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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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schlafen, doch gelegentlich richtete er sich halb auf und legte Holz nach, so daß Glyneth nicht herunterzuklettern wagte.
    Im Wagen lag Dhrun auf seinem Bett, glücklich darüber, daß er sein Augenlicht wiedererlangt hatte, doch zugleich von Grauen gepackt bei dem Gedanken an die schrecklichen Dinge, die sich jetzt draußen am Feuer abspielen mußten.
    Das Morgengrauen begann die Lichtung zu erhellen. Carfilhiot erhob sich von seinem Strohlager und schaute hinauf in den Baum. »Komm herunter, es ist Zeit zum Aufbruch.«
    »Ich habe keine Lust, herunterzukommen.«
    »Ganz wie es dir beliebt. Dann fahre ich eben ohne dich.«
    Carfilhiot legte den Pferden das Geschirr an und spannte sie vor den Wagen. Sie zitterten am ganzen Leibe und scharrten den Boden mit den Hufen, erfüllt von Abscheu vor ihrem neuen Herrn.
    Mit wachsender Sorge sah Glyneth die Vorbereitungen zum Aufbruch. Carfilhiot beobachtete sie aus dem Augenwinkel. Als er fertig war, rief er hinauf: »Komm herunter und steig ein, sonst hole ich Dhrun aus dem Wagen und erwürge ihn vor deinen Augen. Danach steige ich auf den Baum, werfe ein Seil über deinen Ast und ziehe ihn herunter, bis er abbricht. Entweder gelingt es mir dann, dich aufzufangen, oder nicht. In letzterem Fall wirst du schwer zu Boden stürzen und schlimme Verletzungen erleiden. In beiden Fällen aber kriege ich dich, und du wirst tun müssen, was ich sage.«
    »Wenn ich heruntersteige, werdet Ihr dasselbe tun.«
    »Um die Wahrheit zu sprechen, ich habe kein Verlangen mehr nach deinem herben kleinen Körper. Komm also herunter.«
    »Laßt zuerst Dhrun aus dem Wagen.«
    »Warum?«
    »Ich fürchte mich vor Euch.«
    »Wie könnte er dir helfen?«
    »Er würde schon irgendeine Möglichkeit finden.
    Ihr kennt Dhrun nicht.«
    Carfilhiot machte die Tür auf. »Komm heraus, du kleine Eidechse.«
    Dhrun hatte ihre Unterhaltung mit großer Freude und Erleichterung mitangehört. Offenbar hatte Glyneth Carfilhiot entwischen können. Blindheit vortäuschend, tastete er sich nach der Tür und stieg aus dem Wagen, obgleich es ihm schwerfiel, sein Glück nicht laut hinauszujubeln. Wie schön die Welt aussah! So grün die Bäume, so edel die Pferde! Zum erstenmal konnte er Dr. Fidelius' Wagen in all seiner Farbenpracht, Größe und Form bewundern. Und da, droben im Baum, saß Glyneth, so liebreizend und hübsch wie eh und je, auch wenn sie jetzt blaß und erschöpft war und ihre blonden Locken in trockenen Zweigen und Eichenlaub verheddert hingen.
    Dhrun blieb neben dem Wagen stehen, scheinbar ins Nichts starrend. Carfilhiot warf das Strohbett in den Wagen. Dhrun musterte ihn verstohlen. Das also war sein Feind! Dhrun hatte ihn sich älter vorgestellt, mit abstoßenden Zügen und klobiger, fleckiger Nase, aber Carfilhiot war helläugig und strahlend schön.
    »Hinein in den Wagen mit euch beiden!« befahl Carfilhiot.
    »Erst müssen meine Katzen ein wenig Auslauf haben!« begehrte Glyneth auf. »Und etwas zu fressen! Ich werde ihnen ein wenig Käse geben.«
    »Falls noch Käse da ist, bring ihn her«, sagte Carfilhiot. »Die Katzen können Gras fressen, und heute abend können wir alle Katze essen.«
    Glyneth enthielt sich einer Erwiderung und überreichte Carfilhiot kommentarlos den Käse. Die Katzen sprangen glücklich aus ihrem Korb und tollten übermütig herum. So froh waren sie über ihren Auslauf, daß sie sich erst auf ein Machtwort Glyneths wieder zurück in ihren Korb trollten. Und einmal mehr setzte sich der Wagen Richtung Süden in Bewegung.
    Im Wagen teilte Dhrun Glyneth jubelnd die Neuigkeit mit. »Ich kann sehen! In der Nacht sind die Bienen aus meinen Augen geflogen! Jetzt sind sie wieder so gut wie früher! Meine Augen, nicht die Bienen!«
    »Psst!« mahnte Glyneth. »Das ist eine wunderbare Nachricht! Aber Carfilhiot darf es nicht erfahren! Er ist so schlau, wie er böse ist.«
    »Ich werde nie wieder traurig sein«, frohlockte Dhrun. »Was auch immer geschehen mag. Immer werde ich an die Zeit zurückdenken, als die Welt dunkel war.«
    »Ich würde mich wohler fühlen, wenn wir mit jemand anderem fahren würden«, sagte Glyneth wehmütig. »Die ganze letzte Nacht verbrachte ich auf dem Baum.«
    »Wenn er es auch nur wagt, dich anzurühren, haue ich ihn in Stücke!« verkündete Dhrun. »Vergiß nicht, ich kann wieder sehen.«
    »Vielleicht kommt es gar nicht dazu. Heute abend denkt er vielleicht an andere Dinge ... Ob Shimrod wohl versucht, uns zu finden?«
    »Er kann nicht allzuweit

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