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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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gegen solche wie Sir Hune; oder mit einem Zauber, der bewirkte, daß Sir Hunes Waffen zusammenschrumpften und erschlafften und alle seine Pfeile ihr Ziel verfehlten. Ein solcher Beistand, so versicherte sich Aillas, würde sich bequem auf Murgens Edikt 9 stützen können, da er mit humanitären Prinzipien begründet werden konnte.
    Auch hatte Aillas auf das Gewicht von Shimrods Gegenwart bei einem Treffen mit den Faktoren von Ys gehofft, welches durch den Gang der Ereignisse jetzt notwendig geworden war. Doch da Shimrod seinen eigenen Geschäften nachging, war Aillas auf sich selbst gestellt und mußte den rätselhaften Oligarchen allein entgegentreten.
    Zuerst einmal mußte er die verantwortlichen Autoritäten identifizieren, was, wie er wußte, kein einfaches Unterfangen sein würde. Nach reiflicher Überlegung entschied er, daß Lord Pirmence der rechte Mann für dieses Unternehmen sei, und sandte ihn aus, das Zusammentreffen zu arrangieren.
    Am späten Nachmittag erstattete Pirmence Aillas Bericht.
    »Ungewöhnlich und bizarr!« antwortete Pirmence auf Aillas' Frage, wie der Tag verlaufen sei. »Diese Leute sind so raffiniert wie Aale! Ich bin zu glauben geneigt, daß sie von den Minoern von Kreta abstammen!«
    »Wie kommt Ihr darauf?«
    »Ich habe keinen klaren Beweis«, sagte Pirmence. »Es ist eher eine Intuition. Die Leute von Ys bewegen sich mit jener Mischung von Arglosigkeit und Geheimniskrämerei, welche ein so charakteristisches Attribut der Minoer ist. Heute haben sie mich so irre gemacht, daß ich hart am Rande eines Schlaganfalls war. Wo immer ich mich nach ihren Magnaten odereinem Ältestenrat oder wenigstens einer einflußreichen Clique erkundigte, erhielt ich lediglich Achselzucken und verständnislose Blicke zur Antwort. Unter Druck gesetzt, runzeln sie die Stirn und schütteln vielsagend den Kopf und starren versonnen in alle Richtungen und bestreiten alsdann die Existenz solcher Autoritäten. Wenn ich mich dann zum Gehen wende, habe ich das Gefühl, daß sie hinter meinem Rücken lachen, und wenn ich mich sodann blitzschnell umdrehe, um sie dabei zu überraschen, sind sie schon wieder ihres Weges gegangen, und das ist die noch schlimmere Demütigung: ich bin ihnen nicht einmal ein spöttisches Lachen wert!
    Schließlich stieß ich auf einen alten Mann, der sich auf einer Bank sonnte. Dieser ließ sich, mit meinen Fragen konfrontiert, wenigstens dazu herab, mich aufzuklären.
    Ys, so erfuhr ich, wird von einem unausgesprochenen Konsensus beherrscht und gelenkt. Sitte und Schicklichkeit nehmen die Stelle zwingender Gesetze ein; in Ys empfindet man das Konzept einer zentralen Autorität als anstößig und, wie mir schien, auch als lächerlich. Ich frug den alten Mann: ›Wer ist dann dazu berechtigt und autorisiert, die Stadt bei einer Beratung mit König Aillas über wichtige Geschäfte zu vertreten?‹ Er bedachte mich mit dem mir schon vertrauten Achselzucken und antwortete: ›Ich wüßte von keinen wichtigen Geschäften und halte es daher auch nicht für richtig, über solche zu beraten.‹
    In dem Moment kam eine freundliche Dame vorbei. Sie half dem alten Mann auf die Beine, und sie gingen selbander davon. Aus der fürsorglichen Art, mit der sie dem Mann begegnete, schloß ich, daß der Alte an einer fortgeschrittenen Form von Altersblödsinn leidet und seine Analyse daher vielleicht nicht ganz akkurat ist.«
    Pirmence hielt inne, um leise in sich hineinzukichern und sich den wohlgestutzten Bart zu putzen. Aillas dachte, daß die Entscheidung, Pirmence nicht auf der Stelle zu hängen, sondern sich zunächst einmal seine ausgefallenen Fähigkeiten zunutze zu machen, sich bis dato vorteilhaft ausgewirkt hatte. »Was geschah dann?«
    Pirmence fuhr mit seinem Bericht fort. »Ich weigerte mich, mich weiterhin durch Ausflüchte oder die Grillen oder Faseleien eines Toren zum Narren halten zu lassen. Ich sagte mir, daß die natürlichen Gesetze in Ys so unerbittlich walten wie anderswo und daß mithin die einflußreichsten Faktoren von Ys unweigerlich auch in den ältesten und feinsten Palästen wohnen würden. Ich besuchte mehrere dieser Paläste und teilte den dort residierenden Faktoren mit, daß, da jeder in Ys die Existenz einer regierenden Körperschaft bestreite, ich es nunmehr selbst auf mich nähme, eine solche zu ernennen, und daß sie sich kraft dieser meiner Ernennung allsogleich als volle Mitglieder dieser Körperschaft zu betrachten hätten. Außerdem gab ich ihnen zur Kenntnis, daß

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