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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Vishbume verdrießlich. »Sie beantworten meine Frage nicht! Noch einmal: wer ist oder war Dhruns Mutter?«
    Glyneth schüttelte den Kopf. »Selbst wenn ich es wüßte, würde ich es Euch nicht sagen, da es König Casmir helfen könnte, unserem Feind.«
    Vishbume rief in scharfem Ton: »Du stellst meine Geduld auf eine schwere Probe! Aber dagegen weiß ich ein Mittel!«
    Er holte eine kleine grüne Glasflasche aus seinem Ranzen. »Dies ist, wie du sicher noch wissen wirst, die wahre und veritable Essenz der Liebe. Ein Tropfen erweckt ungekannte Sehnsüchte in jedem Winkel der weiblichen Seele und befähigt den Mann zu sexuellen Wundertaten. Angenommen, ich zwinge dich dazu, nicht nur einen einzigen, sondern gleich zwei oder gar drei Tropfen einzunehmen? In deinem Eifer würdest du mir im Nu alles ausplaudern, was ich zu wissen begehre, und du wärest ganz und gar nicht abgeneigt, deine Kleider abzustreifen.«
    Tränen rannen über Glyneths Wangen. Welch ein beklagenswertes Ende ihr bevorstand! Vishbume hatte zweifelsohne die Absicht, sie entweder sofort zu töten, oder aber sie auf Tanjecterly zurückzulassen.
    Vishbume näherte sich ihr mit seiner Flasche. »Komm, Mädchen; öffne das niedliche kleine Mündchen. Einen Tropfen werde ich dir einflößen; ein Tropfen wird genügen, und wenn nicht, probieren wir es mit einem zweiten.«
     

V
    In seiner Zelle in der Stadt Pude rieb Kul die Stricke, die seine Arme fesselten, an einer scharfen Kante des Türrahmens und scheuerte sie durch. Er löste die Fesseln an seinen Beinen, warf sich gegen die Tür seines Verlieses, so daß sie krachend aufflog, und stürmte hinaus auf den Hof. Zwei Wachtposten sprangen ihm entgegen, um ihm den Weg abzuschneiden, und flogen zur Seite, als wären sie Stoffpuppen. Kul holte sein Schwert aus dem Torhaus, lief hinaus auf die Straße und rannte, so schnell seine Beine ihn trugen, den Pfad hinunter nach Osten.
    Fulgis, der Konstabler, organisierte einen Verfolgungstrupp, zu dem auch der gefürchtete Zaxa gehörte, ein Hybride, halb Mensch, halb Riesenlurch, mit Armen wie Spannbalken und einer dicken grauen Haut, die gegen Speer, Pfeil, Kralle oder Fang gefeit war. Zaxa ritt auf einem kleinen Renn-Wole und trug sein berühmtes Schwert Zil, während die andern aus der Gruppe Reittiere anderer Gattungen ritten.
    Das Aufgebot sprengte in wilder Hatz los und holte Kul rasch ein, der in den Dunklen Wald rannte. Die Verfolger hetzten ihm schreiend und johlend hinterher. Kul sprang von einem Baum und landete mitten unter ihnen, tötete acht von ihnen und rannte davon. Angeführt von Zaxa, setzten die Verfolger nach, vorsichtiger diesmal, sich miteinander beratend und sich knappe Anweisungen zurufend. Kul schlug einen weiten Bogen um die Gruppe, pirschte sich von hinten an sie heran und griff erneut an. Wieder floß Blut in Strömen. Als Zaxa an der Stätte des Gemetzels eintraf, war Kul schon wieder verschwunden, doch nur, um plötzlich aus dem Schatten hervorzutauchen, den Konstabler Fulgis zu packen und ihm den Schädel an einem Baumstamm zu zertrümmern. Doch nun trat ihm Zaxa entgegen.
    Zaxa donnerte: »Ferox, du bist schlau, du bist wild und grimmig, aber jetzt mußt du für deine Untaten bezahlen, und der Preis wird hoch sein!«
    Kul erwiderte: »Zaxa, gestatte mir, dir einen Vorschlag zu unterbreiten: du gehst deines Weges, und ich gehe meines Weges. Dann wird keiner von uns Schaden durch die Hand des anderen erleiden. Es ist ein Plan, welcher uns beiden zum Vorteil gereicht. Vermagst du die Weisheit meines Vorschlags einzusehen?«
    Zaxa trat einen Schritt zurück und überlegte. Schließlich sprach er. »Ohne Zweifel hat dein Vorschlag einiges für sich. Aber ich kam hierher geritten mit der ausdrücklichen und festen Absicht, dir den Kopf mit meinem feinen Schwert Zil abzuschlagen, und es erschiene mir irgendwie sinnlos, jetzt kehrtzumachen und mit leeren Händen nach Pude zurückzureiten. Die Leute würden mich fragen: ›Zaxa, bist du nicht Hals über Kopf zur Stadt hinaus geritten, um den mörderischen Ferox zu vernichten?‹ Und ich könnte darauf bloß erwidern: ›Gewiß! Das war mein Ziel!‹ Dann würden sie sagen: ›Ach, die schlaue Bestie ist dir also entkommen!‹ Worauf ich erwidern müßte: ›Ganz im Gegenteil! Wir begegneten uns und wechselten ein paar höfliche Worte miteinander, und dann ritt ich wieder heim.‹ Die Leute würden vielleicht nichts verlauten lassen, aber ich glaube, daß ich in der ganzen Gegend an

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