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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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nach Osten glitt. Der Habicht stieß einen kaum hörbaren wilden Schrei aus.
    Torqual entspannte sich – fast, so schien es, ein wenig widerstrebend, wie als wäre es ihm nicht zuwider, wenn jemand es wagen sollte, sie anzugreifen. Er wandte sich wieder dem Feuer zu und hielt verdutzt inne. Melancthe war aufgestanden und ging langsam auf die Hütte zu; ein Ausdruck der Entrücktheit lag auf ihrem Gesicht. Im trüben Licht hinter der Tür sah Torqual zu seiner Verblüffung die Gestalt einer Frau. Er starrte mit weitaufgerissenen Augen. Spielten seine Sinne ihm einen Streich? Die Frauengestalt schien nicht nur nackt zu sein, sondern darüber hinaus eigentümlich verzerrt, unstofflich und von einem schwachen grünen Lichtschein umgeben.
    Melancthe betrat mit staksigen Schritten die Hütte. Torqual schickte sich an, ihr zu folgen, blieb dann aber unschlüssig neben dem Feuer stehen. Hatte er recht gesehen? Er horchte. Für einen Moment hielt der Wind in seinem Heulen inne, und aus der Hütte drang das leise Murmeln von Stimmen.
    Die Situation konnte nicht länger mißachtet werden. Torqual steuerte mit entschlossenem Schritt auf die Hütte los, doch er hatte noch keine drei Schritte getan, als Melancthe aus der Tür trat, in der Hand ein kurzstieliges Werkzeug aus einem grünlich-silbern schimmernden Metall, das Torqual noch nie zuvor gesehen hatte. Es mochte eine Art Schmuckbeil oder eine kleine Hellebarde sein. Es hatte auf der einen Seite eine verzierte Schneide und auf der andern einen vier Zoll langen Dorn. Ein ähnlicher Dorn ragte aus der Spitze.
    Melancthe näherte sich langsamen und gemessenen Schritts dem Feuer; ihr Gesicht war ernst und düster. Torqual musterte sie mit Argwohn; das war nicht die Melancthe, die er kannte! Irgend etwas Widriges war geschehen.
    Torqual fragte barsch: »Wer ist denn die Frau in der Hütte?«
    »Da ist niemand.«
    »Ich habe Stimmen gehört und eine Frau gesehen. Womöglich war sie eine Hexe, gebrach es ihr doch sowohl an Körper als auch an Kleidung.«
    »Das mag wohl so sein.«
    »Was ist das für ein Werkzeug, das du da trägst? Oder ist es eine Waffe?«
    Melancthe schaute auf das Gerät, als sähe sie es zum ersten Mal. »Es ist ein Beilding.«
    Torqual streckte die Hand aus. »Gib es mir!«
    Melancthe schüttelte lächelnd den Kopf. »Die Berührung der Schneide würde dich töten.«
    »Du berührst es auch und bist nicht tot.«
    »Ich bin gegen grüne Magie abgehärtet.«
    Torqual ging mit langen Schritten zur Hütte. Melancthe schaute teilnahmslos zu. Torqual spähte in die Düsternis: nach links, nach rechts, nach oben, nach unten, aber er fand nichts. Er kehrte nachdenklich zum Feuer zurück. »Die Frau ist fort. Warum hast du mit ihr gesprochen?«
    »Die ganze Geschichte kann ich dir noch nicht erzählen. Für den Moment kann ich dir nur soviel sagen: Es hat ein Ereignis von Bedeutung stattgefunden, welches seit langem geplant war. Du und ich müssen jetzt gehen und tun, was getan werden muß.«
    Torqual sagte in scharfem Ton: »Drück dich klar aus, wenn ich bitten darf, und verschon mich mit deinen Rätseln!«
    »Sehr wohl! Nicht Rätsel sollst du hören, sondern klare Befehle!« Melancthes Stimme war hart und schneidend; sie stand mit hochgerecktem Haupt da, in den Augen ein grünes Glitzern. »Rüste dich und hol die Pferde! Wir verlassen diesen Ort sofort.«
    Torqual starrte mit loderndem Blick über das Feuer. Mit mühsam beherrschter Stimme sprach er: »Ich gehorche weder Mann noch Frau. Ich gehe, wohin ich will, und tue nur das, was ich als notwendig erachte.«
    »Die Notwendigkeit ist gekommen.«
    »Ha! Es ist nicht meine Notwendigkeit!«
    »Sie ist es sehr wohl. Du mußt den Pakt einlösen, den du mit dem Shybalt Zagzig geschlossen hast.«
    Torqual stutzte und zog die Stirn kraus. Nach einem Moment des Überlegens sagte er: »Das war vor langer Zeit. Der ›Pakt‹, wie du ihn nennst, war nicht mehr denn unverbindliches Geplauder bei einem Pokal Wein.«
    »Mitnichten! Zagzig bot dir die schönste Frau auf der Welt an, die dir zu Diensten wäre, wann immer du es wünschtest und wohin auch immer du gingest
    – solange du sie und ihre Interessen verteidigen würdest, sollte dies nottun. Dem hast du zugestimmt.« »Ich sehe keine solche Notwendigkeit«, brummte
    Torqual.
    »Ich versichere dir, daß sie existiert.«
    »Dann erläutere sie mir!«
    »Du wirst dich selbst überzeugen können. Wir reiten nach Swer Smod und tun, was zu tun ist.«
    Torqual starrte

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