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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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kann. Wir waren zusammen bei der Zerstörung von Burg Dreikiefern; wir hatten uns unter die Bauern am anderen Ende der Wiese gemischt. Torqual erzählte mir, er habe erstens das Terrain sondiert und zweitens den Kern einer Gefolgschaft rekrutiert. Er hat einen Schlupfwinkel in Nord-Ulfland gefunden, von welchem aus er zu seinen Raubzügen nach Süd-Ulfland eindringt. Er hat verbreiten lassen, daß seine bevorzugten Opfer jene sein werden, die dem Befehl des Königs gehorchen – eine Taktik, die bewirkt, daß die Ska ihn gewähren lassen. Mit der Zeit, so glaubt er, werde er seine Macht über das gesamte Hochmoor ausdehnen können.« An dieser Stelle hob Shalles die Schultern.
    König Casmir fragte: »Ihr scheint Erfolg zu bezweifeln?«
    »Auf lange Sicht, ja. Er denkt nur an Zerstörung, welches keine gesunde Basis für eine stabile Herrschaft ist. Gleichwohl, ich kann nicht in die Zukunft blicken. In den Ulflanden ist alles möglich.«
    »So scheint es«, sagte König Casmir versonnen. »So scheint es.«
    Shalles sagte schwermütig: »Könnte ich Euch doch Nachrichten bringen, die Euch freundlicher in den Ohren klingen, hängt doch mein Glück davon ab, daß ich Euch erfreue!«
    König Casmir stand auf, trat zum Kamin und starrte ins Feuer. Nach langer Pause sprach er: »Ihr könnt gehen. Morgen werden wir uns weiter unterhalten.«
    Shalles verneigte sich und schied in freudloser Stimmung. In Anbetracht der abweisenden Miene des Königs und seines Verzichts auf jede freundliche Würdigung seines Wirkens hatte er sich nicht getraut, das Thema Belohnung anzusprechen.
     
    Am darauffolgenden Morgen konferierte König Casmir erneut mit Shalles und versuchte, mehr über Torqual zu erfahren, aber Shalles konnte lediglich seine Aussagen vom Vortag wiederholen. König Casmir reichte ihm schließlich ein versiegeltes Päckchen. »Im Stall steht ein gutes Pferd für Euch bereit. Ich habe eine weitere kleine Mission für Euch. Reitet über den Icnield-Pfad nach Norden, nach Pomperol. Bei dem Dorfe Honriot wendet Euch nach links und reitet durch Dahaut in den Wald von Tantrevalles. Geht nach Faroli und übergebt diese Botschaft in die Hand des Zauberers Tamurello. Ich erwarte, daß er Euch eine Antwort übergeben wird.«
     

II
    Nach angemessener Frist kehrte Shalles nach Haidion zurück. Er wurde sogleich zu König Casmir vorgelassen, dem er ein Paket aushändigte.
    König Casmir schien es nicht eilig zu haben, den Inhalt des Pakets kennenzulernen. Er legte es auf den Tisch, wandte sich an Shalles und fragte in nahezu freundlichem Ton: »Wie war die Reise?«
    »Die Reise verlief gut, Herr. Ich ritt zügig nach Faroli, das ich ohne Schwierigkeiten fand.«
    »Und was haltet Ihr von Faroli?«
    »Es ist ein prachtvolles Haus aus Silber und Glas und kostbarem schwarzen Holz. Silberne Pfosten tragen das Dach, das wie das Dach eines vielseitigen Zeltes ist – wäre es nicht mit grün-silbernen Ziegeln gedeckt. Das Tor wurde von zwei grauen Löwen gehütet, doppelt so groß wie gewöhnliche Löwen, mit einem Fell, so glänzend wie feine Seide. Sie richteten sich auf den Hinterläufen auf und riefen: ›Halt, wenn dir dein Leben teuer ist!‹ Ich gab mich als Abgesandter von König Casmir zu erkennen, und sie ließen mich ohne jede Gemütsbewegung passieren.«
    »Und Tamurello selbst? Ich hörte, er erscheint niemals zweimal in derselben Gestalt.«
    »Was das anbelangt, Herr, so kann ich dazu nichts sagen, sah ich ihn doch zum ersten Mal. Er war groß, sehr dünn und sehr bleich; das Haupthaar war schwarz und zu einem hohen kammförmigen Schopf gerafft. Die Augen leuchteten wie Karfunkelsteine, das Gewand war mit silbernen Zeichen bestickt. Ich überreichte ihm Eure Botschaft, die er sofort erbrach und las. Dann sprach er: ›Wartet hier auf mich! Rührt Euch nicht von der Stelle, oder die Löwen werden Euch in Stücke reißen.‹
    Ich wartete, reglos wie ein Stein, während die Löwen mich belauerten. Bald darauf kam Tamurello zurück. Er gab mir jenes Paket, das ich Eurer Majestät soeben aushändigte, und beschwichtigte seine Löwen, damit ich unbehelligt aufbrechen könne. Ich ritt so geschwind wie möglich nach Haidion zurück, und mehr gibt es nicht zu erzählen.«
    »Gut gemacht, Shalles.« König Casmir schaute auf das Paket, als erwäge er, es nunmehr zu öffnen, aber dann wandte er sich einmal mehr Shalles zu.
    »Und jetzt wollt Ihr wohl für Eure Dienste belohnt werden.«
    Shalles verbeugte sich. »Wenn es Eurer Majestät

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