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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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schließlich begann er mich fade zu finden, ob berauscht oder nüchtern, und wurde sauertöpfisch. Bei unserer letzten Begegnung platzte er dann mit seinen starren und festgelegten politischen Grundsätzen heraus. Diese bestehen im wesentlichen darin, daß er zwar die Früchte des Sieges genießen will, aber keine der zu seiner Erringung notwendigen Risiken zu tragen bereit ist. Er wird sich unserer Sache mit Freude anschließen, sobald wir beweisen, daß wir die Oberhand über unsere Feinde gewonnen haben.«
    »Das ist zweifellos eine Politik der Vorsicht«, sagte Casmir. »Er hat alles zu gewinnen und nichts zu verlieren.«
    »Das räumte er ein und sagte, es sei im besten Interesse seiner Gesundheit, da nur ein Programm dieser Art es ihm erlaube, des Nachts gut zu schlafen.
    Ich sprach von der Notwendigkeit für ein spezifisches Unternehmen; er machte nur eine wegwerfende Handbewegung und sagte, Ihr bräuchtet Euch seinetwegen keine Sorgen zu machen. Er behauptete, er werde schon den Moment erkennen, wann die Zeit reif sei, und dann werde er mit voller Kraft auf den Plan treten und ins Geschehen eingreifen.«
    König Casmir grunzte. »Hier hören wir die Stimme eines opportunistischen Prahlhanses! Was tatet Ihr als nächstes?«
    »Von Dun Cruighre aus reiste ich mit dem Schiff nach Skaghane, wo ich ein Dutzend Enttäuschungen erlebte, aber keinen Nutzen gewann. Die Ska sind nicht nur unverständlich und undurchsichtig in ihrem Reden, sondern auch großspurig in ihrem Auftreten. Sie wollen weder Bündnisse, noch brauchen sie welche und hegen eine unumstößliche Abneigung gegen alle Nicht-Ska. Ich brachte die vorliegende Angelegenheit zur Sprache, aber sie wischten sie beiseite und sagten weder ja noch nein, so als sei die Sache ausgemachter Unsinn. Aus Skaghane bringe ich daher überhaupt keine Nachricht mit.«
    Casmir erhob sich und begann auf und ab zu schreiten. Dann sprach er, mehr zu sich selbst als zu Sir Baltasar: »Sicher sind wir nur unserer selbst.
    Dartweg und seine Kelten werden uns letztendlich dienen, aus purer Habgier heraus. Pomperol und Blaloc werden stillhalten, gelähmt von Furcht. Ich hatte auf Verwirrung oder gar Aufruhr und Rebellion unter den Ulf gehofft, aber sie verkriechen sich nur wie störrische Tiere in ihren Hochtälern. Torqual hat trotz meiner hohen Auslagen nichts getan. Er und sein Hexenweib sind flüchtig; sie marodieren bei Nacht in den Mooren und verstecken sich bei Tag. Die Bauern betrachten sie als greuliche Dämonen. Früher oder später wird man sie stellen und abschlachten wie wilde Tiere. Niemand wird ihnen nachtrauern.«
     

2
    Shimrod saß in seinem Garten und döste schläfrig im Schatten eines Lorbeerbaums. Sein Garten war in bestem Zustand. Rosafarbene Stockrosen standen wie schüchterne Mägdelein in einer Reihe vor der Vorderseite seines Hauses; woanders wuchsen blauer Rittersporn, Gänseblümchen, Ringelblumen, Alyssum, Eisenkraut, Goldlack und viele andere Blumen und Kräuter in planlosen Büscheln.
    Shimrod saß mit halbgeschlossenen Augen da und ließ seine Gedanken ziellos und ungehemmt schweifen. Und wie sie so schweiften und wanderten, kam ihm eine interessante Idee: Wenn Gerüche durch Farben veranschaulicht werden konnten, dann konnte der Duft von Gras nichts anderes als ein frisches Grün sein. In gleicher Weise mußte der Wohlgeruch einer Rose seine optische Verkörperung unvermeidlich in einem samtenen Rot finden, und das Aroma einer Sonnenblume mußte ein hinreißendes Violett sein.
    Shimrod dachte sich ein Dutzend weiterer solcher Entsprechungen aus und war überrascht, wie oft und wie stark seine mittels Induktion hergeleiteten Farben mit der natürlichen und unwiderleglichen Farbe des Gegenstandes übereinstimmten, von welchem der Geruch ausging. Es war fürwahr eine bemerkenswerte Übereinstimmung! Konnte sie schlichter Koinzidenz zugeschrieben werden? Selbst der herbe Geruch des Maßliebchens schien in vollkommenem Einklang mit dem so spröden und klaren Weiß der Blume selbst zu stehen.
    Shimrod lächelte und fragte sich, ob hinsichtlich der anderen Sinne ähnliche Korrespondenzen existieren mochten. Der Geist ist ein wunderbares Instrument, dachte Shimrod; ließ man ihn ungezügelt wandern, gelangte er mitunter zu den wunderlichsten Orten.
    Shimrod schaute einer Lerche nach, die über die Wiese flog. Die Szene war friedvoll. Vielleicht zu friedvoll, zu idyllisch, zu heiter. Es war leicht, melancholisch zu werden, wenn man daran dachte, wie

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