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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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gesprenkelt mit kugelförmigen Bäumen, die sich in ihren Farben ein wenig von denen unterschieden, denen sie zuvor, am Ufer des Mys-Flusses, begegnet waren. Hatten dort die dunkelblauen und purpurnen Farbschattierungen vorgeherrscht, so dominierten hier die Farben Ockergelb, Schwarz und Kastanienbraun.
    Vor ihnen tauchte jetzt ein riesiger Baum von gutsechshundert Fuß Höhe auf. Die untersten Äste, genau sechs an der Zahl, wuchsen auf gleicher Höhe und in regelmäßigem Abstand zueinander aus dem Hauptstamm heraus, und jeder von ihnen endete in einem großen Ball dunkelbraunen Blattwerks. Darüber sprossen weitere Schichten von Ästen in ähnlicher Anordnung, bis hinauf zum Wipfel des Baumes. In der Ferne waren weitere dieser Riesenbäume zu erkennen; einige von ihnen waren sogar noch größer.
    Als der Wole an dem ersten Baum vorüberfuhr, bemerkten die Passagiere zu ihrer Verblüffung, daß zweihundert Fuß über dem Erdboden zweibeinige Baumkreaturen Wohnhöhlen in die Borke des Stammes gegraben hatten, welche durch wacklige Balkone miteinander verbunden waren. Die Baumbewohner kamen aufgeregt aus ihren Löchern herausgestürmt und bevölkerten dichtgedrängt die Balkone, als der Wole vorbeifuhr. Sie deuteten erregt nach unten und gestikulierten herausfordernd. Vishbume erwiderte ihre wütenden Rufe mit obszönen Gesten, die sogleich einen neuen Sturm der Entrüstung auslösten.
    Unerbittlich zog der schwarze Mond seine Bahn am Himmel. Glyneth versuchte zu schätzen, wie lange und wie weit sie schon gefahren waren, mit dem Ergebnis, daß sie noch verwirrter war als vorher. Vishbume schützte eine ähnliche Unsicherheit vor, woraufhin Glyneth und Kul ihn absteigen und hinter dem Wole herlaufen hießen, so lange, bis sein Verstand wieder geschärft sei, und schon nach wenigen Schritten sah er sich in der Lage, präzise Angaben zu machen. »Beachtet den rosafarbenen Stern dort oben! Wenn der schwarze Mond unter dem Stern vorbeizieht, ist der Weg nach Twittens Kreuzweg offen! So lautet meine Schätzung. Die Berechnung ist nicht auf die Minute präzise«, fügte er hinzu. »Es widerstrebte mir, ungenaue Angaben zu machen.«
    »Und wie weit ist es noch bis Asphrodiske?«
    »Gestattet mir, die Karte im Almanach zu studieren.«
    Glyneth zog vorsichtshalber den Schlüssel aus seiner Scheide, bevor sie Vishbume das Buch reichte.
    Vishbume streckte seinen knochigen weißen Zeigefinger aus und fuhr über die Landkarte. »Wir dürften uns etwa hier befinden, ganz in der Nähe dieses Flusses hier, welches der Haroo-Fluß ist; und ich glaube, ich kann ihn dort hinten schon erkennen.« Er deutete nach links. »Die Stadt Pude kennzeichnet den Anfang besiedelten Territoriums. Hier seht ihr den Weg der Runden Steine; er führt am Dunklen Wald vorbei und verläuft sodann über die Ebene der Lilien und weiter nach Asphrodiske – hier, an diesem Symbol. Hinter Pude beträgt die Entfernung immer noch dreißig oder vierzig Meilen, und die Zeit wird knapp. Ich fürchte, wir haben zu viel und zu oft geschlafen.«
    »Und was geschieht, wenn wir den Zeitpunkt verpassen?«
    »Dann müßten wir an der Achse warten.«
    »Aber wenn wir zu der Hütte zurückkehrten, wo wir aufgebrochen sind, müßten wir dort doch früher hindurchschlüpfen können; ist das nicht richtig?«
    »So ist es! Du bist ein außerordentlich kluges Mädchen: fast so klug, wie du hübsch bist.«
    Glyneth kniff die Lippen zusammen. »Behalte deine Komplimente bitte für dich; sie bereiten mir Übelkeit. Wann wäre die Schwingung wieder günstig an der Hütte, sollte eine Umkehr notwendig werden?«
    »Wenn der Mond dieselbe Stelle am Himmel wieder erreicht. Beachte diese Aufzeichnungen: sie beziehen sich auf den Scheitelkreis des schwarzen Mondes.«
    Glyneth ging nach vorn und berichtete Kul, was sie erfahren hatte.
    »Nun gut«, sagte Kul. »Dann schlafen wir von jetzt an weniger tief und reisen flotter.«
    Zwei oder drei Meilen weiter kam ein Pfad schräg von Norden her, und in der Richtung, aus der er kam, war ein kleines Dorf aus grauen Steinhäusern zu sehen. Der Pfad tauchte hinter einem bewaldeten Bukkel hervor und verlief weiter nach Osten. Kul lenkte den Wole auf den Pfad, aber die Kreatur zog es vor, auf dem blauen Gras weiterzulaufen, das seinen Füßen offenbar bekömmlicher war. Dieser Pfad ging laut Vishbume durch bis nach Asphrodiske. Er zeigte auf die Karte. »Zuerst überqueren wir den Haroo-Fluß, hier, bei der Stadt Pude, und Asphrodiske liegt dann

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