Lyonesse 2 - Die grüne Perle
sich aber durch ein heftiges Jucken an der Leiste gehemmt.
Vishbume rief aus: »Aber wo ist der Knabe jetzt?«
»Das schert mich nicht im geringsten, und ich hoffe, ihn nicht wiederzusehen, denn ich würde ihm gewiß einen Schaden zufügen und infolgedessen neuen Verdruß erleiden müssen. Und nun verwende dich für mich, wie du's versprochen hast. Wenn du fehlst, werde ich dir einen Mordet auferlegen!«
»Ich kann nur mein bestes tun.« Vishbume wandte sich wieder König Throbius zu. »Eure Majestät, ich stelle fest, daß Falael im Grunde verträglich ist. Er wurde von seinen Gefährten irregeleitet; sie haben ihn in Ungnade gebracht. Als neutrale Partei möchte ich, bevor ich den Nexus von Eurer Domäne aufhebe, darauf drängen, daß Eure Majestät in dieser Gelegenheit Gnade für Recht ergehen läßt.«
»'s ist eine beträchtliche Forderung, die du da an mich stellst«, erwiderte König Throbius.
»Das stimmt; aber da Falael echte Reue empfindet, müssen weitere Demonstrationen Eures Mißfallens nichtig bleiben.«
»Gefallen gegen Gefallen«, sagte König Throbius. »Ich erkläre mich bereit, Falael zu vergeben, und als Gegenleistung mußt du deinen betörenden Nexus hier auf der Madling-Wiese zurücklassen.«
Vishbume verneigte sich tief. »Eure Majestät hat gesprochen; es sei so.«
Die Elfenschar stimmte einen gewaltigen gackernden Jubelchor an vor Freude und Entzücken über den Sieg, den der schlaue König Throbius über den absonderlichen Menschenwurm errungen hatte; sie sprangen, tanzten und tollten ausgelassen herum, schlugen Purzelbäume und Räder.
Abermals verbeugte sich Vishbume. »Eure Majestät, zwar habe ich meinen wertvollen Nexus preisgegeben, doch geschah dies zu einem guten Zweck, und nun bitte ich um Eure Erlaubnis, von hier scheiden zu dürfen.«
»Die ersten Dinge zuerst«, erwiderte König Throbius. »Eine einzige Sache hängt noch in der Luft. Skepe, verabreich Falael seine dreieinhalb Hiebe minus jenem einen, wie zuvor festgelegt.«
»Eure Majestät!« schrie Vishbume entsetzt. »Es waren just diese Prügel, die Ihr dem armen Falael ersparen wolltet!«
»Mitnichten! Ich versprach, Falael zu vergeben, was ich getan habe, voll und ganz. Die Züchtigung ist für andere Streiche, die unentdeckt geblieben sind; ohne Zweifel hat Falael sie mehr als verdient.«
»Wäre denn diese Schuld nicht durch Euren Akt des Vergebens mitgetilgt?«
»Vielleicht, aber eines hängt immer noch in der Luft. Zweieinhalb Hiebe wurden angeordnet; sie müssen vollzogen werden. Da du diese Hiebe von Falael abgewendet hast, lenkt die Logik der Situation sie auf deine eigene kribbelnde Haut um. Dango, Pume, Thwither: Runter mit Vishbumes Hosen, auf daß er seinen Hintern bereit halte. Wohlan, Skepe: Tu deine Pflicht!«
»Aii hi jiii!« schrie Vishbume.
»Eins!«
»Aiie-aah!«
»Zwei!«
»Ooh-oohaa! Ooh-ohahaa! ...
Zappir tzug muig lenka! Groagha teka!
17 Aber der halbe Streich war härter als die beiden vollen Streiche zusammen!«
»Ja, das ist bisweilen der Natur der Dinge eigen«, pflichtete König Throbius ihm bei. »Gleichwie: Du hast deinen Willen bekommen, und Falael ist an seiner Strafe vorbeigekommen, wiewohl ich seiner Reue nicht recht traue. Sieh nur, wie er dort auf einer Stange sitzt und vor schierer Wonne grinst!«
Nachdem Vishbume sich die Hosen wieder hochgezogen hatte, verbeugte er sich abermals. »Eure Majestät, ich überlasse Euch nunmehr der Freude an Eurem Nexus.«
»Du hast meine Erlaubnis zu gehen. Ich muß diesen faszinierenden Nexus erforschen.«
Vishbume marschierte von dannen. In gebührendem Abstand warf er einen Blick über die Schulter zurück. König Throbius trat langsam vor den Nexus. Er tat einen vorsichtigen Schritt vorwärts, dann noch einen und noch einen ... Vishbume wandte den Blick wieder nach vorn und schaute sich erst wieder um, als er den Waldesrand erreicht hatte.
Die Madling-Wiese war so, wie er sie zuerst gesehen hatte. Der Hügel trug nichts als einen knorrigen alten Eichenbaum. Zwischen den Birkenschößlingen hing ein verwirrtes Knäuel aus blauem und rotem Garn, welches zuckte und hüpfte und sich zu einer Art Kokon verspann ... Vishbume band mit zitternden Fingern sein Roß los, stieg auf und sprengte hurtig davon.
V
In Lyonesse angekommen, begab sich Vishbume auf direktem Weg nach Haidion, und bei dieser Gelegenheit war es Sir Mungo, der Oberste Hausmeier höchstselbst, der ihn auf die Terrasse vor dem königlichen Schlafgemach führte,
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