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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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begutachten, welches so schnell wie ein Vogel sein soll.« Er winkte einem Lakaien. »Führt Prinz Aillas auf sein Gemach, bereitet ihm ein Bad, und stattet ihn mit angemessenen Kleidern aus.«
    Am späten Nachmittag kehrte König Granice nach Miraldra zurück. Aillas empfing ihn in der großen Halle. Sie umarmten sich. »Und wie steht es um die Gesundheit meines lieben Bruders Ospero?«
    »Er verläßt Watershade nur selten. Die Luft draußen scheint ihm in die Kehle zu beißen. Er ermüdet schnell und atmet schwer, so daß ich um sein Leben fürchte!«
    »Seit all den Jahren nun ist er so gebrechlich! Du indes scheinst gesund und kräftig?«
    »Herr, auch Ihr scheint Euch bester Gesundheit zu erfreuen.«
    »Fürwahr, mein Junge, und ich will mein kleines Geheimnis mit dir teilen: Jeden Tag zu dieser Stunde trinke ich einen oder zwei Kelche guten roten Weines. Er stärkt das Blut, macht den Blick klar, den Atem süß und das Vorderglied steif. Magier suchen allerorten nach dem Elixier des Lebens, und dabei halten sie es schon in ihren Händen, wüßten sie nur um unser kleines Geheimnis. Na, Bursche?« Granice klopfte Aillas auf die Schultern. »Stärken wir uns ein wenig?«
    »Mit Vergnügen, Herr.«
    Granice schritt voran in einen Salon, der mit Bannern, Wappenschildern und Kriegstrophäen geschmückt war. Ein Feuer brannte im Kamin. Granice wärmte sich, während ein Diener Wein in silberne Kelche schenkte.
    Granice winkte Aillas in einen Stuhl und nahm selbst in einem Stuhl neben dem Feuer Platz. »Ich rief dich aus einem bestimmten Grunde hierher. Als Prinz von königlichem Geblüte ist es für dich an der Zeit, daß du dich mit den Staatsangelegenheiten vertraut machst. Das einzige wahrhaft Sichere in diesem fragwürdigen Dasein ist, daß man niemals auf der Stelle stehenbleiben darf. In diesem Leben geht jeder auf zehn Fuß hohen Stelzen; er muß sich bewegen und hüpfen und andere in Bewegung halten, sonst strauchelt er. Kämpfe oder stirb! Schwimme oder ertrinke! Laufe, oder du wirst zertrampelt!« Granice leerte seinen Kelch mit einem tiefen, heftigen Zug.
    »Die Ruhe hier auf Miraldra ist also nichts weiter als ein Trugbild?« fragte Aillas.
    Granice ließ ein grimmiges Kichern ertönen. »Ruhe? Das kenne ich nicht. Wir liegen im Krieg mit Lyonesse und dem verruchten König Casmir. Wir sind in der Lage eines kleinen Spundes, der dem Inhalt eines Fasses standhält. Ich will nicht die Zahl der Schiffe nennen, die entlang der Küsten Lyonesses patrouillieren. Diese Zahl ist ein Kriegsgeheimnis, das Casmirs Spione nur zu gern erfahren würden, so wie ich nur zu gern die Zahl von Casmirs Spionen erfahren würde. Sie sind überall, wie Fliegen in einer Scheune. Erst gestern ließ ich zwei von ihnen hängen, und ihre Kadaver baumeln jetzt hoch oben auf dem Semaphore-Hügel. Natürlich habe ich auch meine eigenen Spione. Wenn Casmir ein neues Schiff vom Stapel läßt, wird mir das gemeldet, und meine Agenten stecken es in Brand, wenn es noch am Kai liegt, und Casmir knirscht mit den Zähnen, daß ihm schier das Blut aus dem Mund tropft. So steht der Krieg: im Patt, bis der schwerfällige König Audry die Zeit zum Eingreifen gekommen sieht.«
    »Und dann?«
    »›Und dann?‹ Blutiger Kampf, sinkende Schiffe, brennende Burgen und Schlösser. Casmir ist klug und geschmeidiger, als man glauben möchte. Er riskiert wenig, wenn der Gewinn nicht vielversprechend ist. Als er gegen uns nicht losschlagen konnte, schweiften seine Gedanken zu den Ulflanden. Er versuchte, den Herzog des Evandertals durch Bestechung für seine Ziele zu gewinnen. Der Plan mißlang. Die Beziehung zwischen Casmir und Carfilhiot sind jetzt bestenfalls korrekt zu nennen.«
    »Was wird er dann als nächstes unternehmen?«
    König Casmir machte eine kryptische Geste. »Eines Tages, so wir ihn lange genug in Schach halten, muß er Frieden mit uns schließen, zu unseren Bedingungen. So lange jedoch zappelt und windet er sich noch, und wir versuchen, seine Gedanken zu lesen. Wir zerbrechen uns die Köpfe über die Meldungen unserer Spione. Wir betrachten die Welt so, wie sie sich dem Beobachter von den Zinnen Haidions aus darstellen muß. Doch genug jetzt von Ränken und Intrigen. Dein Vetter Trewan muß irgendwo in der Nähe stecken: ein strenger und ernster junger Mann, aber, so hoffe ich, würdig, wenn er eines Tages, so die Dinge ihren normalen Gang gehen, König sein wird. Laß uns in den Speisesaal gehen, wo wir gewiß mehr von diesem edlen

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