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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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übernehmen. Eines Tages stand auf seinem Plan die Hinrichtung einer jungen Hexe namens Zanice, die angeklagt war, das Euter der Kuh ihres Nachbarn ausgetrocknet zu haben. Da diesem Fall aber ein Element der Ungewißheit innewohnte, wurde bestimmt, daß Zanice durch die Garrotte und nicht auf dem Scheiterhaufen sterben sollte. Manting indessen wollte gern eine neue und recht verzwickte Idee erproben; er nutzte diese Gelegenheit und erweckte damit den Zorn des Zauberers Qualmes, der Zanice geliebt hatte.
    Qualmes führte Manting tief in den Wald von Tantrevalles, auf einen geheimnisumwitterten Pfad, den man unter dem Namen ›Ganyons Weg‹ kannte. Dort trat er mit ihm abseits des Pfades auf eine kleine Lichtung.
    »Manting«, fragte Qualmes den Henker, »wie gefällt es dir hier?«
    Manting, der immer noch nicht wußte, welchen Grund dieser Ausflug hatte, sah sich um. »Die Luft ist frisch. Das Grün ist eine willkommene Abwechslung, wenn man sich sonst immer im Kerkergewölbe aufhalten muß. Die Blumen dort drüben tragen zum Zauber der Szenerie bei.«
    »Es ist gut, daß du dich hier wohl fühlst«, sagte Qualmes. »Denn du wirst diesen Ort nie mehr verlassen.«
    Manting lächelte und schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein. Heute habe ich Zeit, und so ein kleiner Ausflug ist wahrlich angenehm, aber morgen habe ich zwei zu hängen, einen zu strecken und einen zu peitschen.«
    »Von solchen Aufgaben bist du befreit, jetzt und immerdar. Wie du Zanice behandelt hast, das hat meine tiefsten Empfindungen in Wallung gebracht, und du mußt die Buße für solche Grausamkeit entrichten. Such dir ein angenehmes Plätzchen, um dich niederzulegen, und erwähl dir eine bequeme Position, denn ich werde dich mit einem Zauber der Stasis belegen, und du wirst dich nie mehr bewegen.«
    Manting protestierte noch eine Weile, und Qualmes hörte mit lächelndem Gesicht zu. »Sag mir, Manting, haben deine Opfer dir eigentlich niemals ähnliche Proteste zu Gehör gebracht?«
    »Jetzt, da ich's mir recht überlege – ja.«
    »Und was pflegte dann deine Antwort zu sein?«
    »Ich pflegte zu antworten, daß ich der Natur der Dinge nach niemals das Werkzeug der Gnade, sondern das der Verhängnis sei. Hier haben wir es freilich mit einer anderen Sachlage zu tun. Du bist der Richter und der Ausführende des Urteils zugleich, und so hast du das Recht und die Fähigkeit, mein Gesuch um Gnade, vielleicht gar um Freispruch zu erwägen.«
    »Dein Gesuch ist abgelehnt. Leg dich nun gütigst nieder; ich kann nicht den ganzen Tag mit Haarspaltereien zubringen.«
    So sah Manting sich schließlich genötigt, sich auf den weichen Boden zu legen; Qualmes sprach daraufhin seinen Lähmungszauber und ging seiner Wege.
    Hilflos lag Manting da, Tag und Nacht, Woche für Woche, Monat für Monat, und Wiesel und Ratten nagten ihm an Händen und Füßen, Hornissen bohrten ihre Behausung in sein Fleisch, und schließlich war von ihm nichts weiter übrig als die Knochen und die leuchtende grüne Perle, und auch die verschwanden nach und nach unter dem Moos.
     

Kapitel 2

I
    Acht Könige beherrschten das Reich der Älteren Inseln. Der geringste von ihnen war Gax, dem Namen nach Herrscher von Nord-Ulfland, aber seinen Anordnungen folgte man nur innerhalb der Mauern von Xounges. Im Gegensatz dazu regierten König Casmir von Lyonesse und König Audry von Dahaut über weite Länder und starke Heere. Und König Aillas, der über drei Inseln – Troicinet, Dascinet und Scola – und über Süd-Ulfland gebot, sicherte seine Verkehrswege durch eine mächtige Flotte.
    Die anderen vier Könige waren ebenso unterschiedlich. Der wahnsinnige König Deul von Pomperol hatte jetzt einen Nachfolger, den außerordentlich vernünftigen König Kestrel. Das uralte Königreich Caduz war in Lyonesse aufgegangen; Blaloc indessen, unter der Regentschaft des trunksüchtigen König Milo, hatte sich seine Unabhängigkeit bewahrt. Milo hatte sich eine wundervolle List erdacht, die niemals ihren Zweck verfehlte. Wenn Gesandte aus Lyonesse oder Dahaut kamen, um Milo einen Gefolgschaftseid abzunehmen, gab er ihnen einen Platz an seiner Tafel und ließ sie mit Wein vollaufen, während die Musik mit munteren Tänzen aufspielte, so daß die Gesandten ihre Geschäfte sofort vergaßen und in trunkener Ausgelassenheit mit König Milo feierten.
    Godelia und seine ungestüme Bevölkerung wurden bis zu einem gewissen Grade von König Dartweg im Zaum gehalten. Die Ska erwählten ihren ›Ersten unter

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