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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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daheim bekommen?«
    »Keine frischen. Was hat sich Neues zugetragen?«
    »Dem Kapitän des Schiffes zufolge haben ulfische Truppen mit Unterstützung eines troicischen Kontingents Suarach zurückerobert und die Ska-Garnison zerstört.«
    Luhalcx Gesicht wurde unbeweglich. »Wenn das stimmt, dann ist's fürwahr eine schlimme Nachricht.«
    »Meiner Meinung nach hattet Ihr in Suarach erst gar nichts zu suchen.« Aillas hielt einen Moment inne, ehe er fortfuhr: »Ich will Euch einen Rat geben, und wenn Ihr klug seid, befolgt Ihr ihn auf das genaueste. Kehrt zurück nach Burg Sank. Packt alle Eure kostbaren Reliquien, Eure Portraits und Andenken aus antiken Zeiten und Eure Bücher ein, und schafft diese nach Skaghane, denn schon sehr, sehr bald wird Burg Sank bis auf die Grundmauern niedergebrannt werden.«
    »Ihr macht mir eine herbe Voraussage«, erwiderte Luhalcx. »Aber sie ist zwecklos; wir werden unseren Traum niemals aufgeben. Zuerst werden wir die Älteren Inseln erobern, dann werden wir unseren großen Rachefeldzug gegen die Goten unternehmen, die uns aus Norwegen vertrieben.«
    »Die Ska haben ein langes Gedächtnis.«
    »Wir träumen als Volk, wir erinnern uns als Volk! Ich selbst habe Visionen im Feuer gesehen, und sie kamen nicht als Trugbilder, sondern als Erinnerungen. Wir erklommen die Gletscher und fanden ein verlassenes Tal; wir kämpften gegen rothaarige Krieger, die auf Mammuten ritten; wir vernichteten die Kannibalen, die eine Million Jahre in dem Land gelebt hatten. Ich erinnere mich daran, als wäre ich selbst dort gewesen.«
    Aillas zeigte auf das Meer. »Seht die Wellen, Herr, die vom Atlantik heranbranden! Sie scheinen unwiderstehlich! Nach tausend Meilen stetiger Vorwärtsbewegung prallen sie gegen die Klippe und zerstieben augenblicklich zu Schaum.«
    Herzog Luhalcx sagte schroff: »Ich habe Eure Bemerkungen zur Kenntnis genommen, und ich werde ihnen die gebührende Beachtung schenken. Eine letzte Sache noch, die mir auf der Seele liegt: Das Wohlergehen meiner Ehegemahlin, der Lady Chraio.«
    »Ich habe keine Kenntnis von ihr. Wenn sie gefangengenommen wurde, so bin ich sicher, daß sie nicht minder zuvorkommend behandelt wurde, als Ihr eine gefangengenommene Ulfländerin behandeln würdet.«
    Herzog Luhalcx zog eine Grimasse, verbeugte sich und ging zurück zu Herzog Ankhalcx und Tatzel. Die drei standen noch einige Minuten da und schauten über die Festungsmauern, dann wandten sie sich um und gingen zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    Im Laufe des späten Nachmittags kam von Westen her dichte, purpurgraue Bewölkung auf und verdunkelte die Sonne, und frühe Dämmerung legte sich über Xounges. Die Nacht war vollkommen dunkel und brachte heftige Regenschauer in unregelmäßigen Abständen, die erst nachließen, als die Morgendämmerung den Osthimmel mit auberginenfarbener Glut überzog.
    Zwei Stunden nach Tagesanbruch war der Regen zu einem Nieseln abgeflaut, und der Himmel machte Anstalten, sich für die Krönungszeremonie, die später am Tag stattfinden sollte, aufzuklären. Aillas kam vom Hafen heraufgerannt: durch den Tunnel, durch gepflasterte Gassen, über den Marktplatz, der jetzt verlassen lag, und betrat Jehaundel durch das riesige Frontportal.
    In der Vorhalle gab Aillas seinen nassen Umhang in die Obhut eines Lakaien, dann ging er weiter in die Haupthalle. Aus der großen Halle kam ihm Tatzel entgegen, welche dort den Vorbereitungen für die Krönungszeremonie zugeschaut hatte. Sie sah Aillas, zögerte und ging weiter, weder nach links noch nach rechts blickend. Aillas fühlte einen Stich, und die Erinnerung an frühere Zeiten lebte wieder in ihm auf; er stand wieder in der großen Halle von Burg Sank, und Tatzel kam auf ihn zu marschiert, nichts und niemanden beachtend als ihre eigenen Gedanken.
    Tatzel kam näher, den Blick fest auf einen Punkt irgendwo weit hinter ihm geheftet; es war offensichtlich, daß Aillas nicht in ihrer Gunst stand. Einen Moment lang glaubte er, sie werde grußlos an ihm vorbeigehen, doch dann blieb sie im letzten Moment widerwillig stehen und musterte ihn mit kühlem Blick. »Warum seht Ihr mich so seltsam an?«
    »Eine eigenartige Stimmung überkam mich. Für einen Moment glaubte ich mich wieder auf Burg Sank. Es fröstelt mich noch immer.«
    Ein Zucken lief über Tatzels heruntergezogene Mundwinkel. »Ich bin überrascht, daß Ihr noch immer hier seid. Drängt es den Kapitän des Schiffes nicht, in See zu stechen?«
    »Er hat sich

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