Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
denn, die in Ehren zu halten Cassander sich verpflichtet fühlte?«
    Cassander sprach gereizt: »Es ist bloß eine Grille, nicht mehr. Prinzen von königlichem Blut, die selbst nur für einen kurzen Moment auf dem Thron Evandig sitzen, sind ein langes Leben und eine glückliche Regierungszeit zugesichert – so geht die Legende.«
    »Das ist eine sehr obskure Legende«, sagte Madouc. »Dhrun, hast du ebenfalls dieser Tradition die Ehre erwiesen?«
    Dhrun lachte unbehaglich. »Prinz Cassander bestand darauf, daß ich dieses Privilegium mit ihm teile.«
    »Das war nett von Prinz Cassander. Und hast du auch am Runden Tisch gesessen?«
    »Ganz kurz.«
    Madouc stieß einen Seufzer aus. »Nun denn, da du ja nun durch den Genuß der Abgeschiedenheit beschwichtigt bist, erinnerst du dich noch daran, daß du mir einen Tanz versprochen hast?«
    Dhrun schaute sie verdutzt an, doch nur für einen Moment; dann sagte er: »O ja, das habe ich! Prinz Cassander, wenn ich mich entschuldigen dürfte?«
    Cassander nickte kurz. »Nur zu!«
    Madouc führte Dhrun jedoch nicht auf die Tanzfläche, sondern in den Schatten an der Seite des Saales. »Denk scharf nach!« verlangte sie. »Als du auf dem Thron saßest – hast du da gesprochen?«
    »Nur um die Bedingungen der Tradition zu erfüllen, so wie Cassander sie mir erläuterte. Als er auf dem Thron saß, sprach er einen Befehl, nämlich, daß ich einen Schritt vortreten solle. Ich tat dasselbe, als ich an der Reihe war.«
    Madouc nickte schicksalsschwer. »Dann mußt du jetzt um dein Leben bangen. Du kannst jeden Augenblick verscheiden.«
    »Wieso?«
    »Ich habe versucht, dir von Persilians Weissagung zu erzählen. Sie bestimmt jede Stunde deines Lebens!«
    »Wie lautet diese Prophezeiung?«
    »Sie besagt, daß der erstgeborene Sohn von Prinzessin Suldrun – also du – vor seinem Tod seinen rechtmäßigen Platz an der Cairbra an Meadhan einnehmen und vom Thron Evandig herab regieren wird. Du hast diese Prophezeiung jetzt erfüllt! Du hast an dem Tisch gesessen, und du hast einen Befehl erteilt, während du auf dem Thron Evandig saßest, und jetzt wird Casmir seine Meuchelmörder auf dich hetzen. Du wirst womöglich noch in dieser selben Nacht gemeuchelt werden.«
    Dhrun blieb für einen Moment stumm. »Mir kam in der Tat Cassanders Benehmen schon einigermaßen seltsam vor! Weiß er um die Prophezeiung?«
    »Das ist schwer zu sagen. Er ist eitel und töricht, aber nicht gänzlich rücksichtslos. Gleichwohl würde er Casmirs Befehlen bedingungslos Folge leisten, ganz gleich, wohin sie führen.«
    »Auch wenn sie zum Mord führten?«
    »Er würde Casmirs Befehle befolgen. Aber das braucht er gar nicht, da Casmir andere mitgebracht hat, die über alle einschlägigen Fertigkeiten verfügen.«
    »'s ist ein schauriger Gedanke! Ich werde auf der Hut sein! Drei tapfere Recken aus Troicinet sind bei mir, und sie werden nicht von meiner Seite weichen.«
    »Wann wird dein Vater eintreffen?«
    »Morgen, denke ich. Ich werde froh sein, ihn zu sehen!«
    »Ich auch.«
    Dhrun blickte hinunter in Madoucs Gesicht. Er beugte den Kopf und küßte sie auf die Stirn. »Du hast dein möglichstes getan, um mir diese Gefahr zu ersparen. Ich danke dir, meine liebe Madouc! Du bist ebenso klug, wie du hübsch bist!«
    »Dies ist ein höchst gelungenes Gewand«, sagte Madouc. »Die Farbe heißt Schwarze Rose, und aus irgendeiner Laune des Zufalls heraus paßt sie gut zu meinem Haar. Auch scheint der Stil des Kleides das zu verstärken, was ich wohl meine Figur nennen muß. Ich staune, ich staune!«
    »Worüber?«
    »Du wirst dich gewiß an König Throbius erinnern.«
    »Ich erinnere mich sehr gut an ihn. Alles in allem war er gütig, wenn auch vielleicht ein bißchen töricht.«
    »Ganz recht. Aus bestimmten Gründen warf er einen Blendzauber über mich, welcher große Aufregung verursachte und, um die Wahrheit zu sagen, mich mit seiner fürchterlichen Macht in Furcht versetzte. Mich von der Kraft dieses Zaubers zu befreien, ward ich angewiesen, mit den Fingern meiner linken Hand an meinem rechten Ohr zu ziehen. Und nun frage ich mich, ob ich wohl fest genug gezogen habe.«
    »Hmm«, sagte Dhrun. »Das ist schwer zu beantworten.«
    »Ich könnte noch einmal daran ziehen, um der Ehrlichkeit und der Beruhigung willen. Andererseits, verwandelte ich mich daraufhin umgehend wieder in ein kümmerliches Pflänzchen, so daß mein schönes Gewand schlaff um mich herumschlotterte, wäre ich bekümmert – erst recht, wenn

Weitere Kostenlose Bücher