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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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den Ersten‹ alle zehn Jahre; zur Zeit war der ›Erste‹ der starke und fähige Sarquin.
    Die acht Könige unterschieden sich in beinahe jeder Hinsicht. König Kestrel von Pomperol und König Aillas von Troicinet waren ernsthafte junge Männer, tapfer und ehrenwert; aber während Kestrel humorlos und schüchtern war, zeigte Aillas eine phantasievolle Art, mit der er gesetzliche Persönlichkeiten oft in Beunruhigung stürzte.
    Auch an den Höfen der acht Könige ging es sehr unterschiedlich zu. König Audry gab das Geld mit vollen Händen für Eitelkeiten und Vergnügungen aus, und das Gepränge an seinem Hof zu Falu Ffail bot Stoff für Legenden. König Aillas verwandte seine Mittel auf den Bau von Schiffen für seine Flotte, derweil König Casmir große Summen für Spionage und Intrigen ausgab. Seine Spitzel waren überall aktiv, vor allem in Dahaut, wo sie über jeden Schnaufer, den König Audry tat, Bericht erstatteten.
    Informationen aus Troicinet zu beschaffen, bereitete König Casmir größere Mühe. Es war ihm gelungen, sich gewisse hohe Beamte gefügig zu machen, die ihm durch Brieftauben ihre Berichte übermittelten; aber vor allem sah er sich auf den Meisterspion Valdez angewiesen, der immer über gespenstisch akkurate Informationen zu verfügen schien.
    Valdez erstattete alle sechs Wochen Bericht. Casmir begab sich dann stets, eingehüllt in einen grauen Kapuzenmantel, in die Lagerkammer hinter dem Laden eines Weinhändlers, wo sich sofort ein Mann zu ihm gesellte, der leicht der Weinhändler hätte sein können: ein nicht weiter auffälliger Mensch von untersetzter Gestalt, sauber rasiert, sparsam in seiner Rede, mit glatten regelmäßigen Zügen und kalten grauen Augen.
    Von Valdez erfuhr Casmir, daß in der Werft am Tumbelfluß, zwei Meilen nördlich von Domreis, vier neue Kriegsschiffe auf der Helling lagen. Trotz strenger Sicherheitsmaßnahmen konnte Valdez berichten, daß es sich dabei um schnelle Feluken handelte, deren Katapulte eiserne Pfeile noch über hundert Schritt mit solcher Wucht schleudern konnten, daß sie den Leib eines gewöhnlichen Schiffes aufrissen. Diese neuen Schiffe waren eigens dazu gedacht, die Langboote der Ska zu schlagen und so die Schiffahrtswege zwischen Troicinet und Süd-Ulfland offenzuhalten. 2
    Vor seiner Abreise bemerkte Valdez noch, er habe vor kurzem neue und hochrangige Informanten anwerben können.
    »Gut gemacht!« lobte Casmir. »Das ist die tüchtige Arbeit, die wir mittlerweile von dir erwarten.«
    Valdez wandte sich zur Tür. Dort blieb er stehen, als wolle er noch etwas sagen, doch wieder wandte er sich ab.
    Casmir hatte sein Zögern bemerkt. »Warte! Was hast du auf dem Herzen?«
    »Kein großes Problem; aber ich könnte mir vorstellen, daß es zu gewissen Unannehmlichkeiten führen könnte.«
    »Inwiefern?«
    »Es ist mir bewußt, daß Ihr in Troicinet außer mir noch andere Informanten habt, und ich vermute, daß sich mindestens einer von denen in hoher Position befindet. Von Eurem Standpunkt aus ist dies ein glücklicher Zustand. Aber, wie gesagt, ich habe Verbindung zu einer hochrangigen Persönlichkeit, die durchaus mit mir zusammenarbeiten wird, wenngleich sie im Augenblick noch scheu wie ein Vögelchen ist. Ich könnte weniger zurückhaltend und ohnedie Gefahr von Überschneidungen arbeiten, wenn ich wüßte, wer Eure anderen Informanten sind.«
    »Ich verstehe dich wohl«, sagte Casmir. Er sann einen Augenblick lang nach und lachte dann kurz und rauh auf. »Du wärest überrascht zu erfahren, in welcher Höhe meine Ohren dort lauschen! Aber wahrscheinlich ist es doch besser, dich und die anderen Informanten nicht zusammenzubringen. Meine Gründe sind handfester Natur. Falls einer gefaßt und verhört werden sollte, sind die anderen sicher.«
    »Nur zu wahr«, erwiderte Valdez und verabschiedete sich.
     

II
    Nachdem Sir Tristano seine grüne Perle dem Straßenräuber überlassen hatte, ritt er durch die angenehme Landschaft von Dahaut und erreichte beizeiten Avallon. Er suchte sich eine Unterkunft, kleidete sich in geeignete Gewänder und meldete sich in Audrys Palast Falu Ffail zur Stelle.
    Ein hochnäsiger Lakai in blausamtener Livree stand vor der Tür. Er musterte Sir Tristano mit halbgeschlossenen Augen von Kopf bis Fuß, lauschte mit versteinertem Antlitz, als Sir Tristano seinen Namen nannte, und geleitete ihn dann widerwillig in eine Vorhalle, wo Sir Tristano sich eine Stunde des Wartens damit vertrieb, daß er sich den Springbrunnen

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