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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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weiter!«
    »Hast du schon einmal von Persilian gehört, dem Magischen Spiegel?«
    »Dem Namen nach; mein Vater erwähnte ihn einmal.«
    König Audry näherte sich den beiden und blieb stehen. Er musterte Madouc von Kopf bis Fuß. »Wer ist diese kleine Sylphe mit dem rotgoldenen Haarschopf? Sie ist mir bereits an der Tafel ins Auge gefallen, als sie mit Prinz Jaswyn plauderte.«
    »Eure Hoheit, erlaubt mir, Euch Prinzessin Madouc von Lyonesse vorzustellen.«
    König Audry zog die Brauen hoch und zupfte sich am prachtvollen Schnauzbart. »Kann dies das Geschöpf sein, von dem wir solch bemerkenswerte Geschichten gehört haben? Ich bin erstaunt.«
    Madouc sagte höflich: »Die Geschichten waren sicherlich übertrieben, Eure Hoheit.«
    »Alle?«
    »Zuweilen hat es meinem Betragen vielleicht an Sanftmut und artiger Vernunft gemangelt; darunter hat mein Ruf gelitten.«
    König Audry schüttelte den Kopf und strich sich durch den Bart. »Eine traurige Situation fürwahr! Aber es ist noch immer Zeit für Wiedergutmachung.«
    Madouc sagte gesetzt: »Eure Majestät hat mich zur Hoffnung ermutigt; ich werde mich nicht der Verzweiflung hingeben.«
    »Es wäre auch schade, wenn Ihr das tätet«, erklärte König Audry. »Laßt uns nun in den Ballsaal schreiten, wo gleich das Tanzen beginnen wird. Was, wenn ich fragen darf, ist Euer Lieblingstanz?«
    »Ich habe keinen, Eure Hoheit! Ich habe mir nie die Mühe gemacht, es zu lernen, und ich kann keinen Tanz vom andern unterscheiden.«
    »Aber Ihr könnt doch gewiß die Pavane schreiten?«
    »Jawohl, Eure Hoheit.«
    »Sie ist einer meiner Lieblingstänze, istsie doch ebenso feierlich wie heiter und darüber hinaus anfällig für tausend hübsche Feinheiten und Verschlingungen, und deshalb soll sie der erste von allen Tänzen sein.«
    Prinz Jaswyn, der die ganze Zeit über dabeigestanden hatte, verneigte sich vor Madouc. »Darf ich die Ehre haben, die Pavane mit Eurer Hoheit zu schreiten?«
    Madouc warf Dhrun einen raschen Blick des Bedauerns zu, dann sagte sie: »Es wird mir ein Vergnügen sein, Prinz Jaswyn.«
    Die Pavane ging zu Ende. Prinz Jaswyn geleitete Madouc zur Seite des Saales. Sie hielt nach Dhrun Ausschau; wie schon zuvor war er nicht sofort zu entdecken, und Madouc schnalzte verärgert mit der Zunge. Warum konnte er nicht an Ort und Stelle verharren? Anerkannte er denn nicht die Dringlichkeit dessen, was sie ihm zu sagen hatte? Madouc schaute in alle Richtungen, versuchte, über die Häupter der Galane hinweg und an den Roben ihrer Damen vorbei zu spähen. Schließlich entdeckte sie Dhrun in Gesellschaft von Prinz Cassander; die beiden betraten gerade den Saal. Madouc entschuldigte sich hastig bei Prinz Jaswyn und marschierte durch den Raum, die beiden Prinzen zu erhaschen, bevor sie womöglich wieder ihrem Blick entschwanden.
    Cassander sah ihr Nahen ohne Vergnügen. Entsprechend hochmütig fiel seine Begrüßung aus. »Je nun, Madouc! Ich wollte meinen, daß du in deinem Element wärest! Hier hast du die Gelegenheit, dich unter die hohe Gesellschaft von Avallon zu mischen.«
    »Das habe ich bereits getan.«
    »Warum tanzt du dann nicht und tollst herum und beeindruckst das junge Volk mit deinem Witz?«
    »Dasselbe könnte ich dich fragen.«
    Cassander versetzte kurzangebunden: »Derlei Belustigung paßt heute abend weder zu meiner Stimmung noch zu der von Prinz Dhrun. Da das so ist ...«
    Madouc schaute Dhrun an. »Auch du bist also saturiert und weltmüde?«
    »Vielleicht nicht in dem Maße, wie Prinz Cassander es schildert«, sagte Dhrun grinsend.
    Cassander runzelte die Stirn. Er sagte zu Madouc: »Dort drüben steht Prinz Raven von Pomperol. Warum erörterst du deine Theorien nicht mit ihm?«
    »Nicht unbedingt jetzt. Auch ich fühle mich ein wenig blasiert. Wohin seid ihr zwei denn gegangen, um den gesellschaftlichen Ansprüchen zu entrinnen?«
    Cassander sagte kalt: »Wir sind woandershin gegangen, um ein paar Augenblicke der Ruhe zu genießen.«
    »Cassander, du bist wahrlich findig! Wo findet man denn bei einer Lustbarkeit von diesem Umfang Ruhe und Abgeschiedenheit?«
    »Hier, da, an dem einen oder anderen Ort«, sagte Cassander. »Es ist ganz unerheblich.«
    »Ich bin trotzdem neugierig.«
    Dhrun sagte: »Prinz Cassander äußerte den Wunsch, den Heldensaal Heroen zu besichtigen, um eine alte Tradition in Ehren zu halten.«
    »Ha! Da kommt die Wahrheit denn ans Licht«, sagte Madouc. »Cassander ist nicht so unbekümmert, wie er tut. Welche Tradition ist es

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