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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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genau geradeaus, hinter der Ebene der Lilien.«
    Von den Hängen der terrassenförmig ansteigenden Berge floß der Haroo-Fluß, der den Pfad nach Asphrodiske kreuzte. Der Pfad führte zu einer steinernen Brücke mit fünf Bögen und schwenkte dann bei dem Dorf, das Vishbume »Pude« genannt hatte, nach Osten ab.
    Glyneth fragte Vishbume: »Wer sind die Leute, die in jenem Dorfe leben? Sind sie hier geboren?«
    »Es sind Bewohner der Erde, die im Laufe der Jahrhunderte unabsichtlich durch plötzlich sich auftuende Löcher nach Tanjecterly gefallen sind. Einige von ihnen sind auch aus dem einen oder anderen Grund von Magiern wie Twitten hierhergebracht worden, und auch sie müssen für immer auf Tanjecterly bleiben.«
    »Das ist gewiß ein bitteres Los«, sagte Glyneth. »Wie grausam, denen, die man liebt, so entrissen zu werden! Findest du nicht auch, Vishbume?«
    Vishbume setzte ein hochmütiges Lächeln auf. »Mitunter sind strenge kleine Rügen vonnöten, besonders bei halsstarrigen Jungfern, die sich weigern, ihre köstlichen Schätze mit anderen zu teilen.«
    Kul wandte sich um und starrte Vishbume an, dessen Lächeln sofort verschwand.
    Den Weg herauf kam ein Karren gefahren, auf dem ein Dutzend Bauern saßen. Sie renkten sich die Hälse aus und gafften mit staunenden und ehrfürchtigen Blicken, als der Wole an ihnen vorüberfuhr. Ihre Aufmerksamkeit schien in erster Linie Kul zu gelten, und einige sprangen sogar von dem Karren herunter und suchten sich hastig Stöcke, als wollten sie sich gegen einen Angriff verteidigen.
    »Ein merkwürdiges Verhalten«, bemerkte Glyneth. »Wir haben sie in keiner Weise bedroht. Sind sie furchtsam oder lediglich feindselig gegenüber Fremden?«
    Vishbume stieß ein meckerndes Kichern aus. »Sie fürchten sich aus gutem Grund. In der Bergen hier leben
Feroces
, und sie haben sich zweifelsohne einen zweifelhaften Ruf erworben. Ich sehe Probleme auf uns zukommen. Wir wären gut beraten, wenn wir uns von Kul trennten.«
    Glyneth rief Kul zu: »Komm unter die Pergola, auf die untere Bank, und ziehe die Vorhänge zu, damit die Dörfler sich nicht beunruhigen.«
    Kul nahm mit einem gewissen Widerstreben auf der unteren Bank der Pergola Platz und zog die Vorhänge zu. Vishbume, der das Ganze aufmerksam verfolgte, ging nach vorn und stellte sich an Kuls vormaligen Platz. Er blickte zurück zu Glyneth: »Falls irgend jemand Fragen stellt, werde ich sagen, wir sind Pilger, die die Denkmäler von Asphrodiske besuchen.«
    »Hüte dich, auch nur ein Wort mehr zu sagen«, kam Kuls Stimme durch den Vorhang.
    Glyneth, der jetzt ein wenig unbehaglich zumute war, schaute in den Ranzen und holte einen Marterkolben heraus, den sie sich in die Tasche steckte.
    Der Wole rannte in kühner Geschwindigkeit über die Brücke und die Dorfstraße hinunter. Vishbume schien außergewöhnlich wachsam und wandte den Blick nervös und in rascher Folge nach links und nach rechts. Er drückte auf einen Wulst am Kopf des Wole, und die Kreatur verlangsamte spürbar ihren Schritt. Kul schnarrte: »Was machst du da? Willst du wohl schneller fahren!«
    »Ich möchte keine feindseligen Bemerkungen heraufbeschwören«, erwiderte Vishbume. »Durch besiedelte Gebiete bewegen wir uns am besten in gemäßigter Geschwindigkeit, damit die Leute uns nicht etwa für rücksichtslose Strolche halten.«
    Aus einem hohen steinernen Gebäude traten drei Männer. Sie trugen eng anliegende schwarze Hosen, weite Jacken aus grünem Leder und breitkrempige Hüte. Der vorderste hob die Hand. »Halt!«
    Vishbume brachte den Wole zum Stehen. »Mit wem haben wir die Ehre?«
    »Ich bin der Ehrwürdige Fulgis, Konstabler und Magistrat für das Dorf Pude. Und wer seid ihr?«
    »Harmlose Pilger auf dem Wege nach Asphrodiske, um dortselbst die berühmten Monumente zu besichtigen.«
    »Alles schön und gut, aber habt Ihr Zoll für die Benützung der Brücke entrichtet?«
    »Noch nicht, Herr. Wie hoch ist die Gebühr?«
    »Für solch ein Gefährt, wie ich es vor mir sehe, zehn gute Dibbet, aus tadellosem Tolk.«
    »Sehr gut! Ich befürchtete schon, Ihr würdet womöglich eine Quaste von dem Teppich verlangen, von denen jede einzelne zwanzig Dibbet wert ist.«
    »Das hatte ich auch vor; die zehn Dibbet sind lediglich die Grundgebühr.«
    »Was?« Vishbume sprang von der Plattform. »Ist das nicht ein wenig übertrieben?«
    »Wollt ihr lieber zurück über die Brücke fahren und über den Fluß schwimmen?«
    »Nein. Glyneth, reiche mir meinen Ranzen

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