Lyonesse 2 - Die grüne Perle
in Watershade.«
VI
Vishbume mietete sich wie schon zuvor im Gasthof
Zu den Vier Käsepappeln
ein. Er aß früh zu Abend, dann ging er hinaus auf den Platz und setzte sich auf dieselbe Bank, auf der er schon zuvor gesessen hatte. Doch diesmal näherte sich ihm kein beleibter Mohr, noch zeigte sich Tamurello in einer seiner anderen Verkleidungen.
Vishbume schaute zu, wie die Sonne im Lir versank. Eine Brise von Westen hatte das Wasser in Wallung gebracht, und als Vishbume die weißen Schaumkronen auf den Wellen sah, wandte er sich schaudernd ab. Wäre Tamurello wirklich ein guter und treuer Kamerad gewesen, dann hätte er Vishbume ein Mittel zum schnellen Reisen an die Hand gegeben, so daß Vishbume reisen konnte, ohne die schwankenden, schlingernden, stampfenden Bewegungen eines Schiffes oder den lahmen Gang eines breitärschigen weißen Gauls erdulden zu müssen.
Vishbume dachte an die magischen Apparate, die er in Dahaut versteckt hatte. Einige der einfacheren Geräte funktionierten in einer Weise, die er verstand. Andere, wie Twittens Almanach, würden ihre Geheimnisse vielleicht bei näherer Untersuchung preisgeben. Die Benutzung anderer Gegenstände und Apparaturen lag außerhalb seiner gegenwärtigen Fähigkeiten. Gleichwohl, man konnte nie wissen! Unter diesen Gegenständen befand sich vielleicht eine Vorrichtung, die ihm das schnelle und mühelose Reisen ermöglichte, nach dem er sich sosehr sehnte.
Vishbume gelangte zu einem festen Entschluß. Am nächsten Morgen ritt er, anstatt sich, wie es König Casmir gewiß lieber gewesen wäre, nach Troicinet einzuschiffen, den Sfer Arct hinauf nach Norden, dann bog er auf die Alte Straße ein, ritt auf dieser nach Osten bis zum Icnield-Pfad, um sodann nach Norden abzubiegen und durch Pomperol nach Dahaut zu reiten. Sobald er das Dorf Glimwillow erreicht hatte, begab er sich zu einem geheimen Ort und barg die mit Eisenbändern verstärkte große Kiste, die die Gegenstände enthielt, welche er aus Maule mitgenommen hatte.
Vishbume mietete sich im Gasthof
Zeichen der Alraune
ein und vertiefte sich dort drei Tage lang in den Inhalt der Kiste. Als er schließlich auf dem Icnield-Pfad wieder gen Süden ritt, trug er einen gelben Lederranzen, der eine Auswahl jener Gegenstände enthielt, die er für seinen Gebrauch am ehesten zugänglich wähnte, sowie einige andere Objekte von faszinierenden magischen Möglichkeiten, wie Twittens Almanach. Eine Vorrichtung oder Methode, vermittels welcher er sich auf schnellem und direktem Wege nach Troicinet oder sonstwohin hätte transportieren können, hatte er nicht gefunden, und so ritt er denn wie ehedem auf der breitärschigen weißen Stute. In Slute Skeme verkaufte er selbige und schiffte sich, von argen Bedenken und bösen Ahnungen geplagt, auf einem plumpen Frachtschiff nach Domreis ein.
Drei Tage behutsamen Fahndens brachten ihm schließlich die Auskunft ein, daß sich die Prinzessin Glyneth in Abwesenheit von Dhrun – der sich zu einem förmlichen Besuch in Dascinet aufhielt – nach Watershade begeben hatte.
Gleich am nächsten Morgen machte Vishbume sich auf den Weg, die Küstenstraße hinunter. Ein bald aufkommender, von peitschenden Regenschauern begleiteter Sturm veranlaßte ihn, seine Reise in der gleich unter dem Nebelkap gelegenen Stadt Vettelkopf abzubrechen und dortselbst im Gasthaus
Zu den drei Neunaugen
Obdach zu nehmen. Um sich die Zeit zu vertreiben, widmete er sich dem Studium von Twittens Almanach und war so fasziniert von den Möglichkeiten, die sich plötzlich vor seiner Phantasie auftaten, daß er seinen Aufenthalt erst um einen, dann um einen weiteren und schließlich um noch einen Tag verlängerte, obzwar das Wetter längst wieder schön geworden war.
Einstweilen war der Gasthof
Zu den drei Neunaugen
so recht nach seinem Gusto: Vishbume aß gut, trank gut, saß stundenlang im Sonnenschein und dachte über Twittens wunderbare Berechnungen und die nicht minder bemerkenswerte Umsetzung von Theorie in Praxis nach. Vishbume ließ sich Tinte, Feder und Pergament bringen und stellte eigene Berechnungen an, zur staunenden Neugier anderer Gäste, die schließlich dahingehend übereinkamen, daß er ein Astrologe sei, der die Modi, Aufstiege und Retrogressionen der verschiedenen Planeten berechnete: eine Annahme, die Vishbume erfreute und die er keinesfalls zu korrigieren sich bemühte.
Auch an anderen Aktivitäten fand Vishbume Gefallen. Er döste im Sonnenschein, unternahm Spaziergänge am Strand
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