Lyonesse 3 - Madouc
sehr schön«, sagte Madouc.
»Das ist unser Ziel. Nun denn: Da du den Elfenhügel in einer besonderen Eigenschaft besuchst und ein gewisses Ansehen erlangt hast, soll es dir gestattet sein, dem Bankett beizuwohnen.« König Throbius trat einen Schritt zurück und spielte lächelnd mit seinem Bart. »Du hast die Einladung vernommen; wirst du sie annehmen?«
Madouc schaute verlegen über die Wiese, unsicher, wie sie am besten antworten sollte. Sie spürte den Blick des Königs auf ihrem Gesicht; als sie einen kurzen verstohlenen Blick auf ihn warf, entdeckte sie einen Gesichtsausdruck, der sie überraschte. Er war wie der, den sie einst in den rotbraunen Augen eines Fuchses erblickt hatte. Madouc blinzelte; als sie erneut hinschaute, war König Throbius' Miene wieder so sanft und würdevoll wie eh und je.
Abermals fragte König Throbius: »Nun, wie entscheidest du dich? Willst du an dem Festschmaus teilnehmen? Die Leibschneiderin der Königin wird dir dein Gewand beistellen – vielleicht ein köstliches Nichts, gewoben aus Löwenzahnflaum, oder ein hauchdünnes Fähnchen aus Spinnenseide, gefärbt mit Granatapfelessenz.«
Madouc schüttelte den Kopf. »Ich danke Eurer Hoheit, aber ich bin für eine solch rauschende Feier nicht gerüstet. Eure Gäste wären mir fremd, mit Bräuchen und Sitten, die mir unbekannt sind, und ich könnte womöglich unbeabsichtigt Anstoß erregen oder mich zur Närrin machen.«
»Elfen sind ebenso tolerant, wie sie mitfühlend sind«, sagte König Throbius.
»Sie sind freilich auch für ihre Streiche berüchtigt und gefürchtet. Ich fürchte mich vor jeglicher Elfenlustbarkeit. Wer weiß, womöglich wache ich am nächsten Morgen als runzlige alte Vettel von vierzig Jahren auf! Vielen Dank, Eure Hoheit! Aber ich muß die Einladung ausschlagen.«
König Throbius, nach wie vor mit einem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht, machte eine Gebärde des Gleichmuts. »Du mußt das tun, was dir lieb ist. Der Nachmittag naht. Dort drüben steht Twisk; geh zu ihr und sag ihr Lebewohl; dann darfst du von Thripsey Shee scheiden.«
»Eine Frage noch, Majestät: Was ist mit den magischen Angebinden, die Ihr mir gewährt habt?«
»Sie sind von vergänglicher Art. Der Kiesel hat seine Kraft bereits verloren. Der Blendzauber wirkt noch ein wenig fort, aber schon morgen wirst du dich vergeblich am Ohr zupfen. Und nun geh und konsultiere deine widerborstige Mutter.«
Madouc trat zu Twisk, die so tat, als gelte ihr ganzes Interesse dem Schimmer ihrer silbernen Fingernägel. »Mutter! Ich werde bald von Thripsey Shee scheiden!«
»Ein weiser Entschluß. Leb wohl!«
»Zuerst, liebe Mutter, mußt du mir mehr von Sir Pellinore erzählen.«
»Wie du möchtest«, sagte Twisk ohne Begeisterung. »Die Sonne ist warm; setzen wir uns in den Schatten der Buche.«
Die zwei ließen sich mit übereinandergeschlagenen Beinen im Gras nieder. Sogleich fanden sie sich von Elfen umringt, die neugierig die Ohren spitzten, um nur ja jedes Wort ihres Gesprächs mitzubekommen. Auch Sir Pom-Pom schlenderte herbei und lehnte sich gegen die Buche, wo ihm gleich darauf Travante Gesellschaft leistete.
Twisk kaute gedankenvoll auf einem Grashalm. »Da gibt es wenig zu erzählen; das meiste weißt du bereits. Nun denn: Folgendes also trug sich damals zu.«
Twisk erzählte die Geschichte mit nachdenklicher Stimme, so als dächte sie an die Ereignisse eines bittersüßen Traumes zurück. Sie gab zu, den Troll Mangeon verhöhnt zu haben, indem sie sein wahnschaffenes Gesicht gelästert und seine Verbrechen gebrandmarkt hatte, zu welchen auch die hinterhältige Taktik gehörte, sich hinterrücks an irgendein argloses Elfenmägdelein heranzuschleichen, es in einem Netz zu fangen und zu seinem, des Trolls, trostlosen Schuppen zu verbringen, woselbst es sodann seinen üblen Zwecken dienen mußte, bis es auf das ärgste zugerichtet und er seiner überdrüssig war.
Eines Tages, als Twisk durch den Wald spazierte, schlich sich der Troll Mangeon auch an sie hinterrücks heran und warf sein Netz nach ihr aus, aber Twisk sprang flink beiseite und floh, verfolgt von dem wutschnaubenden Troll.
Twisk entwischte ihm ohne Mühe, indem sie sich hinter einem Baum versteckte, während Mangeon vorbeitappte. Twisk lachte sich fröhlich eins ins Fäustchen und machte sich auf den Weg zurück zur Madling-Wiese. Unterwegs kam sie über eine lauschige Lichtung, wo sie auf Sir Pellinore stieß, der an einem stillen Weiher saß und dem Treiben der
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