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Lyra: Roman

Lyra: Roman

Titel: Lyra: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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muss es gewesen sein.«
    Sunny lächelte, weil sie wusste, wie Geschichten wie diese manchmal erzählt wurden.
    »So ist es jedenfalls überliefert«, stellte Danny fest.
    Mike hörte etwas wuseln, rascheln. Hilfesuchend und kraftlos streckte er die Hand danach aus und berührte ein kleines Tier, das neben ihm saß. Erschrocken zog er die Hand zurück.
    Da summte das Tier eine Melodie.
    Und Mike erkannte sie. Hier, an diesem verlassenen Ort, mitten in den tiefen Wäldern.
    »Ich habe dich gefunden«, krächzte er mit letzter Kraft und streckte die Hand erneut nach dem Tier aus. Und er wusste, dass er am Ende der Reise angekommen war. Er spürte es, im Augenblick des nahen Todes, dass er endlich die Frau aus seinen Träumen gefunden hatte.
    Als er sie erneut berührte, da war ihre Haut weich und warm und noch feucht vom Wasser, und sie war nicht mehr das Fell, das er noch vorhin gespürt hatte. Eine Hand ergriff seine, und eine andere Hand strich ihm das Haar aus dem Gesicht.
    »Du hast mich gefunden«, erwiderte eine Frauenstimme, die wunderschön war.
    Mike gestand: »Ich habe von dir geträumt.«
    Ihre Hand, die seine hielt, zitterte. »Dann bist du es wirklich«, hauchte sie, und er spürte, wie sie vor Glück zu weinen begann. Ihre Tränen waren wie Musik im Wind, und dann wurde das leise Weinen zu einem Lachen, in dem das Glück wilde Sprünge machte. Die Luft war von einem leichten Surren erfüllt und von Wärme, und Mike wusste, dass genau das geschah, wovon er so oft geträumt hatte. Es war überall, und er musste es nicht sehen, um zu wissen, was es Er wusste, dass ihr Lachen zu Hunderten von Glühwürmchen wurde, die eine leuchtende Wolke waren. Mike spürte die kleinen Körper auf seinem Gesicht. Sie bedeckten seine Augen und brachten das nahe Licht ihres Lachens in seine Augen zurück.
    »Zum ersten Mal sah er sie vor sich«, sagte Danny. »Sie sah aus wie in seinen Träumen.«
    Moonglow war ihr Name.
    »Sie war eine Anishinabe.«
    Ihr Vater hatte sich einst mit den weißen Siedlern eingelassen und ihnen dabei geholfen, die Sioux und die Ojibwe, die Anishinabe und die Algonkin nach Nebraska zu verbannen. Ein Schamane hatte ihn daraufhin mit einem Fluch belegt. Die Tochter, die ihm im Sommer des folgenden Jahres geschenkt würde, sollte sich in ihrem neunzehnten Sommer in einen Otter verwandeln, der so lange einsam in den Seen und Flüssen und Wäldern leben müsste, fernab seiner Familie und andauernd in der bangen Angst, getötet zu werden, bis jemand sie von diesem Schicksal erlöste. Es müsste ein Weißer sein, der seine Heimat in einem fernen Land verlassen hatte.
    »Nur wenn jemand in diese Gegend käme«, erklärte Danny, »der sie suchen und ihre Schönheit in der Ottergestalt erkennen würde, wäre sie, so hieß es, von dem Fluch befreit.«
    Sunny schenkte ihm einen verträumten Blick, »Es war Schicksal, dass sie einander begegneten.«
    »Schicksal?«
    »Bestimmung«, sagte Danny.
    »Glaubst du daran?«
    Er hielt ihrem Blick stand. »Du etwa nicht?«
    Sie sagte nichts.
    Danny beugte sich zu ihr. »Siehst du, dort drüben?«
    Etwas plätscherte in dem dunklen Wasser des Creek.
    »War das ein Otter?«, fragte Sunny überrascht. Sie sprang auf. »Und das dort drüben...«
    Auch Danny sah die Glühwürmchen, die am Ufer des Creek in der Nacht schwebten und alles mit Licht besprenkelten. Wie winzige Sterne, die durch die Dunkelheit glitten.
    Sie kamen auf sie zu, Sunny bewegte sich nicht. Wie in Trance streckte sie die Arme aus. Ihre Finger berührten die schwebenden Sterne.
    Die Glühwürmchen bedeckten ihr Gesicht, bis alles an ihr gülden und warm schimmerte, und als sie blinzelte, da waren sie verschwunden.
    »Herrje, Danny, was war das?«
    »Was?« »Habe ich wirklich gesehen, was ich gesehen zu haben glaube?«
    »Es war nur eine Geschichte.«
    Sie starrte ihn an. »Das war magisch.« Ihre Augen leuchteten.
    Er beugte sich zu ihr. Seine Hancl begann ihre Bluse aufzuknöpfen. Sie ließ sich niedersinken ins Gras, und Dannys Finger streiften ihr den Stoff von den Brüsten. Dann küsste er ihren Bauch.
    »Alles«, flüsterte er, »ist magisch.«
    Sie lachte, hauchte: »Hör nicht auf damit, okay?!«
    Er versank in ihren Augen, die gerade einen flüchtigen Blick auf die Wunder erlangt hatten, die man mit den Geschichten heraufbeschwören konnte. Sie neigte den Kopf und zog ihn zu sich, packte seine Haare, und dann küssten sie sich leidenschaftlich. Sie streiften sich die restlichen Kleider ab und

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