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Lyra: Roman

Lyra: Roman

Titel: Lyra: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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liebten sich laut und hemmungslos im hohen Gras, während der Red Lake Creek irgendwo in der Finsternis jenseits des Lagerfeuers rauschte. Sunnys Körper war der einer Katze in der Nacht. Sie kratzte und biss und ließ Danny all die Dinge tun, die von Poeten in Worten verborgen werden, weil sie für niemandes Augen bestimmt sind außer für jene, die ihren Verstand in winzige Splitter explodieren lassen, während sich ihre schweißnassen Körper ineinander verschlingen, so tief und fest wie Tiere, die einen Kampf austragen, es tun, und das alles nur, um später ruhig beieinanderzuliegen und die Haut des anderen zu riechen und zu liebkosen, als könnten sie nicht fassen, wie nah sie einander gekommen waren.
    Als es vorbei war, blieben sie erschöpft im Gras liegen.
    Danny betrachtete ihren nackten Körper im flackernden Licht des Feuers. Schatten wanderten auf ihr entlang und ließen ihn wünschen, diesen Anblick in einen Song kleiden zu können.
    »Du musst niemals wieder etwas anziehen«, flüsterte er.
    Sie spielte mit seinem Haar herum. »Könnte kalt werden im Winter.«
    Er griff hinter sich, wo irgendwo der Rucksack lag. Dann nahm er ihre Hand, küsste sie und steckte ihr einen Ring an den Finger.
    »Du musst nur den hier tragen, nichts sonst.«
    Sie starrte ihn an. Die bissige Katze bekam Tränen in die Augen. »Oh, Danny, ich...«
    »Heirate mich«, sagte er.
    Sie betrachtete den Ring an ihrem Finger und sagte nur: »Wow!«
    »Wow?«
    Sie küsste ihn, umarmte ihn. »Ja«, flüsterte sie, »verdammt, Danny, ja.« Sie schloss die Augen, und dann schrie sie es in die Nacht hinaus: »Ja!« Damit es alle hören konnten, die nicht lauschten. »Ja, ich heirate dich, du verrückter Kerl.« Und während die Nacht um sie herum ein tagheller neuer Song wurde, begleitete Sunnys laut klingendes Lachen jeden der Küsse, die sie noch lange Zeit im Gras versinken ließen.
    Wie Mike Driscoll, so war auch Danny in dem Moment am Ende seiner langen und rastlosen Reise angelangt. Er wusste, was er all die Jahre über gesucht hatte. Dort, mit ihr, wusste er es. Endlich, endlich hatte er für immer ein Zuhause gefunden.
    The Bailad of Sailor and Sunny, Er seufzte und richtete den Blick auf die immer schlechter werdende Straße vor ihm.
    Sunny hatte nur ein kurzes Aufflackern dessen erblickt, was er tun konnte. Die Fähigkeit, andere in die Geschichten hineinzustoßen, die man ihnen erzählte, war etwas, was er niemals anwandte.
    Helen Darcy hingegen hatte es getan.
    Danny konnte sich noch gut an den Tag erinnern, an dem sein altes Leben das neue vergiftet hatte.
    Er war nach Hause gekommen, und Sunny hatte ihn bereits erwartet. Seine Mutter hatte angerufen. Zwei Stunden hatten die beiden schon miteinander telefoniert. Er hatte sofort geahnt, dass etwas nicht stimmte. Sie war noch in der Leitung, und er hatte sich den Hörer geben lassen.
    »Warum rufst du an?« Danny war nicht höflich gewesen.
    »Ich wollte euch zur Hochzeit gratulieren.«
    »Lass uns in Ruhe.«
    Helen Darcy hatte zuerst geschwiegen, und dann hatte sie ihren Sohn gewarnt. »Sei vorsichtig.«
    Danny hatte gar nicht wissen wollen, wovor sie ihn warnte.
    »Woher hast du die Telefonnummer?« Er hatte seit Jahren nichts mehr mit seiner Mutter zu tun gehabt. Und das war gut so gewesen.
    »Eine Mutter weiß so was«, hatte sie nonchalant von sich gegeben.
    Mittlerweile wusste er, woher sie die Telefonnummer gehabt hatte.
    Diese Hexe!
    Sie hatte Sunny jedenfalls eine Reihe von Anekdoten von früher erzählt, und daneben hatte sie kurz und beiläufig erwähnt, dass Danny früher als Jugendlicher hinter jedem Rock zwischen Prestwick und Stranraer hergewesen wäre. Danny sei immer ein so liebenswerter Junge gewesen, doch wenn er eine Freundin mit einem anderen Mädchen aus der Schule betrogen hätte, nein, das wäre bei ihr nie auf Verständnis gestoßen. Sie fände es so schön, dass er es nun endlich geschafft habe, einer Frau treu zu bleiben, was, das hatte sie dann auch noch angemerkt, bei einem Musiker bestimmt nicht einfach sei, weil er ja permanent auf den Konzerten von weiblichen Fans belagert würde. Das waren die Punkte, die sie ganz besonders betont hatte.
    Das war alles gewesen.
    Aber Danny wusste, wie kurz die Geschichte sein musste, um ihre Wirkung zu entfalten.
    Helen Darcy hatte es geschafft, dass Sunny ihn mit dieser anderen Frau gesehen hatte.
    Das war das Problem.
    Nächtelang hatte Danny, nachdem Sunny gegangen war, überlegt, ob er es ihr einfach sagen

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