Lyonesse 3 - Madouc
anbieten?«
Travante sann nach. »Das, was ich suche, ist in seinem Wert nicht zu ermessen. Ich muß sorgfältig abwägen.«
Sir Pom-Pom frug: »Was kann ich Throop anbieten, daß er sich von dem Heiligen Gral trennt?«
Die Elfen, die gekommen waren, um zu lauschen, hatten das Interesse verloren und sich einer nach dem anderen davongetrollt, bis nur noch drei Winzkobolde übriggeblieben waren. Die tuschelten jetzt miteinander und bogen sich darauf vor Lachen. Twisk wandte sich zur Seite, um sie auszuschelten. »Was seid ihr mit einem Mal so fröhlich?«
Einer der Winzkobolde rannte zu ihr und flüsterte ihr kichernd und glucksend etwas ins Ohr, und nun begann Twisk selbst zu lächeln. Sie blickte über die Wiese; König Throbius und Königin Bossum besprachen noch immer mit ihren Beamten das bevorstehende Bankett. Twisk gab den Winzkobolden Anweisungen; alle drei trippelten hurtig davon und rannten in einem weiten Bogen hinter die Burg. Twisk unterrichtete unterdessen sowohl Travante als auch Sir Pom-Pom bezüglich der Gastgeschenke, die sie Throop darbieten mußten.
Die Winzkobolde kamen zurück, wieder auf einem indirekten, weit abschweifenden Weg, und jetzt trugen sie ein in einen Fetzen aus purpurfarbener Seide eingeschlagenes Bündel. Sie näherten sich verstohlen und hielten sich im Schatten des Waldes, von wo aus sie Twisk leise zuriefen: »Komm! Komm! Komm!«
Twisk sprach zu den drei Abenteurern: »Laßt uns an einen abgeschiedenen Ort wechseln. König Throbius ist äußerst großzügig, ganz besonders dann, wenn er von seinen Geschenken nichts weiß.«
Vor unerwünschten Blicken geschützt, enthüllte Twisk das Paket. Zum Vorschein kam ein goldenes, mit Karneolen und Opalen besetztes Gefäß. Drei Schnäbel ragten aus seiner Spitze, jeder in eine andere Richtung weisend.
»Dies ist ein Gefäß von großer Nützlichkeit«, erklärte Twisk. »Der erste Schnabel spendet Met, der zweite frisches Bier und der dritte Wein von guter Qualität. Das Gefäß besitzt ein unerwartetes Zubehör zur Vorbeugung gegen unbefugte Benutzung. Drückt man auf diese Onyxperle, verändert sich die Qualität aller drei Getränke zum Schlechteren. Der Met verwandelt sich in eine übelschmeckende, an Spülicht gemahnende Brühe; das Bier bekommt einen Geschmack, wie als wäre es aus Mäusekot gebraut; der Wein wird zu einer ätzenden Säure, vermengt mit Tinktur von Blasenkäfern. Will man den Tränken ihre alte Güte wieder zurückgeben, muß man nur auf diese Perle aus Granat drücken, und alles ist gut. Wird die Granatperle während des normalen Gebrauchs gedrückt, verdoppelt sich die Qualität der Tropfen. Der Met, so heißt es, wird zu einem Nektar von mit Sonnenlicht reich verwöhnten Blüten. Das Bier erlangt eine Würze von feinster Herbheit, während der Wein wie das berühmte Lebenselixier mundet.«
Madouc betrachtete das Gefäß mit Ehrfurcht. »Und was würde geschehen, drückte man die Granatperle gleich zweimal?«
»Niemand wagt es, über diese Ebenen der Vollkommenheit auch nur nachzudenken. Sie sind für die Hehren Wesenheiten reserviert.«
»Und was, wenn man die Onyxperle zweimal drückte?«
»Dunkle Pestjauche, Kakodyl und Kadaverschleim
– das sind die Flüssigkeiten, die den Schnäbeln in dem Falle entquöllen.« »Und drückte man sie dreimal?« erwog Sir Pom-Pom.
Twisk machte eine unwirsche Handbewegung. »Solche Details brauchen uns jetzt nicht zu kümmern. Throop wird nach dem Gefäß trachten, und es wird euer Gastgeschenk sein. Ich kann nicht mehr tun, als euch noch einmal danach zu drängen, nach Süden weiterzuziehen und nicht nach Norden, nach der Burg Doldil. Und nun: Der Nachmittag ist im Schwinden begriffen!« Twisk küßte Madouc und sagte: »Das rosafarbene und weiße Schnupftuch magst du behalten; es wird dir Obdach spenden. Wenn du am Leben bleibst, sehen wir uns vielleicht irgendwann einmal wieder.«
2
Madouc und Travante wickelten das goldene Gefäß wieder in das purpurfarbene Seidentuch ein und hängten es über Sir Pom-Poms kräftige Schultern. Sodann umrundeten sie ohne weitere Umstände die Madling-Wiese und machten sich auf den Weg nach Norden, den Wamble-Pfad hinauf.
An diesem freundlichen Nachmittag herrschte Verkehr auf dem Weg. Sie waren nur eine Meile gewandert, als weit vom das schrille Schmettern von Elfentrompeten erscholl, das mit jedem Augenblick lauter und gleißender wurde. Den Weg herunter stob eine Kavalkade von sechs Elfenreitern in Trachten aus
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