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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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es an seinem Ärmel ab. Hast du wahrhaftig sein Weib belästigt, sage ihm, es solle sich fortzuscheren! Der Zwischenfall hat deinen Elan gedämpft. Doch nun siehst du dich von anderer Seite attackiert, von einem anderen Ehegemahl. Und hurtig!« So ging die Unterrichtsstunde fort.
    Am Schluß sagte Tauncy: »Ich betrachte das Messer als eine höchst elegante Waffe. Ganz abgesehen von seiner Wirksamkeit, welche Schönheit doch in seinem Fluge liegt, wie es funkelnd durch die Luft schneidet, stracks seinem Ziel entgegen! Und Freude durchzuckt den Werfenden, da es eindringt, tief und glatt!«
    Im Frühling seines achtzehnten Jahres ritt Aillas traurig fort von Watershade, ohne sich nur ein einziges Mal umzublicken. Sein Ritt führte ihn an den Marschen vorüber, die an den See grenzten, quer durch den Ceald und hinauf durch die Hügel zur Grünmannskluft. Hier wandte Aillas sich um und blickte zurück über den Ceald. Weit in der Ferne, neben dem glitzernden Janglin-Wasser, verdeckte ein dunkler Klecks von Bäumen die gedrungenen Türme von Watershade. Aillas verharrte einen Moment in der Betrachtung der lieben, vertrauten Stätten seiner Jugend, die er hinter sich ließ, und Tränen traten in seine Augen. Jählings gab er dem Pferd die Zügel, sprengte durch die baumbewachsene Kluft und hinunter ins Tal des Rundelflusses.
    Am späten Nachmittag sichtete er voraus den Lir, und kurz vor Sonnenuntergang erreichte er die Hafenstadt Hag unter dem Dunstkap. Er ritt geradewegs zum Gasthof zur Seekoralle, dessen Wirt er wohlbekannt war, und nach einem kräftigen Mahl legte er sich schlafen.
    Am Morgen folgte er der Küstenstraße nach Westen, und am frühen Nachmittag erreichte er die Stadt Domreis. Auf den Hügeln über der Stadt hielt er an. Es war windig; die Luft schien mehr als durchsichtig, wie eine Linse, die jedes kleinste Detail klar und scharf durchließ. Hobhaken, umrahmt von einem Bart schäumender Brandung, umschloß den Hafen. Am Fuße von Hobhaken stand Burg Miraldra, der Sitz von König Granice. Eine lange Brüstung verlief von der Burg bis zu einem Leuchtturm am Ende von Hobhaken. Ursprünglich ein Wachtturm, war Miraldra durch die Jahrhunderte Stück für Stück zu einem Bauwerk von verblüffender Komplexität erweitert worden, mit Palassen, Galerien und wohl einem Dutzend Türmen von verschiedener, offenbar willkürlich gewählter Größe und Dicke.
    Aillas ritt den Hügel hinunter, vorbei am Palaeos, einem der Gaea geweihten Tempel, in welchem zwei zwölfjährige Jungfern in weißen Gewändern die heilige Flamme hüteten. Aillas ritt durch die Stadt. Laut klapperten die Hufe seines Rosses auf dem Pflaster der Straße. Vorbei an den Kais, an denen ein Dutzend Schiffe vertäut lagen, vorbei an engfassadigen Läden und Tavernen ritt er, und schließlich lenkte er sein Pferd den Fußweg hinan zur Burg Miraldra.
    Die Außenmauern ragten drohend vor Aillas auf. Sie erschienen fast unnötig massiv, und das von zwei Wachttürmen flankierte Eingangsportal wirkte in ihnen unverhältnismäßig zierlich. Zwei Wächter im Kastanienbraun und Grau Miraldras, mit blanken Silberhelmen und glänzenden silbernen Brustharnischen standen mit geneigten Hellebarden in Paradehaltung. Vom Wachtturm her wurde Aillas erkannt, Herolde bliesen eine Fanfare. Die Wächter schwenkten die Hellebarden in die senkrechte »Salut«Stellung, als Aillas durch das Portal ritt.
    Auf dem Hof saß Aillas ab und übergab sein Pferd einem Stallknecht. Sir Este, der beleibte Seneschall, der heraustrat, ihn zu begrüßen, vollführte eine Gesteder Überraschung. »Prinz Aillas! Seid Ihr allein gekommen, ohne Gefolge?«
    »Ich zog es vor, allein zu kommen, Sir Este.«
    Sir Este, der berühmt war für seine Aphorismen, wartete mit einer weiteren Bemerkung über die Conditio humana auf: »Seltsam, daß jene, die über die Privilegien des Standes verfügen, auch diejenigen sind, die am ehesten bereit sind, sie zu ignorieren! Es ist, als wären die Segnungen der Vorsehung nur beachtenswert und sichtbar in ihrer Abwesenheit. Doch ich will nicht spekulieren.«
    »Ich hoffe, es geht Euch gut und Ihr genießt Eure eigenen Privilegien?«
    »In höchstem Maße! Ich habe, müßt Ihr wissen, die tiefsitzende Angst, daß, sollte ich eines meiner kleinen Privilegien vernachlässigen, die Vorsehung mürrisch werden und sie mir vielleicht wegnehmen könnte. Kommt nun, ich muß für Eure Erquickung sorgen. Der König ist heute nach Ardelmund gereist, ein neues Schiff zu

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