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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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ein gewisser Sir Kreim, ist anscheinend bemüht, Gax von Besuchern fernzuhalten, indem er behauptet, seine Gesundheit sei solcher Aufregung nicht mehr gewachsen. Ich habe eine Goldkrone zahlen müssen, um dafür zu sorgen, daß Gax von meiner Anwesenheit in Kenntnis gesetzt wurde, und so bekam ich schließlich meine Audienz, obwohl Sir Kreim es mißbilligte.
    In besseren Jahren muß Gax ein beeindruckender Mann gewesen sein. Noch jetzt überragt er mich um zwei Zoll. Er ist schlank und hager, und seine Stimme klingt wie der Nordwind. Seine Söhne und seine Töchter sind tot. Wie alt er ist, weiß er selbst nicht genau, aber er schätzt, daß er die Siebzig überschritten hat. Niemand bringt ihm irgendwelche Neuigkeiten; er dachte, in Süd-Ulfland regiere noch immer Oriante. Ich versicherte ihm, Aillas, der neue König von Süd-Ulfland, sei ein geschworener Gegner der Ska, und er habe schon ihre Schiffe versenkt und ihnen den Zugang nach Süd-Ulfland versperrt.
    Bei dieser Neuigkeit klatschte König Gax vor Freude in die Hände. Der neben ihm stehende Sir Kreim erklärte, Aillas spiele nur vorübergehend eine Rolle – und warum? Der Grund, fuhr Sir Kreim fort, sei wohlbekannt: Aillas sexuelle Abartigkeit habe ihn kränklich und schlaff werden lassen. Daraufhin spuckte Gax auf den Boden. Ich erklärte, diese ›wohlbekannte Tatsache‹ sei eine verleumderische Lüge, unwahr in allen Einzelheiten. Wer immer Sir Kreim solche Kunde übermittelt habe, so sagte ich, sei ein unwürdiger, verächtlicher Lügner, und ich gab Kreim den Rat, diese Anschuldigungen nicht noch einmal zu wiederholen, wolle er nicht als Verbreiter einer Lüge bezichtigt werden.
    Auch sonst, erklärte ich, befinde Sir Kreim sich im Irrtum: Aillas sei just in diesem Augenblick dabei, die Hochland-Barone tatkräftig in die Schranken zu weisen, und binnen kurzem werde er auch die Ska zurücktreiben.«
    Aillas lächelte säuerlich. »Wieso hast du nicht auch angekündigt, ich würde den Lauf der Flüsse umkehren und die Sonne im Westen aufgehen lassen?«
    Sir Tristano hob die Schultern. »Du hattest mit keinem Wort angedeutet, daß du solchen Ehrgeiz hegtest.«
    »Alles zu seiner Zeit«, sagte Aillas. »Vorläufig habe ich andere Flöhe im Pelz. Aber erzähl mir mehr von König Gax und dem finsteren Sir Kreim.«
    »Kreim ist etwas älter als ich, hat purpurfarbene Lippen und einen schwarzen Bart. Er ist mürrisch und mißtrauisch, und ich bin fast sicher, daß er im Dienste der Ska steht.
    Ich erwähnte andere Ereignisse des letzten Jahres, und Gax wußte nichts davon. Der alte Schurke scheint sich über Kreims Ehrgeiz durchaus im klaren zu sein; aus schierer Bosheit, wie es schien, drehte er sich immer wieder zu ihm um und schrie: ›Kreim, was sagt man dazu!‹ oder ›Kreim, dies sind die Männer, auf die wir bauen müssen, wenn wir uns endlich von den Fesseln der Ska befreien wollen!‹ oder ›Kreim, wäre ich noch einmal jung, ich täte, was Aillas tut!‹
    Schließlich schickte König Gax Sir Kreim unter dem einen oder anderen Vorwand weg. Sir Kreim ging nur widerstrebend und schaute sich dauernd um. Dann vertraute Gax mir an: ›Wie Ihr seht, versinken mein Leben und meine Herrschaft zusammen im Dunkel der Vergessenheit.‹ Und er schaute sich um, als wolle er sich vergewissern, daß niemand ihn belausche. ›Ich habe in meinem Leben schon viele Fehler begangen. Aber einen letzten Fehler gibt es, den ich nicht begehen möchte.‹
    ›Und welcher wäre das?‹
    Gax drohte mir nur mit dem Finger. ›Ihr seid ein kluger junger Mann, Eurer lässigen Maske zum Trotz. Könnt Ihr es Euch nicht denken?‹
    ›Ich könnte mir ein Dutzend Fehler denken, die Ihr begehen könnt. Ihr hofft, daß Ihr es werdet vermeiden können, vor der Zeit zu sterben, und so wandelt Ihr vielleicht auf schmalem Grat.‹
    ›Das ist eine richtige Vermutung. Ich sterbe, aber nur insofern, als jeder Mensch in meinem Alter stirbt. Die Ska haben Geduld; sie werden warten. Aber auf der Hut muß ich sein, denn ich fürchte mich vor Gift oder einem Messer in der Dunkelheit; es wäre ein kalter Tod hier in Jehaundel, wo es keinen Sohn gibt, der den Mord rächen könnte.‹
    ›Ich möchte Euch etwas fragen, aus reiner Neugier. Wie regeln die Gesetze von Nord-Ulfland die Frage der Thronfolge?‹
    ›Anhand der üblichen Erbfolgeregeln; wenn ich sterbe und tot bin, ist es Kreim. Aber seht Ihr diesen Reif auf meinem Kopf? Wäret Ihr töricht genug, ihn anzunehmen, so könnte ich Euch in

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