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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Glyneth vom Ufer zurück. Der Kahn war nicht länger ein sicherer Ort ... Also: zu den Klippen.
    Sie brach die Zweige von ihrem Ast ab, so daß sie ihn als Knüttel oder als Wanderstab oder notfalls auch als Lanze benutzen konnte, schnallte sich Vishbumes Ranzen auf und machte sich tapfer auf den Weg zu den Klippen.
    Sie erreichte den Fuß der Kette ohne Zwischenfall und erklomm die erste Anhöhe. Nach einer Weile blieb sie stehen, um Atem zu schöpfen, und als sie sich umdrehte und in die Richtung schaute, aus der sie gekommen war, sah sie zu ihrer Bestürzung in der Ferne eine rennende schwarze Gestalt. Das konnte nur Vishbume sein!
    Die Felsen waren schon ganz nahe; vielleicht konnte sie dort ein Versteck finden. Sie kletterte einen Hang hinauf, der mit seltsam ringelförmigen Stein-buckeln übersät war ... Als sie sich ihnen näherte, entrollten sie sich schlagartig und schnellten senkrecht hoch.
    Glyneth keuchte entsetzt auf; sie war umringt von großen dünnen, steingrauen Kreaturen mit langen, spitzen Köpfen. Ihre Augen, die aussahen wie Scheiben aus schwarzem Glas, und ihre langen, ledrigen Nasenlappen verliehen ihren Gesichtern fast etwas Drolliges. Dieser Eindruck war indes trügerisch, denn im selben Moment, da Glyneth dies dachte, warf eines der Wesen ihr eine Schlinge über den Kopf und zerrte sie mit trippelnden Schritten zu einem Pfad zwischen den Felsen.
    Zehn Minuten später kam die Gruppe an einem flachen Gelände an, das an der Rückseite von steilen Felsenklippen begrenzt wurde. Die Goblin-Aale stießen Glyneth in einen Pferch, in dem sich außer ihr noch ein rundes, sechsbeiniges Wesen befand, aus dessen rosafarbenem Rumpf ein riesiger orangefarbener Polyp ragte, der ringsum von Hunderten von Stielaugen übersät war.
    Die Augen schwenkten herum und starrten auf Glyneth, die sich jetzt in einem Zustand jenseits von Angst und Entsetzen befand. Sie war vollkommen gefühllos, wie betäubt. Alles um sie herum erschien ihr unwirklich. Sie schloß die Augen und öffnete sie wieder, in der Hoffnung, daß alles nur Einbildung war. Aber es hatte sich nichts verändert. Die grausigen Stielaugen der abscheulichen Kreatur, die nur wenige Zoll vor ihr kauerte, starrten sie unverwandt an.
    Die Wände des Pferchs bestanden aus Zweigenund dünnen Ästen, die auf grobe, unregelmäßige Weise miteinander verflochten waren. Glyneth prüfte unauffällig die Festigkeit des Flechtwerks und stellte fest, daß es sie keine große Mühe kosten würde, ein Loch zu öffnen, das groß genug war, daß sie hindurchschlüpfen konnte. Sie beobachtete die Goblin-Aale einen Moment lang und fragte sich, welches der beste Moment für einen Fluchtversuch sein mochte. Im Augenblick standen sie um eine Grube von vielleicht vier Fuß Durchmesser versammelt, aus der eine Fahne von Rauch oder Dampf stieg.
    Mehrere von den Goblin-Aalen rührten die Substanz in der Grube mit langstieligen Paddeln um. Hin und wieder zog der eine oder andere seinen Paddel heraus und kostete mit dem Gehabe eines Feinschmeckers von der Substanz. Nachdem sie mehrere Male probiert und miteinander getuschelt hatten, schienen sie schließlich zu einer übereinstimmenden Ansicht gekommen zu sein. Mehrere von ihnen betraten den Pferch und hackten der rosafarbenen Kreatur zwei von ihren sechs Beinen ab. Ohne auf ihre gellenden Schmerzensschreie zu achten, warfen die Goblin-Aale die Beine in die Grube. Andere warfen einen Ballen Pflanzen in das dampfende Loch. Eine schwarze, garnelenartige Kreatur, die brüllte und bellte und heftigen Widerstand leistete, wurde ebenfalls zu der Grube gezerrt und hineingestoßen. Ihre Schreie schwollen zu einem ohrenbetäubenden Crescendo an, flauten zu einem wimmernden Gurgeln ab und verstummten sodann.
    Jetzt richteten sich die scheibenförmigen Augen der Goblin-Aale auf Glyneth, und erst jetzt ließ sie ihren Tränen freien Lauf. »Wie grausam und trostlos, daß ich in dieser schändlichen Grube sterben muß!«
    Ein schrilles, wildes Geräusch erscholl vom Pfad her: das Trillern und Pfeifen von Vishbumes silberner Flöte. Die Goblin-Aale verstummten, wandten sich um und ließen Anzeichen von Beunruhigung erkennen.
    Vishbume erschien zwischen Felsen, schneidig und flott im Takt seiner Musik marschierend, hier und da einen kleinen Luftsprung einstreuend, wenn er eine Phrase spielte, die er als besonders geglückt empfand.
    Die Goblin-Aale zitterten und zuckten, wie unter hypnotischem Zwang und hüpften auf der Stelle auf und ab,

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