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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Voluspa vorfinden werden.«
    Beim Abendessen saß Aillas neben Prinz Trewan, der zu einem kräftigen jungen Mann von dunkler Schönheit herangereift war, mit Gesichtszügen, die vielleicht ein wenig grob waren, und runden dunklen Augen, die von einer langen Patriziernase getrennt wurden. Trewans Kleider waren mit Sorgfalt gewählt und von einem Stil, der mit seinem Range in Einklang stand. Er schien schon den Tag zu antizipieren, da er des Königs Stelle übernähme, was beim Tode seines Vaters Arbamet geschehen würde – falls Arbamet tatsächlich Granice auf dem Thron folgte.
    Für gewöhnlich weigerte sich Aillas, Trewan ernst zu nehmen, wodurch er Trewan ärgerte und sich seinen Mißmut zuzog. Heute jedoch zügelte Aillas seine Spottlust, stand ihm doch der Sinn danach, soviel wie möglich zu lernen, und Trewan war denn auch mehr als bereitwillig, seinen Vetter vom Lande zu instruieren.
    »Es ist wahrhaftig eine Freude, dich wieder einmal hier zu sehen. Im verträumten Watershade mußt du dich doch gewiß langweilen.«
    »Es geschieht in der Tat wenig, das uns aus unserer Ruhe schreckt«, stimmte ihm Aillas zu. »Letzte Woche wurde eine Küchenmagd beim Krautziehen im Garten von einer Biene gestochen. Das war das aufregendste Ereignis der ganzen Woche.«
    »Da sieht es auf Miraldra schon anders aus, das kann ich dir versichern. Heute begutachteten wir ein großes Schiff, das, wie wir hoffen, unsere Kampfkraft verstärken und Casmir Kopfschmerzen bereiten wird. Wußtest du, daß er sich mit den Ska verbünden und sie auf uns hetzen will?«
    »Das scheint mir eine höchst gewagte Maßnahme.«
    »So ist es, und Casmir wird ein solch großes Wagnis wahrscheinlich nicht eingehen. Trotzdem, wir müssen gegen jede Möglichkeit gewappnet sein, und dies war auch mein Standpunkt bei den Beratungen.«
    »Erzähl mir von dem neuen Schiff.«
    »Nun, seine Konstruktion stammt von den Meeren unterhalb Arabiens. Der Rumpf ist auf Deckhöhe breit und in Höhe der Wasserlinie schmal, so daß er sehr leicht durch die Wellen gleitet und dennoch stabil im Wasser liegt. Es hat zwei kurze Masten, jeder mit einer sehr langen Rahe in der Mitte. Ein Ende der Rahe ist tief hinunter auf das Deck gezogen, das andere ragt hoch empor, um auch die höheren Winde zu erfassen. Das Schiff soll auch bei schwachem Wind schnelle Fahrt machen, gleich, aus welcher Richtung der Wind weht. Im Bug und im Heck werden Katapulte und andere Vorrichtungen aufgestellt, Verderben und Tod über die Ska zu bringen. Gleich nach der Nachtruhe – wohlgemerkt, dies ist eine geheime Information – soll ich auf Geheiß des Königs eine diplomatische Mission von großer Bedeutung antreten. Mehr kann ich im Moment dazu nicht sagen. Was führt dich nach Miraldra?«
    »Ich bin hier auf König Granices Geheiß.«
    »Zu welchem Zwecke?«
    »Das weiß ich nicht genau.«
    »Nun, wir werden sehen«, sagte Trewan wichtigtuerisch. »Ich werde bei meiner nächsten Unterredung mit König Granice ein gutes Wort für dich einlegen. Es könnte von Nutzen für dich sein und kann gewiß nicht schaden.«
    »Das ist lieb von dir«, sagte Aillas.
    Am folgenden Tage ritten Granice, Trewan, Aillas und mehrere andere zum Tor Miraldras hinaus, durch Domreis, dann zwei Meilen nach Norden entlang der Küste zu einer abgelegenen Schiffswerft an der breiten Mündung des Rollenden Flusses. Die Gruppe passierte ein bewachtes Tor und erreichte über eine Brücke eine kleine Bucht, die vom Meer her nicht sichtbar war, da sie hinter einer Flußbiegung lag.
    Granice erklärte Aillas: »Wir bemühen uns natürlich um Geheimhaltung, aber die Spione tun uns nicht den Gefallen. Sie kommen über die Berge und mischen sich unter die Schiffbauer. Manche kommen mit dem Boot, andere schwimmen. Wir wissen nur von denen, die wir fangen, aber es ist ein gutes Zeichen, daß sie nach wie vor kommen: Das beweist uns, wie neugierig Casmir ist ... Dort liegt das Schiff. Die Sarazenen nennen diesen Typ Feluke. Schau, wie tief es im Wasser liegt! Der Rumpf ist wie ein Fisch geformt und gleitet durch das Wasser, ohne die geringsten Wellen aufzuwühlen. Die Takler spuren jetzt die Masten ein.« Granice deutete auf einen Pfahl, der von einem Ladebaum hing. »Der Mast besteht aus Fichtenholz, das an der Baumgrenze geschlagen wurde; es ist leicht und geschmeidig. Dort hinten liegen die Rahen. Sie sind aus Fichtenholzpfählen gefertigt, welche man gesplißt, verleimt und mit Eisendraht und Pech so zusammengefügt hat, daß

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