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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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unter die letztere Kategorie zu fallen.«
    »Das ist ein Irrtum«, sagte Melancthe höflich. »Das nächste Mal werden wir uns bestimmt nicht lumpen lassen.« Sie wandte sich Torqual zu. »Gehe sofort; bitte Murgen, daß er heraustritt und unsere Stellung bestätigt. Ich warte unterdessen und schaue dem Turnierspiel zu.«
    Torqual schlich sich verstohlen an Vus und Vuwas vorbei, ihre momentane Ablenkung ausnutzend.
    »Wie wär's mit einem neuen Durchgang auf dem Turnierplatz?« rief Melancthe. »Ich werde einen Wetteinsatz machen. Welches ist die Siegerratte?«
    »Einen Moment!« schrie Vus, den Blick auf den davonschleichenden Torqual wendend. »Was ist das für ein ekliger grüner Schatten, der da hinter deinem Rücken kauert?«
    »Ach, das ist nichts von Belang«, erwiderte Torqual. Er beschleunigte den Schritt und erreichte das hohe Eisentor. Die Stimme hinter ihm sagte: »Entblöße nun die Schneide des Beiles und zerschlage die Angeln! Achte darauf, daß du nicht die Spitze beschädigst; sie wird noch für einen anderen Zweck gebraucht!«
    Ein gellender Schmerzensschrei scholl vom Vorhof her. »Schau dich nicht um!« schnarrte die Stimme. Torqual hatte sich bereits umgewandt. Die Greife waren über Melancthe hergefallen und hetzten sie kreuz und quer über den Hof, wobei sie mit krallenbewehrten Füßen nach ihr traten und mit großen hörnenen Fäusten nach ihr schlugen. Torqual stand da und starrte, unschlüssig, ob er eingreifen solle oder nicht. Die Stimme befahl barsch: »Zerschlag die Angeln! Rasch!«
    Aus dem Augenwinkel erhaschte Torqual einen flüchtigen Blick von einer verschwommenen Frauengestalt, welche aus einem hellgrünen Gas geformtwar. Er wandte sich ruckartig ab, von heftiger Übelkeit gepackt; die Augen traten ihm aus dem Kopf, und der Magen drehte sich ihm um, bis er würgen mußte.
    »Zerschlag die Angeln!« krächzte die Stimme.
    Torqual versetzte wütend: »Du hast mich bis hierher getrieben aufgrund meiner leeren Worte mit Zagzig! Ich will sie nicht leugnen, da mir von meiner Ehre nichts geblieben ist als die Heiligkeit meines Wortes! Aber der Pakt, den ich mit ihm schloß, betraf Melancthe, und die ist nun nicht mehr. Dir werde ich nicht dienen; auch hierfür verpfände ich mein Wort!«
    »Aber du mußt mir dienen«, sagte die Stimme. »Willst du einen Anreiz? Was begehrst du? Macht? Wenn du willst, sollst du König von Skaghane werden oder von beiden Ulflanden.«
    »Ich will keine solche Macht.«
    »Dann werde ich dich mit Pein zwingen, auch wenn dies stark an meinen Kräften zehrt; aber dafür sollst du arg leiden.«
    Torqual vernahm ein dünnes Zischen wie von großer Anstrengung; im selben Moment fühlte er sich von scharfen zangenartigen Klauen am Nacken gepackt; sie bohrten sich ihm tief ins Fleisch, und vor Schmerzen schwanden ihm fast die Sinne. »Zerschlag die Angeln mit der Schneide des Beils; gib acht, daß du die Spitze nicht beschädigst.«
    Torqual zog die lederne Hülle von der gewölbten silbergrünen Schneide und schlug damit auf die eisernen Angeln. Sie zerschmolzen wie Butter unter einem heißen Messer; das Tor kippte zur Seite.
    »Tritt ein!« befahl die Stimme, und die Klauen verstärkten den Druck. Torqual torkelte vorwärts in die Eingangshalle von Swer Smod. »Vorwärts! Durch die Galerie hindurch, und flugs!«
    Mit vor Schmerz aus den Höhlen quellenden Augen stolperte Torqual durch die Galerie und gelangte so in die große Halle.
    »Wir kommen just zur rechten Zeit«, sagte die Stimme zufrieden. »Geh voran!«
    In der Halle traf Torqual auf eine befremdliche Szene. Murgen saß steif und still auf seinem Stuhl, festgehalten von sechs langen dünnen Armen von zinngrauer Farbe, die spärlich von schwarzen Haaren bewachsen waren. Die Arme endeten in riesigen Händen, von denen zwei Murgens Fußknöchel umklammerten; zwei weitere hielten seine Handgelenke gepackt; die beiden letzten bedeckten sein Gesicht dergestalt, daß nur seine zwei grauen Augen sichtbar waren. Die Arme kamen aus einer schlitzartigen, direkt hinter Murgens Stuhl klaffenden Öffnung, welche offenbar die Verbindung zu einer anderen Weltherstellte. Die Öffnung war von pulsierendem grünen Licht erfüllt.
    Die Stimme sprach zu Torqual: »Ich befreie dich jetzt von dem Schmerz. Gehorch mir aufs Wort, oder die Pein wird in hundertfacher Stärke wiederkehren! Mein Name ist Desmëi; ich besitze gewaltige Macht. Hörst du?«
    »Ich höre.«
    »Siehst du die gläserne Kugel, die dort an einer Kette

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