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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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erst einmal zu schauen und abzuwarten, bevor sie Akte begingen, die sie womöglich in den Ruin stürzen konnten: In Wirklichkeit wartete jeder darauf, daß irgend jemand den Mut des neuen Königs auf die Probe stellte. Dieser Friede, so zerbrechlich und provisorisch er auch sein mochte, war eine gute Nachricht.
    Andererseits hatten die Barone nicht den gesamten Umfang von Aillas' Anweisungen befolgt. So hatten nur wenige, wenn überhaupt, ihre bewaffneten Abteilungen aufgelöst, auf daß sie zu produktiverer Arbeit auf dem Feld, im Steinbruch und im Wald zurückkehren und so dem Land zu einem bescheidenen Maß an Wohlstand verhelfen konnten.
    Aillas sandte sogleich Boten zu jeder Burg, Festung und Bergfeste mit der Forderung, daß die Barone oder Ritter oder Grafen – oder wie immer sie sich titulierten – sich mit ihm auf Stronson träfen, der tief im Herzen der Moorregion gelegenen Burg von Sir Helwig.
    Aillas ritt zu dem Treffen in Begleitung von Sir Tristano, dem mürrisch dreinblickenden Lord Maloof und Lord Pirmence, der eitle Gleichgültigkeit zur Schau stellte. Eskortiert wurden sie von einer Streitmacht von dreißig Rittern und hundert bewaffneten Reitern. Der Tag des Zusammentreffens war mit schönem warmen Wetter gesegnet; die Moore rochen frisch nach Heidekraut, Stechginster und Farn; darunter mischte sich der allgegenwärtige elementare Geruch von dumpfigem Torf.
    Die Gesellschaft, die sich auf der Wiese neben Burg Stronson zusammengefunden hatte, bot einen eindrucksvollen Anblick in ihrer schillernden Farbenpracht. Die Barone trugen größtenteils Kettenhemden und metallne Helme; ihre Wämser, Umhänge und Hosen waren von satter Farbe und feinem Gewebe, und viele trugen ärmellose Schurze, die mit persönlichen Emblemen oder den Wappen ihres Hauses bestickt waren. Fast alle hatten Grießwärtel mitgebracht, die Banner mit den freiherrlichen Wappen hochhielten.
    Sechsunddreißig der fünfundvierzig Barone, die zu der Versammlung bestellt worden waren, waren zugegen. Sir Helwig rief sie der Reihe nach auf, und jene, die anwesend waren, traten vor und nahmen an einem halbkreisförmigen Tisch Platz, jeder mit seinem Grießwärtel und seinem Banner im Rücken. Auf der anderen Seite ließ sich Aillas' Eskorte zwanglos nieder. Nicht so indes jene Gefolgsleute und Stammesangehörige, die in Gesellschaft der Barone nach Stronson gekommen waren: Sie standen in Haufen und Gruppen zusammen, wobei sich die Parteien, die miteinander in Fehde lagen, funkelnde Blicke zuwarfen.
    Mehrere Minuten lang betrachtete Aillas die sechsunddreißig mehr oder weniger freundlichen Gesichter. Insgeheim empfand er das Ergebnis als zufriedenstellend, aber die neun Fälle von Aufsässigkeit stillschweigend zu übersehen, würde seine Autorität sofort zum Gespött machen. Hier war in der Tat die Probe, auf die man ihn stellen wollte, und die Barone beobachteten ihn gespannt, während er mit Sir Tristano und Sir Helwigs Wappenherold abseits stand und die Liste der Abwesenden studierte.
    Schließlich trat Aillas vor die versammelte Gesellschaft; wie er so dastand, glattrasiert und von jugendfrischer Schönheit, vor den grauhaarigen und hartgesottenen Baronen der Moore, wirkte er beinahe lächerlich grün und unerfahren, und einige der Barone gaben sich keine Mühe, ihre Meinung zu verhehlen.
    Eher belustigt denn verärgert sprach Aillas eine höfliche Begrüßung und brachte seine Freude über das schöne Wetter zum Ausdruck. Alsdann nahm er seine Liste und verlas die Namen der fehlenden neuen Barone. Als er keine Antwort erhielt, wandte er sich an Sir Tristano: »Sendet je einen Ritter mit fünf Soldaten nach den Heimstätten dieser Schwänzer. Lasset die Ritter mein Mißfallen zum Ausdruck bringen. Lasset sie jedem dieser Säumigen verkünden, da er mich nicht hier auf Stronson aufgesucht oder eine Botschaft mit einer höflichen Entschuldigung zu expedieren für nötig befunden habe, habe er sich statt dessen innert einer Woche in meinem Lager in Ys einzufinden. Lasset ferner jedem von ihnen in aller Klarheit deutlich machen, daß, so er innerhalb der gesetzten Frist nicht vorstellig wird, er seiner Ländereien enteignet und in den Rang eines Gemeinen hinabgestuft wird; darüber hinaus fällt sein gesamter Besitz sofort an den König. Auch müssen diese Säumigen wissen, daß ihre Bestrafung, sollten sie es verabsäumen zu erscheinen, mein erstes Geschäft sein wird. Die Ritter und ihre Begleiter sollen sofort aufbrechen.«
    Aillas

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