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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Reichtum und meine magische Macht mit mir teilen; ich schwöre es! Zertrenne Joalds Bande!«
    Torqual trat langsam vor. Tamurello begann einsilbige Worte von tiefer Bedeutung zu singen. Sie zerrissen die Luft und regten Torqual zu halb hypnotischer Bewegung an. Sein Arm hob sich; die Schneide blitzte. Die Klinge sauste herab! Der Strang, der Joalds rechtes Handgelenk fesselte, löste sich.
    »Schneide!« schrie Tamurello.
    Torqual schnitt; die Bande, die Joalds Ellenbogen an das Brett hefteten, zerrissen mit einem schnappenden Geräusch. Der Arm erzitterte und begann sich zu regen.
    »Schneide!«
    Torqual hob das Schwert und zertrennte den Strang an Joalds Hals. Tamurellos Singsang hallte mit solcher Macht durch die Burg, daß die Steine sangen und bebten.
    »Schneide! Schneide! Schneide!« kreischte Tamurello. »Murgen, o Murgen! Schmecke meinen Triumph! Schmecke ihn und weine bittere Tränen über den Verderb, den ich deinen hübschen Dingen bringen werde!«
    Torqual zerschnitt das Band, das Joalds Stirn umspannte, während Tamurello den großen Zauberspruch intonierte: den furchtbarsten Gesang, den die Welt je gehört hatte. Tief unten auf dem Grunde des Ozeans nahm Joald träge Kenntnis von der Lockerung seiner Fesseln. Er zerrte an seinen verbliebenen Fesseln; er spannte die Muskeln, wand sich und strampelte. Sein Fuß stieß gegen die unterseeischen Grundpfeiler des Teach tac Teach, und das Land erbebte. Joalds gigantischer schwarzer rechter Arm war frei; er hob ihn, wild mit den monströsen schwarzen Fingern nach den Grundfesten der Älteren Inseln tastend, auf daß er sie zerstöre. Der Arm durchbrach die Oberfläche des Ozeans; gewaltige Massen grünen Wassers stürzten in tosenden Kaskaden herab und wühlten das Meer zu einem brodelnden Gebirge von Gischt auf. Mit ungeheurer Kraftanstrengung bäumte Joald sich auf und stieß den Kopf an die Oberfläche, so daß urplötzlich eine neue Insel entstand, mit einem scharf gezackten knöchernen Gebirgskamm in der Mitte; zweihundert Fuß hohe Wellen brandeten in alle Richtungen davon.
    In Trilda schlug Shimrod ein viertes und letztes Mal den silbernen Gong an; als auch dieser Versuch nichts fruchtete, wandte er sich ab und trat zu einem Kasten, der an der Wand hing. Er öffnete die Tür, sprach drei Wörter und richtete den Blick auf eine kristallene Linse. Einen Moment lang stand er wie erstarrt; dann rannte er zu seinem Schrank, schnallte das Schwert um, setzte sich eine Kappe auf den Kopf und stellte sich auf eine Platte aus schwarzem Stein. Er sprach eine Zauberformel und stand im Nu im Vorhof von Swer Smod. Vus und Vuwas spielten immer noch mit dem blutigen Fetzen, der einmal Melancthe gewesen war. Auf ihr Geheiß vollführte er unter ruckartigen Zuckungen einen grausigen Tanz, während die beiden Greife vergnügt kicherten und die unverwüstliche Lebenskraft des blutigen Fleischklumpens bestaunten. Sie warfen Shimrod einen kurzen argwöhnischen Blick zu, gerade lang genug, um ihn zu erkennen, und wandten sich dann wieder ihrem schauerlichen Vergnügen zu.
    Shimrod trat durch das zerstörte Eisentor, und sofort spürte er die Kraft von Tamurellos Zauber. Er rannte die Galerie hinunter und stürmte in die große Halle. Murgen saß nach wie vor auf dem Stuhl, festgehalten von den sechs Armen von Xabiste. Das Wieselskelett schien, während es den großen Zauberspruch sang, seine Gestalt zu verändern und sich mit Materie zu füllen. Torqual, der neben dem Tisch stand, bemerkte Shimrods Erscheinen. Er stellte sich ihm mit erhobenem Schwert entgegen.
    Shimrod schrie: »Torqual! Bist du von Sinnen, daß du Tamurello gehorchst?«
    Torqual erwiderte mit dumpfer Stimme: »Ich tue, was ich will.«
    »Dann bist du mehr als nur von Sinnen und mußt sterben.«
    »Du bist es, der sterben wird«, sagte Torqual mit schicksalsschwerer Stimme.
    Shimrod zückte sein Schwert und sprang vorwärts. Er ließ die Klinge auf das Wieselgerippe niedersausen und spaltete es bis zum Becken. Der Singsang verstummte jäh, und Tamurello sank zu einem Haufen zuckender Knochensplitter zusammen.
    Torqual blickte auf das Abbild von Joald, das sich jetzt mit Macht gegen die verbliebenen Fesseln stemmte. Torqual murmelte tonlos: »Das ist also der Zweck meines Lebens? Ich bin in der Tat von Sinnen.«
    Shimrod schwang sein Schwert in einem weiten kreisförmigen Streich; wäre Torqual nicht im letzten Moment zur Seite gesprungen, hätte die Klinge ihm den Kopf vom Rumpf getrennt. Wilder Zorn

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