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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Sklavenjäger der Ska. Diese Episoden waren in den letzten Jahren weniger zahlreich geworden; gleichwohl wurden immer noch gelegentlich Ska-Abteilungen auf dem nur wenige Meilen östlich seiner Burg verlaufenden Hochpfad gesichtet.
    Zudem zählten zu Lord Loftus' Nachbarn einige – wie Mott von Burg Motterby und Elphin von Floon –, die nicht weniger unbändig waren als er selbst, und viele waren Mitglieder einer feindlichen Sippe.
    Burg Clarries angestammter Erbfeind war seit Jahrhunderten die Familie Gosse von Fian Gosse, einer Burg in einer Bergschlucht zwanzig Meilen südlich von Clarrie. Anders als Lord Loftus hatte der junge Lord Bodwy beschlossen, König Aillas in allen seinen Plänen zu unterstützen, in der Hoffnung, daß dadurch der blutige Hader, der seinen Vater, seine Onkel, seinen Großvater und unzählige seiner Verwandten lange vor ihrer Zeit das Leben gekostet hatte, endlich ein Ende fände.
    Bei der Versammlung in Doun Darric war Bodwy an Lord Loftus von Clarrie herangetreten und hatte die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, daß nunmehr Vertrauen und Freundschaft zwischen ihren beiden Häusern erwüchsen. Er wolle, so hatte er versichert, alles in seiner Kraft Stehende tun, um eine Schlichtung des uralten Familienhaders zu erreichen; keinem von beiden, so hatte er zu bedenken gegeben, sei mit einer Fortsetzung der Feindschaft gedient.
    Lord Loftus hatte eine ziemlich kühle Antwort gegeben, dem Sinne nach: Er werde keine neuen Schritte gegen die Gosse unternehmen.
    Um so überraschter war deshalb Lord Bodwy, als er einen Monat später der Schilderung seines Hirten Sturdevant lauschte: »Sie trugen das Grün derer von Clarrie und Clarrie-Epauletten; sie waren zu viert, wenngleich ich keinen von ihnen erkennen konnte. Sie waren überaus unverschämt und legten gegen Euren guten Bullen, den Schwarzen Butz, höchste Grausamkeit an den Tag: Sie zogen eine Kette durch den Ring an seiner Nase und zerrten ihn in wildem Galopp gen Clarrie!«
    Sofort ritt Lord Bodwy mit Sturdevant nach Burg Clarrie, wohin sich seit einem Jahrhundert kein Gosse mehr in friedlicher Absicht begeben hatte. Lord Loftus empfing ihn höflich, und Lord Bodwy ließ den Blick neugierig durch den großen Saal von Burg Clarrie schweifen und äußerte sich bewundernd über einen feinen Wandbehang.
    »Ach, wäre dies doch mein einziger Beweggrund, zu Euch zu kommen!« sprach er alsdann. »In Wahrheit geht es mir um den Schwarzen Butz, meinen Bullen. Sturdevant, erzähl deine Geschichte.«
    Sturdevant sagte: »Herr, um es kurz zu machen: Gestern wurde der Schwarze Butz von vier Männern in Clarrie-Grün von seiner Weide entführt.«
    Lord Loftus brauste sofort auf. »Was? Jetzt beschuldigt Ihr mich allem zum Trotze, Euer Vieh zu stehlen?«
    »Keineswegs!« erklärte Lord Bodwy. »Dazu habe ich viel zu große Achtung vor Euch. Aber Ihr müßt zugeben, die Umstände sind höchst verwirrend. Sturdevant erkannte zweifelsfrei das Grün derer von Clarrie an Männern, die er nicht zu erkennen vermochte. Die Spuren führen zu Eurem Land, verlieren sich indes am Swirling-Flusse.«
    »Es steht Euch frei, mein Grundstück zu durchsuchen«, erklärte Lord Loftus in frostigstem Ton. »Ich werde unverzüglich meine Hirten vernehmen.«
    »Sir Loftus, es ist mir weit weniger daran gelegen, den Schwarzen Butz zu finden, als die Beweggründe für diesen absonderlichen Akt aufzuklären und die, die ihn verübt haben, zu stellen.«
    Trotz vieler sonstiger bewundernswerter Eigenschaften gebrach es Sir Loftus bisweilen an der Fähigkeit, sich auf ungewöhnliche oder nicht sogleich auf der Hand liegende Ideen einzustellen. Sir Bodwys Bulle war gestohlen worden; Sir Bodwy war schnurstracks zu ihm gekommen. Dies ließ nur einen Rückschluß zu: Sir Bodwy hielt ihn für einen Viehdieb, auch wenn er in heuchlerischer Manier das Gegenteil erklärte.
    Noch verwirrter war Lord Loftus, als man gleich darauf den Schwarzen Butz in einem Schuppen hinter seiner Scheune entdeckte, geschlachtet und abgezogen.
    Sir Loftus brauchte eine Weile, ehe er seine Sprache wiederfand. Er schickte nach seinem Gutsverwalter und hieß ihn fünf Silbergulden an Sir Bodwy auszahlen, wenngleich er nach wie vor jede persönliche Verantwortung für die Tat von sich wies.
    Bodwy weigerte sich, das Geld anzunehmen. »Ihr tragt keine Schuld an diesem Akt; ich könnte es nicht über mich bringen, Geld von Euch zu nehmen. Statt dessen will ich einen Karren für den Kadaver hinüberschicken, und morgen

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