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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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entlang und versuchte, die Dienstmägde dazu zu verleiten, ihn auf diesen Spaziergängen zu begleiten. Besonders interessiert war er an einem flachshaarigen Mädchen, dessen Körper trotz seiner Jugend bereits die ersten schwellenden Rundungen aufwies.
    Vishbumes Interesse an ihren Attributen wurde so augenfällig, daß der Wirt sich bemüßigt fühlte, ihn auszuschelten: »Herr, ich muß Euch bitten, Euch zu bessern! Diese kleinen Mädchen sind Eurer Geilheit noch nicht gewachsen. Ich habe ihnen aufgetragen, Euch mit einem Guß kalten Wassers zu ernüchtern, wenn Ihr sie wieder herzen und betasten wollt.«
    Hochmütig versetzte da Vishbume: »Bursche, ich glaube, du nimmst dir da ein wenig zuviel heraus!«
    »Das mag wohl sein. Jedenfalls behelligt die Mädchen künftig nicht mehr mit lüsternen Blicken, tastenden Fingern und Einladungen an den Strand.«
    »Das ist eine dreiste Unverschämtheit!« schnaubte Vishbume. »Ich warne dich, Kerl! Ich neige fast dazu, mich anderswo einzumieten!«
    »Bitte, tut, was Ihr nicht lassen könnt! Im Gasthof
Zu den drei Neunaugen
wird Euch bestimmt niemand nachtrauern! Wenn Ihr die Wahrheit wissen wollt: Mit Eurem beständigen Getänzel und Fußgetappe versetzt Ihr meine Stammkunden in Unruhe; sie halten Euch für schwachsinnig, und wenn ich recht darüber nachdenke, tue ich das auch. Nach den Statuten des Gesetzes kann ich Euch nicht hinauswerfen, wenn Ihr keinen groben Unfug macht oder andere Gäste belästigt, aber Ihr seid nicht weit davon entfernt. Seid auf der Hut!«
    Vishbume erklärte mit würdevoller Miene: »Wirt, du bist griesgrämig und schwer von Begriff. Die Mädchen haben Gefallen an meinem kleinen Spiel; wenn nicht, kämen sie nicht so oft daher und würden trällern und schwätzen und liebäugeln und keck die kleinen drallen Rundungen zeigen.«
    »Ah! Ihr werdet schon sehen, wie groß ihr Gefallen daran ist, wenn sie Eure Lust erst mit einem Guß guten kalten Wassers kühlen. Einstweilen könnt Ihr auch gleich schon Eure Zeche zahlen, für den Fall, daß Ihr plötzlich ungehalten werdet und Euch bei Nacht aus dem Staube macht.«
    »Das ist eine grobe Bemerkung gegenüber einem Mann von Stand!«
    »Zweifelsohne. Deshalb würde ich mich auch hüten, mit einem Mann von Stand so zu sprechen.«
    »Ihr habt mich schwer beleidigt«, sprach Vishbume. »Ich will sofort meine Zeche bezahlen. Ein Trinkgeld hast du durch deine Frechheit verwirkt.«
    Vishbume reiste ab und mietete sich im Gasthof
Seekoralle
auf der anderen Seite der Stadt ein, wo er sein Studium von Twittens Almanach fortsetzte. Schließlich veranlaßten ihn seine Berechnungen, sich auf den Weg zu machen. Er erwarb einen Karren und ein niedliches kleines Pony, das ihn mit lustig klappernden Hufen im Sauseschritt dahinzog. Vorbei am Gasthof
Zu den drei Neunaugen
fuhr Vishbume, stolz und hochaufgerichtet auf seinem Karren sitzend, dann lenkte er sein Gefährt auf die Straße zum Tal des Rundle-Flusses, fuhr die Flußstraße hinauf zur Grünmannsförde und stieß schließlich auf den Ceald hinunter.
     

VII
    Eine seltsame süße Stimmung war in jüngster Zeit über Glyneth gekommen. Wenn sie mit ihren Freunden zusammen war, überkam sie oft der Wunsch, lieber allein zu sein. Und manchmal, wenn sie sich davongestohlen hatte und tatsächlich allein war, dann – Hohn allen Hohns! – befiel sie eine unerklärliche innere Unruhe, so als würden sich irgendwo wunderbare Ereignisse abspielen, und sie sehnte sich danach, dort zu sein; indes, armes einsames Mädchen, das sie war, niemand hatte sie eingeladen, und man bemerkte nicht einmal ihre Abwesenheit.
    Glyneth wurde wehmütig und ruhelos. Bisweilen suchten sie süße, faszinierende Bilder heim, lockend und quälend zugleich, flüchtiger als Tagträume, Illusionen und Phantasien von ausgelassenen Lustbarkeiten im Mondschein; von rauschenden Festen, auf denen sie von galanten Rittern umschwärmt wurde; von Traumfahrten über das Land und übers Meer in einem magischen Schiff der Lüfte, auf denen sie allein war mit dem einen, den sie am meisten liebte von allen und der ihre Liebe in gleichem Maße erwiderte.
    Nachdem Dhrun aus Domreis abgereist war und ihr gemeinsamer Unterricht ruhte, schwankte und zappelte Glyneth untätig und unschlüssig einen Tag oder zwei, doch ohne Dhrun und ohne Aillas war Miraldra öde und ohne Reiz, und so begab sie sich kurzentschlossen nach Watershade, mit der festen Absicht, dort alle Bücher in Osperos Bibliothek zu lesen. Sie machte

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