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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Sonnenaufgang erhob sich eine Brise. Das Schiff glitt in schneller Fahrt nach Osten, und bald war Troicinet nur noch ein Schatten am Horizont.
    Aillas, der Trewans Nähe überdrüssig wurde, ging nach vorn zum Bug, aber Trewan schlenderte ihm nach und ergriff die Gelegenheit, ihm die Funktions-weise der Bugkatapulte zu erklären. Aillas hörte mithöflicher Gleichgültigkeit zu. Ärger und Ungeduldwaren im Umgang mit Trewan nutzlose Übungen.
    »Im wesentlichen handelt es sich hierbei um nichts anderes als riesige Armbrüste«, sagte Trewan mit der Stimme von einem, der einem andächtig lauschenden Kind profunde Einsichten zugänglich macht. »Ihre Reichweite beträgt zweihundert Ellen, wobei natürlich zu bedenken ist, daß die Zielsicherheit durch die Bewegung des Schiffes beeinträchtigt wird. Das Spannglied ist aus Stahl, Esche und Weißbuche zusammengefügt und geleimt nach einer geheimen Methode. Die Waffen schleudern Harpunen, Steine oder Brandkugeln und sind höchst wirkungsvoll. Möglicherweise – und ich werde mich, falls nötig, persönlich dafür verwenden – werden wir eine Seestreitmacht von hundert Schiffen dieser Bauart vom Stapel lassen, bestückt mit je zehn noch größeren und schwereren Katapulten. Und es wird auch Versorgungsschiffe geben und ein Admiralsflaggschiff mit angemessenen Unterbringungsmöglichkeiten. Ich bin nicht sonderlich glücklich mit meinem gegenwärtigen Quartier. Es ist lächerlich klein für eine Person von meiner Stellung.« Trewan spielte hier auf seine kleine Kabine neben der Achterkajüte an. Aillas bewohnte eine ähnliche Kabine gegenüber, während Sir Famet die vergleichsweise luxuriöse Achterkajüte selbst in Beschlag genommen hatte.
    Aillas sagte mit tiefem Ernst in der Stimme: »Vielleicht läßt sich Sir Famet ja dazu bewegen, die Kabine mit dir zu tauschen, wenn du vernünftig mit ihm argumentierst.«
    Trewan spie angewidert über die Reling. Er fand Aillas' Humor bisweilen ein wenig bissig. Und für den Rest des Tages sprach er kein Wort mehr mit ihm.
    Bei Sonnenuntergang legte sich der Wind, und es herrschte fast Flaute. Sir Famet, Trewan und Aillas nahmen das Abendessen auf einem Tisch auf dem Achterdeck ein, unter der großen bronzenen Hecklaterne. Über einem Humpen Rotwein lockerte Sir Famet seine Schweigsamkeit.
    »Nun«, fragte er, und seine Stimme klang fast überschwenglich, »wie gefällt euch die Reise?«
    Trewan brachte sofort eine Reihe verdrießlicher Klagen vor, während Aillas zuschaute und ihm mit offenem Mund verwundert lauschte: Wie konnte Trewan so wenig einfühlsam sein? »Ganz gut ansonsten, möchte ich meinen«, sagte Trewan. »Aber es gibt einiges zu beanstanden.«
    »So?« sagte Sir Famet ohne großes Interesse. »Was denn?«
    »An erster Stelle: Mein Quartier ist unerträglich eng. Der Konstrukteur des Schiffes hätte das bedenken können. Hätte er das Schiff zehn oder fünfzehn Fuß länger gebaut, dann wäre genug Platz für zwei bequeme Kabinen statt nur einer einzigen und gewiß auch für ein paar ordentliche Abtritte.«
    »Gewiß«, sagte Sir Famet, über seinen Wein blinzelnd. »Und mit weiteren dreißig Fuß hätten wir Platz für Kammerdiener, Haarschneider und Konkubinen. Was plagt dich sonst noch?« Trewan, ganz in seinen Kummer vertieft, überhörte den spöttischen Tenor der Bemerkung. »Ich finde die Mannschaft viel zu nachlässig. Sie kleiden sich, wie es ihnen in den Sinn kommt. Es mangelt ihnen an Schneid und Eleganz. Sie benehmen sich plump und unverschämt; sie zollen meinem Rang keinen Respekt ... Heute, als ich das Schiff inspizierte, herrschte mich einer an: ›Zur Seite, Herr, Ihr steht im Weg‹ – als ob ich ein Schildknappe wäre!«
    Kein Muskel in Sir Famets Gesicht regte sich. Er bedachte seine Worte, dann sagte er: »Auf See und auf dem Schlachtfeld kommt Respekt nicht von selbst. Man muß ihn sich verdienen. Man wird nach seinem Können beurteilt, nicht nach seiner Geburt. Ich für mein Teil bin zufrieden mit diesem Zustand. Du wirst entdecken, daß weder der unterwürfige Seemann noch der übergehorsame Soldat derjenige ist, den du in einer Schlacht oder einem Sturm am liebsten neben dir haben möchtest.«
    Ein wenig eingeschüchtert, schwächte Trewan indes seine Behauptung etwas ab. »Natürlich! Sonst bräche jede Autorität und Ordnung zusammen, und wir würden wie wilde Tiere leben.«
    »Die Mannschaft ist sorgfältig ausgewählt. Du wirst sehen, wie gehorsam und tüchtig sie ist, wenn die Lage es

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