reduzierten die ungeheuren Fernsichten auf normales menschliches Maß.
    Bei Sonnenuntergang begannen die Pferde schließlich zu erlahmen, und Carfilhiot wußte, daß er nicht noch einmal eine ganze Nacht durch fahren konnte. Er bog in den Wald ein und hielt an einem Bach. Während er behutsam die Pferde ausschirrte und zum Grasen und Saufen anband, richtete Glyneth ein Feuer an, hängte den eisernen Topf an seinem Dreibein darüber und kochte aus den noch vorhandenen Vorräten eine Suppe. Dann ließ sie die Katzen aus ihrem Korb und erlaubte ihnen, in einem exakt umschriebenen Gebiet ein

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