Lyonesse 2 - Die grüne Perle
Mitgliedern des Rates und mir oder meinem Bevollmächtigten fungieren. Ihr müßt täglich Bericht erstatten.«
Höflich antwortete Hydelos: »Herr, Eure Anforderungen sind unmöglich und undurchführbar.«
»Hydelos«, versetzte Aillas lachend, »ich empfehle Euch nachdrücklich, den Tatsachen ins Auge zu sehen, ganz gleich wie widerwillig. Ihr müßt Euern Lebensstil ändern, zumindest so lange, bis Süd-Ulfland sich wieder erholt hat. Ihr habt keine andere Wahl, und ich will keine Widerrede hören. Wenn ihr sechs nicht mit mir zusammenarbeiten wollt, werde ich euch auf die Insel Terns verbannen und es mit sechs anderen Einwohnern von Ys versuchen – so lange, bis ich entweder die gebührende Kooperationsbereitschaft gefunden habe, oder bis ganz Ys sich auf jenem scheußlichen Felseneiland wiederfindet.
Meine Forderungen sind keineswegs zu hart; sie sind leicht zu erfüllen. Ich bin euer König, und ich befehle es euch.«
Hydelos erwiderte mit einer Stimme, in der jeder Beiklang von Verdrießlichkeit sorgfältig unterdrückt war. »Wir haben viele Jahre ohne König, ohne Heer, ohne Steuern existiert; die Ska haben uns niemals bedroht, noch dräut uns Gefahr von den Baronen. Warum sollten wir jetzt eilfertig einem troicischen Eroberer gehorchen?«
»Ihr toleriertet Faude Carfilhiot auf Tintzin Fyral; ihr verschlosset die Augen vor den Raubzügen der Ska; ihr erkauftet Frieden für euch mit den Schmerzen anderer! Diese sorgenfreien Tage sind vorbei, und ihr müßt die Kosten der Gerechtigkeit mittragen! Meine Herren, entscheidet euch auf der Stelle; ich werde mich auf keinen Disput mehr einlassen!«
»Nicht nötig«, sagte Hydelos leise. »Wir sind überredet.«
»Sehr gut. Maloof wird euch die Einzelheiten erläutern.« Aillas stand auf, verneigte sich vor den untröstlichen Faktoren und wandte sich zum Gehen. Der Anblick einer hochgewachsenen Gestalt, die sich dem Zelt näherte, ließ ihn innehalten. Nun, da die Konferenz beendet und alle Fragen geklärt waren, hatte Shimrod sich endlich dazu herbeigelassen, im Lager zu erscheinen.
Kapitel 6
I
Während einer Zeitspanne in der Vergangenheit, nicht lange nachdem er sich in Trilda niedergelassen hatte, im Wald von Tantrevalles, war Shimrod im Schlaf von einer Serie von Träumen heimgesucht worden. Sie kehrten Nacht für Nacht wieder, in einer Abfolge, die Shimrod mehr und mehr in Bann schlug, obgleich den Vorkommnissen eine Entwicklung innewohnte, die auf einen verhängnisvollen, wenn nicht gar tragischen Ausgang hindeutete.
Die Träume waren aus mehreren Gründen außergewöhnlich. Der Schauplatz, ein weißer Sandstrand, der zur einen Seite vom Ozean, zur anderen von einer weißen Villa begrenzt war, war stets derselbe. Die Ereignisse wiesen weder unlogische noch groteske Elemente auf; was sie indessen so aufregend und faszinierend machte, war die betörende Schönheit einer Frau, die außer Shimrod als einziges Wesen die Träume bewohnte.
Im ersten Traum fand Shimrod sich an der Balustrade vor der Villa stehend. Die Sonne schien warm; das Geräusch der Brandung kam in träger Gleichmäßigkeit. Shimrod harrte in erwartungsvoller Stimmung. Gleich darauf sah er auf dem Strand eine dunkelhaarige Frau nahen. Sie war von mittlerer Größe und schlanker, fast zerbrechlicher Gestalt. Sie ging barfuß und trug ein ärmelloses weißes Kleid, das ihr bis zum Knie reichte. Sie kam ohne Hast näher und schritt an Shimrod vorüber. Mit einem kurzen beiläufigen Seitenblick auf Shimrod setzte sie ihren Weg fort. Shimrod starrte ihr nach, von atemlosem Staunen erfüllt, und ein sehnsuchtsvoller Schmerz zog ihm durch die Brust.
Der Traum verblaßte und entschwand dorthin, wohin Träume auch immer entschwinden, wenn ihre Zeit vorüber ist, und Shimrod erwachte und starrte in die Dunkelheit.
In der nächsten Nacht kehrte der Traum wieder, ebenso in den darauffolgenden Nächten. Und jedes-mal wurde der Blick der schönen Frau eine Spur wärmer, bis sie schließlich stehenblieb und ihm ihre Aufmerksamkeit schenkte. Er versuchte herauszufinden, wer sie sei und warum sie ihm erscheine; und schließlich bestimmte sie eine Zeit und einen Ort außerhalb des Traumes, wo sie sich treffen könnten. Eine Woge der Freude und der Wonne brandete durch Shimrod, obzwar ihm bewußt war, daß diese Begegnung ihm mit allergrößter Gewißheit Unglück bringen würde. Aus diesem Grund suchte er Rat bei Murgen in der Burg Swer Smod an den Flanken des Teach tac Teach.
Murgen legte das
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