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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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des Raums. Königin Sollace stand auf, wünschte der Gesellschaft eine gute Nacht, und sodann wurde das Königspaar von Lakaien zu seinen Gemächern geleitet.
    Aillas kehrte durch die große Galerie zu seinem Salon zurück. Da trat aus den Schatten eine beleibte Person in pflaumenfarbener Kutte. »König Aillas! Ich bitte Euch, gewährt mir einen Augenblick von Eurer Zeit!«
    Aillas blieb stehen und musterte das rosige Gesicht von Vater Umphred, wie er sich jetzt nannte. Aillas täuschte keine Herzlichkeit vor. »Was wollt Ihr?« frug er kurzangebunden.
    Umphred kicherte leise in sich hinein. »Ich dachte mir, als erstes unsere alte Bekanntschaft aufzufrischen.«
    Aillas wich angewidert einen Schritt zurück. Unverdrossen fuhr Umphred fort: »Wie Ihr vielleicht wißt, habe ich mit Erfolg die Heilige Botschaft in die Stadt Lyonesse gebracht. Es steht so gut wie fest, daß König Casmir den Bau einer Kathedrale unterstützen wird, auf daß der Name des Herrn in den Mauern seiner glücklichen Stadt gepriesen werde. Dann werde ich, so Gott will, den Bischofshut tragen.«
    »Das schert mich nicht«, erwiderte Aillas barsch. »Ich muß sagen, ich bin einigermaßen überrascht, daß Ihr es überhaupt wagt, mir unter die Augen zu treten.«
    Mit einem jovialen Lächeln und einem Schwenk mit der Hand wischte Vater Umphred jede Spur von Mißgefühl fort, das zwischen den beiden hätte existieren können. »Ich bringe die frohe Botschaft des Evangeliums nach Troicinet! Noch immer herrscht heidnischer Pomp in Troicinet, Dascinet und Süd-Ulfland. Nachts bete ich darum, König Aillas und seinem ganzen Volk das Glück des wahren Glaubens bringen zu dürfen!«
    »Ich habe weder Zeit noch Neigung für solche Dinge«, sagte Aillas. »Mein Volk glaubt oder glaubt nicht, ein jeder nach seinem Geschmack und wie er es für richtig hält, und so ist's recht, und so soll's bleiben.« Er wandte sich zum Gehen, aber Vater Umphred legte ihm eine weiche weiße Hand auf den Arm. »Wartet!«
    Aillas wandte sich um. »Was wollt Ihr noch?«
    Vater Umphred sah ihn mit breitem künstlichen Lächeln an. »Ich bete für Euer persönliches Heil und dafür, daß auch Ihr, wie König Casmir, den Bau einer Kathedrale in Domreis betreiben werdet, auf daß das Wort Gottes um so besser verbreitet werden möge! Und daß diese Kathedrale jener in Lyonesse an Glanz und Pracht gleichkommen möge, könnte ich dann doch vielleicht sogar auf die Erzbischofswürde hoffen!«
    »Ich werde keine christliche Kirche fördern, weder in Domreis noch anderswo!«
    Umphred schürzte gedankenvoll die Lippen. »So denkt Ihr jetzt, aber vielleicht ändert Ihr Eure Meinung noch.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Wieder wandte sich Aillas zum Gehen, und wieder hielt Vater Umphred ihn zurück. »Es ist mir eine große Freude, Euch wiederzusehen, auch wenn meine Gedanken mit Traurigkeit zu den unglücklichen Umständen unserer ersten Begegnung zurückkehren. Bis auf den heutigen Tag weiß König Casmir nicht um Eure alte Identität! Ich bin sicher, daß Ihr nicht wünscht, daß er es erfährt; sonst hättet Ihr ihn gewiß schon selbst aufgeklärt. Sehe ich das richtig?« Vater Umphred trat einen Schritt zurück und musterte Aillas mit freundlichem Interesse.
    Aillas dachte für einen Augenblick nach, dann sagte er in neutralem Ton: »Wenn Ihr bitte mitkommen wollt.«
    Ein Stück weiter blieb Aillas vor einem uniformierten Lakaien stehen. »Sag Sir Hassifa, dem Mohren, er möge bitte zu mir in den kleinen Salon kommen.« Er gab Umphred einen Wink. »Kommt!«
    Umphred, dessen Lächeln jetzt nicht mehr so übertrieben war, folgte ihm. Aillas führte ihn in den kleinen Salon, schloß die Tür, stellte sich vor das Feuer und schaute schweigend in die Flammen.
    Vater Umphred versuchte einen Witz. »In der Tat! Euer gegenwärtiger Stand übertrifft Euren alten bei weitem! Arme kleine Suldrun: ein trauriges Ende fürwahr! Die Welt ist ein Jammertal, und wir sind hier, auf daß wir geprüft und geläutert werden für die glücklichen Tage, die unsrer dort droben harren!«
    Aillas bemerkte dazu nichts. Angespornt durch das Schweigen, das er als tiefe Nachdenklichkeit bei Aillas deutete, fuhr Umphred feurig fort: »Meine kühnste Hoffnung ist es, den König von Troicinet und sein edles Volk ins Heil zu führen, und eine große Kathedrale würde gar die Engel selbst frohlocken machen! Und natürlich blieben in dem Falle, da Euch das lieber zu sein scheint, die Fakten Eurer alten Identität so sicher

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